Willich/St. Tönis: Arbeit statt Sekt und Böller

Während die meisten Willicher und Tönisvorster gefeiert haben, mussten andere arbeiten.

Willich/St. Tönis. Die Familie hat für Heike Homberg einen sehr hohen Stellenwert. Trotzdem nahm sie an der Silvesterfeier in Asperden bei Goch nicht teil. Der Grund: Ihre Nachschicht auf Station1 im Katharinenhospital. Ihr Trost: Sie war bei weitem nicht die einzige, die arbeiten musste, während andere feierten.

Es herrschte fast gespenstische Ruhe auf der Krankenstation, hier und da drang ein Husten in den Flur. Heike Homberg (41) hat sich längst daran gewöhnt, nicht immer zu Hause sein zu können, wenn Freunde und Verwandte feiern. Sie weiß schon jetzt, dass sie auch an Weihnachten2009 arbeiten muss.

An Silvester um Mitternacht traf man sich kurz auf Station 2 - "alles Gute zum Neuen Jahr" - und schnell wieder runter. In der fünften Etage, im Ärztecasino, schauten vier Frauen bei Wasser, Saft und Chips auf einen Bildschirm, lauschten den 80er Jahre-Songs. Die Ärztinnen Bianca Wiermans, Regina Avenarius, die Röntgenassistentin Helen Spoeskes sowie die OP-Schwester Yvonne Guzik harrten der Dinge, die da möglicherweise kommen sollten. Als sie die Feuerwehrsirene hörten, roch es für einen Moment nach Arbeit. "Ich war jetzt einfach mal wieder dran": Regina Avenarius nahm’s gelassen, dass Mann und Tochter alleine feiern mussten.

Rund 30 Feuerwehrleute des Willicher Löschzugs wurden zu einem Dachstuhlbrand in Wekeln gerufen. Löschzugführer Theo Heyes hatte ebenso wie sein Sohn Thomas auf Alkohol verzichtet - ein Verzicht, der auch den anderen Männern nicht sonderlich schwer fiel und der zuvor vereinbart worden war.

Susanne Melisch, Hauptkommissarin auf der Willicher Polizeiwache, hielt an der Grabenstraße mit vier Kollegen die Stellung. Sie hatten ein Raclett vorbereitet: "Das kann man schnell ausmachen, wenn wir zu einem Einsatz rausmüssen", erklärte die 41-Jährige. Den Durst löschte sie mit Cola light, denn im Einsatz gilt: Selbst der kleinste Schluck Alkohol ist tabu. Eine Flasche Sekt war deshalb in der Polizeistation nicht kaltgestellt worden. "Irgendeiner muss in den sauren Apfel beißen": Polizist Gunter Messner (53), seit über 30Jahren im Einsatz, konnte nicht mit seiner Lebensgefährtin Silvester feiern - die war deshalb zu ihren Eltern nach Leipzig gefahren.

Im St. Töniser Antoniuszentrum hielt Stephanie Gröger (39) die Stellung. Sie musste dennoch nicht allein ins neue Jahr rutschen: Lebensgefährte Raimond Levels und die beiden Töchter Jana (10) und Annika (12) waren kurz vor 12 Uhr einfach vorbeigekommen, stießen mit Bubble-Brause auf ein schönes 2009 an.

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