Willich/Tönisvorst: Wenn der Blitz einschlägt

Wie kann man sich schützen? Die Feuerwehren sind mit entsprechenden Anlagen ausgerüstet.

Willich/Tönisvorst. Der Blitz schlägt in ein Reihenhaus ein und setzt den Dachstuhl in Brand. 45 Feuerwehrleute rücken an, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Die Bewohner können sich in Sicherheit bringen, müssen sich aber vorübergehend eine andere Wohnung suchen. Was sich am Montag an der Hülser Straße in St. Tönis abgespielt hat, könnte sich so oder ähnlich bei jedem Gewitter wiederholen. Denn die wenigsten Privathäuser haben einen Blitzschutz.

Nach Auskunft von Thomas Metzer, Willicher Wehrführer und stellvertretender Kreisbrandmeister, gibt es von Seiten der Feuerwehr keine Empfehlung oder gar Vorschrift, ein solches Gerät privat zu installieren.

Versicherungen verhängen allerdings entsprechende Auflagen, etwa wenn in einem Haus teure und hochempfindliche elektrische Anlagen installiert sind, berichtet Peter Kreutzer, bei der Stadt Willich für den Feuerschutz zuständig. Deshalb sind zum Beispiel die Gerätehäuser der Willicher Feuerwehr komplett mit Blitzschutzanlagen ausgestattet.

"Nur eine solche Anlage kann umfassenden Schutz garantieren", sagt Metzer. Sie besteht aus einem inneren und einem äußeren Teil. Während der Innere vor Überspannungsschäden an Elektrogeräten schützt, bewahrt der Äußere das Haus vor Bränden. Dabei reicht ein acht bis zehn Millimeter starker Metalldraht (entweder Kupfer, eine Aluminiumlegierung oder Stahl), um die mehreren tausend Volt des Blitzes in die Erde abzuleiten.

"So etwas gibt es nicht zum Nulltarif", betont Metzer. Nicht nur die Montage durch einen Fachbetrieb, sondern auch die regelmäßige Wartung seien dabei zu berücksichtigen. Nach Auskunft eines Fachbetriebes kostet die komplette Absicherung eines Einfamilienhauses etwa 2000Euro. Geld, dass viele Hausbesitzer aber sparen. "Selbst ich habe daheim keinen äußerern Blitzschutz", räumt Metzer ein. Abgesichert sei sein Haus aber gegen Überspannungsschäden.

Die können sogar ohne direkten Einschlag ins Haus auftreten. So spaltete am vergangenen Wochenende der Blitz einen Baum am Haus Bönninghausen in Willich. Die Spannung war so hoch, dass die etwa 200 Meter entfernt stehende Ampel an der Kreuzung in Richtung Anrath ausgefallen ist, weiß Thomas Metzer zu berichten.

"Überspannungen verschaffen sich nach einem Einschlag, der bis zu zwei Kilometer entfernt liegen kann, über das Leitungsnetz Zugang zu Gebäuden", ergänzt Klaus Jung vom Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Auch beim Einschlag an der Hülser Straße fiel deshalb die nahe Ampel aus. Zudem kam es zu Ausfällen im Kabelnetz.

Ob ein Hausbesitzer also Geld für Blitzschutz investieren sollte, müsse jeder selbst entscheiden, sagt Thomas Metzer. Eine Entscheidungshilfe könnten dabei die Langzeit-Prognosen der Meteorologen sein. Die kündigen eine Zunahme von Schlechtwetter-Phänomenen - also auch von starken Gewittern - an...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort