Willicher Priester zeigt sich selbst an

Justiz: Der Geistliche räumt ein, Jugendliche über Jahre missbraucht zu haben. Zurzeit muss er sich vor einem Gericht in Johannesburg/Südafrika verantworten.

Kreis Viersen. Jetzt ist es wohl definitiv: Der aus Willich stammende Geistliche Georg Kerkhoff hat sich bereits während seiner Zeit in Deutschland an Minderjährigen vergangen. Der 51-Jährige hat bei der Staatsanwaltschaft Krefeld Selbstanzeige erstattet. Darin bekennt er sich zu seiner Schuld. "Er bittet um Entschuldigung und möchte, so gut er kann, helfen, es wieder gut zu machen", erklärte dazu gestern das Bistum Aachen in einer Stellungnahme.

Der Priester war von 1994 bis 2007 in verschiedenen Pfarrgemeinden des Bistums eingesetzt, unter anderem in St. Tönis, Kempen und Nettetal. Vor drei Jahren war er nach Johannesburg in die Auslandsseelsorge gegangen und hatte dort die deutsche Gemeinde St. Bonifatius übernommen. Obwohl es in seinem Heimatbistum bereits Hinweise auf sexuelle Übergriffe gegeben hatte.

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen, weil der Pfarrer in Südafrika während eines Kommunioncamps Jungen sexuell belästigt haben soll. Dort läuft inzwischen der Prozess, der 51-Jährige bestreitet bislang die Vorwürfe.

In Deutschland hatte sich unterdessen eine Initiative eingeschaltet, die darauf spezialisiert ist, sexuellen Missbrauch von Priestern aufzudecken. Gemeinsam mit einem Hamburger Nachrichtenmagazin ermittelte diese unter anderem in Nettetal. Daraufhin hatte das Bistum einen eigenen Ermittler ernannt. Nach weiteren Veröffentlichungen, unter anderem in der Westdeutschen Zeitung, waren die Vorwürfe in jüngster Zeit immer konkreter geworden.

Kürzlich hatte sich ein heute 19-Jähriger gemeldet. Er sei bereits als Zehnjähriger von dem Pfarrer missbraucht worden. Ein anderer Junge berichtete von Alkohol- und Drogenexzessen. Sex sei ein Dauerthema gewesen. Der Pfarrer habe sich das Vertrauen der Minderjährigen erschlichen. Sein Computer sei voll mit Pornos gewesen, er habe sich in einschlägigen Foren bewegt.

Und immer wieder war das Bistum Aachen angegriffen worden, weil es Hinweise nicht zur Kenntnis genommen haben soll. In der WZ hatte ein Bistums-Sprecher einen anonymen Hinweis eingeräumt. Darauf könne man schlecht reagieren, wurde erklärt.

Jetzt war der öffentlich aufgebaute Druck offenbar so groß geworden, dass der Priester die Flucht nach vorne antrat. Ob und wann es zu einem Prozess in Deutschland kommt, ist völlig offen, zumal das Verfahren in Johannesburg gerade erst eröffnet wurde.

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