Willich: Pistole an den Kopf gehalten

„Schwerer Raub“ – so lautet der Vorwurf gegen einen 28-Jährigen. Schauplatz des Geschehens war Willich.

Willich. Es ist ganz schön heftig, was dem 28-jährigen Angeklagten vorgeworfen wird. Seit am Dienstag verhandelt die zweite große Strafkammer des Landgerichts in Krefeld gegen den Mann wegen eines Vorfalls, der sich in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar in Willich abgespielt haben soll.

Was ist passiert? Gemeinsam mit vier Freunden - zwei Männer und zwei Frauen - soll er in einer Willicher Kneipe in einer strammen Dosis Wodka/ Red Bull konsumiert haben. Der Morgen graute wohl bereits, als die fünf in eine Wohnung gingen, um dort Kaffee zu trinken und eine Mütze Schlaf zu nehmen. Hier kam es zum Streit. Der Angeklagte wollte von der Wohnungsbesitzerin eine Zigarette haben.

Es wurde laut. Einer der Männer mischte sich ein. Daraufhin soll der 28-Jährige einen Revolver aus dem Hosenbund gezogen und dem Mann an den Kopf gehalten haben. Der Bedrohte habe sogar erkennen können, dass das Patronenlager voll war. Der Angeklagte soll ihn dann als "Idioten" bezeichnet haben, bevor er dessen Portmonee, das auf einem Tisch lag, mit Karten und Ausweichpapieren genommen haben soll. Dann verschwand er mit seiner Freundin.

Der Mann, der aus Leverkusen stammt, wurde später festgenommen. Er sitzt seit einiger Zeit in Haft. Ein wirklich unbeschriebenes Blatt ist er nicht, wie sich bei der Verhandlung herauskristallisierte. Zur Sache wollte er sich nicht äußern, weswegen der Richter sein Augenmerk auf das bisherige Leben des Mannes richtete.

Einen Hauptschul-Abschluss hat er nicht, nach der neunten Klasse war Schluss. "Was haben Sie seither gemacht?", wollte der Richter wissen. "Maßnahmen", sagte der Mann. So war er einige Zeit im Gerüstbau tätig, danach im Landschaftsbau, es folgte der Straßenbau. Die letzten fünf Jahre habe er sich mit Gelegenheitsjobs auf der Kirmes und dem Hartz-IV-Satz über Wasser gehalten, schilderte er.

Die private Situation stellte sich ebenfalls eher desolat dar. Er sei seit 15 Jahren mit seiner Freundin zusammen, betonte der 28-Jährige. Aus der Beziehung gingen drei Kinder hervor. "Ja", räumte er ein, er habe seiner Freundin mal "eine geknallt". Wegen anderer Delikte saß er bereits im Gefängnis. Hier heiratete er, um bereits am nächsten Tag die Scheidung einzureichen. Dem Richter gegenüber bestritt er, die Hochzeit wegen einer eventuellen früheren Entlassung vollzogen zu haben.

Überhaupt sei er reizbar und deswegen häufiger in Schlägereien verwickelt. "Aber immer in Verbindung mit Alkohol", betonte er. Derzeit lebe er in einer festen Beziehung, allerdings war auch hier schon mal die Situation so hochgekocht, dass diese Freundin die Polizei rief.

Außer Alkohol noch mehr? Drogen habe er regelmäßig konsumiert, räumte der Mann ein. Täglich Amphetamine, Haschisch, Tabletten. Allerdings konnte er am Dienstag nachweisen, dass er sich um eine Therapie beworben habe. "Haben Sie Schulden", wollte der Richter wissen. "Ja, vom Handy." Es hätten sich sicherlich über 10.000 Euro angehäuft. Hinzu kämen die Unterhaltsforderungen wegen seiner Kinder.

Zwei der Hauptbelastungszeugen konnten am Dienstag nicht vernommen werden, sie hatten 20 Minuten vor der Sitzung abgesagt - Magen-Darm-Probleme. "Wir werden sie hier haben", versprach der Richter. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort