Chorsänger Leidenschaftlicher Sänger mit ganz viel Humor

Willich · Beim MGV Liederkranz in Willich ist Vorsitzender Jürgen Stuppan gleich dreifach ausgezeichnet worden.

 Jürgen Stuppan (l.) und Günter Waschilowski sind am Samstag ausgezeichet worden. Das offizielle Ehrungsfoto, auf dem auch Tenor Manfred Busch zu sehen sein wird, reicht die WZ in den nächsten Tagen nach.

Jürgen Stuppan (l.) und Günter Waschilowski sind am Samstag ausgezeichet worden. Das offizielle Ehrungsfoto, auf dem auch Tenor Manfred Busch zu sehen sein wird, reicht die WZ in den nächsten Tagen nach.

Foto: Wolfgang Kaiser

„Ich gehe jetzt nur noch mit Bodyguard aus dem Haus.“ Aus Jürgen Stuppan spricht der Schalk. Am Samstag ist er dreifach ausgezeichnet worden. Erstens, weil er als Sänger 60 Jahre dem Deutschen Chorverband angehört. Zweitens, weil der 81-Jährige genauso lange Mitglied im Männergesangverein Liederkranz 1864 ist. Drittens, weil Stuppan seit 60 Jahren Vorstandsarbeit für den MGV macht. Letzteres wird mit einer Goldnadel „mit Brillant-Splitter“ geehrt.

21 Jahre alt war Stuppan 1959, als der sangesfreudige Jungschütze des Jägerzugs „Verschütt“ sich den Chorproben bei Schiffer anschloss. Als der damalige Liederkranz-Vorsitzende – „übrigens der Vater unserer ehemaligen Bürgermeisterin Käthe Franke“, erzählt Stuppan – in die Runde fragte, „wer von euch hat eine Schreibmaschine?“, da habe er, so Stuppan, als einziger die Hand gehoben. Fortan war er 1. Schriftführer. Dann Geschäftsführer. Auch Pressewart. Seit 1983 füllt er das Amt des 1. Vorsitzenden aus.

Am Samstag veranstaltete der MGV Liederkranz in seinem Vereinslokal Schiffer an der Peterstraße das Gründungsfest zum 155-jährigen Bestehen. Das gesellige Treffen war der ideale Rahmen für zwei weitere besondere Ehrungen: Tenor Manfred Busch, der mehr als 50 Jahre dem Willicher Männerchor angehört, wurde für seine 60-jährige Mitgliedschaft im Deutschen Chorverband geehrt. Schatzmeister Günter Waschilowski, 1. Bass, singt seit 50 Jahren in diesem Verein.

Damit sind drei der aktuell acht Sänger des MGV Liederkranz benannt. Die Zeiten, in denen 25 Stimmen Opernaufführungen von „Zar und Zimmermann“ möglich machten, sind Vergangenheit. Langjährige Kameraden sind verstorben.

Der Verlust der Auftrittsmöglichkeit im Kaisersaal bedeutete für den Traditions-Chor ebenfalls eine Zäsur. Weil man keinen Saal mehr im Ortsteil für 300 Gäste hat, sind kaum noch Konzerte in Alt-Willich möglich. „Die Frantzen-Halle ist zu groß für uns.“

Die gesangliche Gegenwart der acht Sänger ist dennoch engagiert wie eh und je. Das Gros ist inzwischen zwischen 70 und 80 Jahren alt. „Nur einer muss noch arbeiten und für unsere Renten sorgen“, lacht Stuppan. Er lobt das „Doppelquartett – in jeder Stimme zwei Mann, die gesanglich sehr gut drauf sind. Wir haben Spaß und gehen von Party zu Party“.

Die Liederkranz-Riege hat sich vor einiger Zeit dem Chor von Cäcilia Fischeln angeschlossen. „Wir proben jeden Dienstag im Marienheim in Fischeln.“ Beginn: 17.15 Uhr.

Der Liederkranz singt außerdem mit dem Chor der Krefelder Stadtwerke. „Die Gemeinschaft unterstützt sich.“ Formal aber ist der MGV Liederkranz, der sich anno 1864 in Haus Grootens am Kaiserplatz gegründet hatte, eigenständig.

Geleitet wird der Liederkranz von Chormeister und Musikdirektor Juri Dadiani, einem gebürtigen Georgier, der in Duisburg wohnt.

Das Singen, schwärmt Stuppan, „ist ein unwahrscheinlicher Ausgleich. Früher natürlich noch mehr als heute. Wenn wir da nach einem Arbeitstag um 20 Uhr zusammenkamen, konnten wir richtig abschalten“.

Singen, davon ist er überzeugt, ist „gesundheitsfördernd“. Wer sich mit dem quirligen 81-Jährigen unterhält, unterschreibt das sofort. „Und Singen ist Gehirntraining. Wir müssen immer Noten und Texte lernen.“ Der frühere Chorleiter habe dazu an Probenabenden manchmal das Licht ausgeschaltet, wenn er mitbekam, dass der Gesang dünner wurde. Er konnte seine Klavierbegleitung auch im Dunkeln.

Aktuelles Lieblingsstück des Chores ist „Der Bajazzo“, ein häufiger Wunsch zu Geburtstagen.

 60 Jahre Vorstandsarbeit sind ein Erfahrungsschatz. Stuppan weiß: „Als Vorsitzender muss man auch ein dickes Fell haben.“ Aber vor allem Humor. Wenn es dafür eine Ehrennadel in Gold gäbe, hätten er und seine langjährigen Mitsänger sie längst.

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