Willich: Nutrias in Wekelns Teichen

Die Nager fühlen sich wohl, wo es nass ist und es Grünfutter gibt. Anwohner haben Angst vor den Tieren und fürchten Schäden.

Willich. Ralf Nagel ist seit fünf Jahren bei der Stadtverwaltung Willich, zuständig für das 400-Kilometer lange Kanalsystem, für Regenrückhaltebecken - und für Tiere. Vom ersten Bürotag an ist nämlich auch ein Nager namens Nutria für Nagel ein Thema.

Sie ist größer als eine Ratte, nicht ganz so groß wie ein Biber, ein Wildtier mit Ursprung in Südamerika, das sich längst an Deutschlands Flüssen, Teichen und Biotopen wohlfühlt.

Nutria-Bauten entlang des Niersufers sind schon in Politik und Jägerschaft erörtert worden. Nutrias im Neersener Schlossgraben ebenso. Mittlerweile schwimmen die bis zu 65 Zentimeter langen Tiere auch in Willichs privaten Gartenteichen.

"Ja, es haben sich Anwohner aus Wekeln beschwert", sagt Ralf Nagel. Im Umkreis des Hochwasserschutzbeckens haben sich Tiere angesiedelt. "Wie überall, wo es nass ist und es genügend Grünfutter gibt", sagt Nagel. "An Kochschinken gehen die nicht dran." Einem Anlieger hätten die Nutrias die Seerosen aus dem Teich gefressen.

Nagel versteht die Klagen. "Die Tiere sind imposant, sie verursachen Angst. Und sie sind lästig, weil sie Pflanzen, Gemüse und Obst wegfressen." Aber Nagel ergreift für die Tiere auch Partei. "Ich bin sehr naturverbunden. Das sind Wildtiere wie Maulwürfe und Hasen, die man nicht anfassen sollte. Von ihnen geht keine Gefahr aus. Sie sind eher scheu und tauchen unter, wenn Menschen sich nähern."

Um sie aus den Gärten fernzuhalten, rät Nagel, "sollte man den Zaun bis zur Erde dicht machen. Nutrias graben sich nicht drunter durch. Und springen können sie auch nicht".

Wird die Nahrung knapp, sagt Nagel, zögen Nutrias weiter. Er versichert aber, dass die Stadt Willich Mittel und Wege sucht, die Nutrias zu entfernen. Tod- und Lebendfallen werde man im Bereich des Hochwasserschutzbeckes im Wohngebiet Wekeln aber auf gar keinen Fall aufstellen. "Das wäre zu gefährlich, wenn Kinder dort hineingeraten würden."

Ralf Nagel sucht den Kontakt zur Jägerschaft, "um schnellstens eine Lösung zu finden". Mittlerweile dürften Nutrias bejagt werden. Natürliche Feinde haben sie nicht. "Aber mit der Flinte durchs Wohngebiet - das geht natürlich nicht." Zurzeit bekommen die Nutrias Junge, sie sind deshalb geschützt. Nach Ostern werde man tätig werden.

Bis dahin wird sich Nagel aber auch nicht nur um das lange Kanalnetz kümmern können. "Es haben sich schon Anwohner über quakende Frösche beschwert."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort