Willicher zeigen Wege aus der Angst

Die Selbsthilfegruppe „Angst, Panik und Depressionen“ hat ins Begegnungszentrum Krumm eingeladen.

Wekeln. Christel Schneider erkrankte an einer Angststörung. Die Probleme häuften sich. Eine Weile lang ging gar nichts mehr. „Ich bin dann in eine Selbsthilfegruppe hineingeschlittert.“ Das habe ihr geholfen, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Heute leitet sie die Willicher Selbsthilfegruppe „Angst, Panik und Depressionen“.

„Ich wollte etwas an andere Betroffene weitergeben“, sagt Christel Schneider. Die Willicher organisierten jetzt im Begegnungszentrum Krumm die Infoveranstaltung „Wege aus der Angst“ mit Fachvorträgen und Informationsmaterial. Bürgeremeister Josef Heyes hatte die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen.

Zahnarzt Dr. Thomas Meyer sprach zum Thema „Zahnarztangst“ und über Möglichkeiten, sie zu überwinden. Er riet dazu, nur zu einem Zahnarzt zu gehen, bei dem man sich wohlfühlt. „Sie haben das Recht, fünfmal am Tag den Arzt zu wechseln, wenn sie möchten“, betonte er.

Aufklären war das erklärte Ziel der Organsiatoren. Schätzungen zufolge leiden 25 Prozent der Bevölkerung an Angststörungen und Depressionen. „In Deutschland sind das etwa 20 Millionen Menschen“, sagte Udo Falke.

Der ehemalige Polizeibeamte war selbst betroffen, erlitt Panikattacken, konnte selbst nicht glauben, dass er eine Angststörung haben sollte. Doch die Panikattacken wurden immer schlimmer, vermeintlich einfache Dinge wie Auto fahren waren nicht mehr möglich. Falke nahm Medikamente, die ihn zunächst süchtig machten. Er absolvierte Hypnose- und Verhaltenstherapien. „Dann wurde ich auf eine Selbsthilfegruppe aufmerksam und war begeistert davon“.

Inzwischen ist Udo Falke Onlineberater der Deutschen Angst- Selbsthilfe und hat zahlreiche Gruppen für Betroffene gegründet. „Ich möchte informieren und Mut machen“, sagte er. Etliche Zuhörer waren gekommen und stellten viele Fragen. „Angesichts der unheimlich großen Anzahl Betroffener hätte ich mehr Gäste erwartet“, sagte Falke. Angsterkrankungen seien immer noch ein Tabuthema. „Angst steht noch immer für Schwäche. Doch eine Angsterkrankung kann jeden treffen.“

Eine Angsterkrankung hat häufig dramatische Auswirkungen auf Beruf, Familien- und Freundeskreis. „Man fängt an, viel zu vermeiden, besitzt kein Selbstwertgefühl mehr, hat Katastrophengedanken und Schlafstörungen“, sagte Falke. Körperliche Symptome wie Atemnot oder Asthma können psychische Ursachen haben. Doch Falke betonte: „Es gibt Wege aus der Angst!“

Hilfe kann man beim Hausarzt oder bei der Deutschen Angst-Selbsthilfe finden. „Es ist wichtig, wirklich angstfrei leben zu wollen und bereit zu sein, dafür etwas zu tun“, sagte Falke. Denn die Überwindung der Angst kostet Kraft und erfordert Geduld. Aber es lohnt sich. Falke: „Die Heilungschancen, aus einer Angst- und Panikerkrankung herauszukommen, sind sehr groß“. Dafür müsse man jedoch etwas tun. „Denn von nix kütt nix!“

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