Willich/Tönisvorst: Diebe plündern Gräber

Gerade zwischen Feiertagen schlagen die Blumendiebe vermehrt zu.

Willich/Tönisvorst. Walburga Kloss ist empört: Die kürzlich gepflanzten Geranien auf dem Grab ihrer Schwiegermutter sind weg. Ausgegraben. Zurück blieben nur Löcher in der umgewühlten Erde. "Eine Woche lang habe ich die Blumen gehegt und gepflegt, und jetzt sind sie weg", sagt die 48-Jährige aufgebracht.

Sie ist in der Familie zuständig für die Pflege des Grabes und hatte vor Ostern extra zwölf Geranien gepflanzt. Nun sind acht weg. Kein Einzelfall, sagt die Willicherin, die sich bei anderen Friedhofsgängern umgehört hat. "Gerade in der Zeit, in der die Balkonkästen bepflanzt werden, scheint sich das zu häufen."

Friedhofsgärtner Michael Grumbach (35) aus Willich bestätigt diese Vermutung. In diesem Jahr habe er bislang von vier solcher Fälle gehört. "Immer vor Ostern, Pfingsten und Allerheiligen häufen sich die Fälle."

Sträucher, Blumensträuße, ganze bepflanzte Schalen werden geklaut, Grableuchten beschädigt. "Das passiert auch bei uns, dass ganze Beete abgeräumt werden", sagt Grumbach, der als Grabpfleger dann die Schäden ausbessern muss. Die Kosten dafür muss er selbst tragen.

Auch vor Gießkannen machten die Langfinger nicht halt: 120 Kannen verteilt der Friedhofsgärtner im Frühjahr auf dem Friedhof, wenn im Sommer noch 50 da sind, ist das eine Menge, sagt er. Insbesondere an Stellen, die gut zugänglich sind, häufen sich, so seine Erfahrung, die Vorfälle.

Bei der Friedhofsverwaltung in Willich sei allerdings noch nichts beanstandet worden. Und bei der Polizei werden solche Diebstähle selten angezeigt - die Sachwerte seien so gering, dass die meisten Geschädigten die Delikte auf sich beruhen lassen.

Auch im Nachbarort Tönisvorst komme es immer wieder vor, dass Blumen von Gräbern verschwinden, weiß Hans-Gerd Wolters von der gleichnamigen Gärtnerei. Aber seitdem Mitarbeiter der Stadt in St. Tönis auch gelegentlich auf dem Friedhof "auf Streife" gehen, seien zumindest die eingepflanzten Beete einigermaßen sicher.

Frische Blumensträuße und alles, was man im Vorbeigehen mitnehmen kann, erfreuten sich allerdings nach wie vor bei den pietätlosen Dieben großer Beliebtheit.

"Es geht ja nicht nur um den materiellen Diebstahl", sagt Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt Tönisvorst "sondern um ein moralisches Problem." Schließlich wollten die Angehörigen ihren Verstorbenen mit dem Grabschmuck ein ehrendes Gedenken bereiten, das so vernichtet werde. Die Abteilung für Sicherheit und Ordnung der Stadt versuche daher, mit Kontrollgängen die Diebstähle auf dem Friedhof einzudämmen.

"Ich hab schon gar keine Lust mehr, das Grab jetzt wieder neu zu bepflanzen und zu gießen, wenn dann nachher nichts mehr da ist", sagt Walburga Kloss. "Das ist einfach total ärgerlich. Nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Tatsache, dass jemand auf dem Friedhof vom Grab die Blumen klaut - wo bleibt da das Bewusstsein für Gerechtigkeit?"

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