Willich: Szenen eines Lehrerlebens

Kabarett: Wendelin Haverkamp in seiner Paraderolle als „Edukator“ Anton Hinlegen.

Willich. Natürlich gehört er hierher. Der Edukator Anton Hinlegen, erfunden und verkörpert von Wendelin Haverkamp, tritt am Dienstagabend in der Robert-Schuman-Gesamtschule auf. Eine gemeinsame Veranstaltung der Schule und der Volkshochschule im Rahmen der Reihe "Standpunkte bei Schuman".

"Die läuft seit 12 bis 15 Jahren" sagt Klaus-Peter Hufer, der sich seitens der VHS darum kümmert. Meist sei es um pädagogische Probleme gegangen, um Berufswahl. Eine Veranstaltung, die sich mit der Wirkung von Harry Potter auf Jugendliche beschäftigte, hatte 200 Besucher in die Aula gelockt. "Wir wissen das nicht vorher", sagt Hufer. "Versuch und Irrtum." Der Edukator soll dem Thema eine ironisch-witzige Sichtweise hinzufügen.

Wenn man nur nach den Besucherzahlen geht, war die Lesung von Wendelin Haverkamp mit ungefähr 40 Besuchern eher ein Irrtum. Aber das Auditorium amüsierte sich köstlich. Haverkamp, der "Lehrer studiert hat", wie er selbst sagt, hat den Beruf zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn auch ausgeübt. "Stundenweise, da hatte ich Miete und Frühstück immer sicher", erzählt er später hinter der Bühne.

"Manche Einblicke in den Beruf bekommt man nur, wenn man ihn macht." So trifft Haverkamp in der Rolle von Anton Hinlegen vom Karl-Heinz-Plum-Guminasium den Nerv der Zuschauer, unter denen sich viele Lehrer der Gesamtschule befinden. Hinlegen ist der "Loser" unter den Lehrern. Der, der noch später kommt als die Schüler, dem es erst auf dem Weg vom gut versteckten Nebeneingang bis zum Lehrerzimmer gelingt, Haltung anzunehmen und sich zu voller Größe aufzurichten.

Der scheinbar muffig nicht grüßt, damit niemand die Fahne bemerkt, würde er den Mund öffnen, denn Hinlegen erträgt seinen Job nur noch im Suff. "Die Leute sagen immer, es gäbe keine Geschichten mehr", spekuliert er im Anblick eines Heftstapels von Aufsätzen. "Da sollten sie mal zum Elternsprechtag kommen", rückt er den Irrtum gerade.

Haverkamp erzählt seine Geschichten in einer poetischen Sprache, kundig des Drehens und Wendens von Satzstellungen, vieler Fremdwörter und witziger Wortspiele, womit er aber viele der "Edukanden", wie er Schüler nennt, überfordern dürfte. Nicht umsonst verzichtet er momentan auf TV-Auftritte, trotz des Grimme-Preises, der ihm im Jahr 1994 verliehen wurde. "Das ist so ein kaputtes Medium", sagt er. "Das wird immer atemloser und flacher."

Radio hingegen mache er gern. "Das ist poetisch, das macht Spaß." Doch die Zeiten, in denen Anton Hinlegen einen Sendeplatz bei WDR2 hatte, sind auch hier vorbei - schade.

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