Analyse : Willich: Nachholspiel um die Macht in der CDU
Willich Vor dem Showdown um die Bürgermeister-Kandidatur in der Willicher CDU zwischen Johannes Bäumges und Christian Pakusch herrscht in der Partei Unruhe. Eine Analyse.
Machen wir uns nichts vor. Angesichts der politischen Mehrheitsverhältnisse in Willich ist der heutige Montag für die Stadt richtungsweisend. Die Mitglieder der CDU werden am Abend darüber entscheiden, wen sie am 13. September in die Wahl um das Bürgermeisteramt schicken. Sie werden darüber entscheiden, wer als großer Favorit gegen Dietmar Winkels (SPD) und Claudia Poetsch (Die Grünen) ins Rennen um die Nachfolge von Josef Heyes (CDU) gehen wird. Insofern dürfte an diesem wohl eher kühlen Juni-Abend deutlich mehr Spannung im Sportpark des VfL Willich herrschen als zu besten Bezirksliga-Zeiten.
Heyes’ Demokratieverständnis nach 21 Jahren im Amt
Soll es der Parteivorsitzende Christian Pakusch machen oder Fraktionschef Johannes Bäumges? Um diese Frage dreht sich nun schon seit Anfang des Jahres fast alles im Stadtverband der Christdemokraten. Bäumges wurde am 2. Januar von Amtsinhaber Heyes als Wunsch-Nachfolger präsentiert. Ein Vorgang, der nicht mit dem Vorstand um Christian Pakusch abgestimmt war. Ein Vorgang, mit dem sich Heyes in der Partei nicht nur Freunde gemacht hat. Ein Vorgang, der Heyes’ Interpretation der demokratischen Bürgermeisterwahl deutlich macht. „Denk’ an deine Nachfolge, such’ was Gutes aus“, sagte Heyes jüngst in einem Werbevideo für Bäumges auf dem Facebook-Portal „We love Willich“. Das hat der nach 21 Jahren im Amt scheidende Verwaltungschef auch getan. Jetzt haben aber noch die CDU-Mitglieder das Wort. Und dann vor allem alle Wahlberechtigten in Alt-Willich, Schiefbahn, Anrath und Neersen. Demokratie eben.
Auf ein „Fest der Demokratie“ freute sich vor einigen Monaten unter anderem der Sprecher des geschäftsführenden Vorstands, Guido Görtz. Diesen Begriff wählte er gegenüber der Presse ob des schier unfassbaren Mitgliederzulaufs, den das Duell Pakusch-Bäumges dem Stadtverband beschert hat. Im Februar sollen es etwa 700 Mitglieder gewesen sein, nun wohl schon 780. Nicht weniger als 280 Menschen haben den Weg in die CDU gefunden, um sich zwischen Pakusch und Bäumges entscheiden zu können. Um diese richtungsweisende Personalauswahl beeinflussen zu können. Für den Stadtverband, aber vor allem für die Geschäftsführung auf Kreisebene war und ist dieser Ansturm auf die Partei eine große Herausforderung.
Unregelmäßigkeiten bei der
Zahlung der Mitgliedsbeiträge
Um diese zu meistern, musste Kreisgeschäftsführer Stephan Seidel in den vergangenen Monaten zum Teil deutliche Worte wählen. Wie die „Rheinische Post“ in ihrer Samstagsausgabe berichtete, hat sich Seidel am 7. April per Brief zur Lage in Willich geäußert. In diesem habe Seidel auf Unregelmäßigkeiten bei den Zahlungen der Mitgliedsbeiträge hingewiesen. Offenbar wurden Mitgliedsbeiträge mehrerer Personen von ein und demselben Privatkonto beglichen, heißt es in dem Artikel. „Weiter hat es eine höhere Anzahl äußerst beunruhigender Fälle gegeben, bei denen die Mitgliedsbeiträge durch eine dritte unbekannte Person, die selber nicht Mitglied der CDU ist, von einem Privatkonto hintereinander und nachfolgend in einer gebotenen Windeseile zum Ende der gesonderten Bearbeitungsfrist beglichen wurden“, wird aus dem Seidel-Brief zitiert. Aus Sicht des Kreisgeschäftsführers „ein Zusammenhang mit der Kampfkandidatur zweier Personen für den Bürgermeisterposten der Stadt Willich, der einen besonderen Beigeschmack liefert“.
Guido Görtz bestätigte diese Probleme, die im Zuge des Mitgliederzuwachses aufgetreten sind, am Sonntag im Gespräch mit der WZ. „Es ist aber immens wichtig zu erwähnen, dass alle Probleme ausgeräumt worden sind“, so der Sprecher des geschäftsführenden Vorstands. Der Kreisverband habe die Situation souverän gemanagt. Die beschriebenen Fälle seien umgehend moniert und korrigiert worden. Jeder, der nun in der CDU ist, sei dies auch rechtmäßig. „Das Ganze taugt aus meiner Sicht keinesfalls für irgendeinen Skandal“, so Görtz.