Willich: Knöllchen - Protest mit Phantasie

28.000 Verwarnungen sind 2009 in Willich ausgesprochen worden. Gegen jede vierte wurde Einspruch eingelegt.

Willich. "Die Dynamik Ihrer Mitarbeiter ist beispiellos" oder "Es ist ein Skandal, dass Sie und Ihre Politessen sich vom Geld der Steuerzahler ernähren" - so beginnen einige der Protestbriefe, mit denen sich ertappte Autofahrer gegen verhängte Knöllchen zur Wehr setzen.

Für die Bearbeitung der Einsprüche ist bei der Stadtverwaltung Willich seit acht Jahren Bärbel Krafzik zuständig. "Bei etwa jeder vierten Verwarnung wird Einspruch eingelegt", sagt die Mitarbeiterin, die weiter feststellt, "dass die Bürger immer wehrhafter werden".

Vier Politessen überwachen in den vier Stadtteilen den ruhenden Verkehr und schreiben je nach Schwere der Verstöße Verwarngelder zwischen fünf und 35 Euro. Etwa 28.000 Knöllchen waren es im vergangenen Jahr, dadurch wurden 290.000 Euro an Verwarn- und Bußgeldern eingenommen.

Auf jeden Fall sollte man schon bei einer Verwarnung von nur fünf Euro, so beim Fehlen einer Parkscheibe, sofort reagieren. "Wird nicht gezahlt und kein Einspruch eingelegt, folgt der Bußgeldbescheid, der bereits 29 Euro kostet", sagt Bärbel Krafzik.

Bei weiterer Nichtbeachtung kommen Mahnkosten von sechs Euro dazu. Die zusätzlichen Vollstreckungskosten lägen zwischen 30 und 40 Euro. Bei drei ergebnislosen Eintreibungsversuchen kann sogar eine dreitägige Haft erzwungen werden.

Natürlich kommt es auch vor, dass den Einsprüchen stattgegeben wird. So hatte auf dem Willicher Krankenhausparkplatz ein alter Herr, der den gerade geborenen Enkel besuchen wollte, seine Parkscheibe vergessen. "Wir haben ihm den Betrag erlassen, worauf er sich bedankte und die gesparten fünf Euro als ersten Grundstock für ein Sparbuch für den Enkel einlegte", erzählt Bärbel Krafzik.

Phantasievolle Gründe zur Nichtzahlung gibt es zur Genüge. "Ich habe mich bei laufender Warnblinkanlage nur 30 Sekunden entfernt, um einen Brief einzuwerfen" oder "Ich konnte die Parkscheibe nicht weiterdrehen, weil ich gerade narkotisiert auf dem OP-Tisch meines Arztes lag und dann noch der Strom in der Praxis ausgefallen war" gehören dazu.

Vor Jahren wurde sogar der ehemalige Formel-Eins-Rennfahrer Nick Heidfeld ertappt: Mit seinem Auto parkte "Quick Nick" auf der Schiefbahner Robert-Koch-Straße in falscher Richtung. 15 Euro kostete ihn der Spaß.

"In diesem Jahr dürften die Einnahmen aus den Verwarnungs- und Bußgelder wegen des langen Winters, bei dem viele Fahrzeuge in den Garagen geblieben sind, deutlich zurückgehen", glaubt Martin Zinnel, Geschäftsbereichsleiter Einwohner und Ordnung.

Er weist zudem darauf hin, dass es auch zukünftig keine Parkautomaten in Willich geben werde. "Wir versuchen weiterhin, konventionell die Dauerparker aus den vier Ortskernen rauszuhalten."

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