Willich: "Bin erschrocken, wie viel Brutalität es gibt"

Schüler der Stufe 8 an der Realschule in Schiefbahn sind mit Berichten über Gewalt konfrontiert worden. Das Stück wirkt nach.

Schiefbahn. Tim ist 13 Jahre alt. Er ist jung, hat aber eine klare Vorstellung von dem, was er gut und was er ganz und gar daneben findet. "In dem Rollenspiel gab es jemanden, der einen Nazi spielte. Seine Einstellung finde ich unmöglich. Er sagt, Ausländer hätten in Deutschland nichts zu suchen." Tim aus Klasse 8c hat diese Sätze aufgeschrieben, nachdem er ungewöhnliches, weil ungewöhnlich drastisches Theater erlebt hat.

Fünf Schauspieler vom Theater Till in Meerbusch haben vor den Achtklässlern der Willi-Graf-Realschule über Gewalterfahrungen berichtet. Realistisch, provozierend, überzeugend, bisweilen brutal. Das Erleben eines solchen Stücks ist für die Jahrgangsstufe der Realschule Programm, es ist Teil der Gewaltprävention.

Ist das alles tatsächlich passiert? Oder handelt es sich um Dialoge aus einem Drehbuch? Die, die das Stück vortrugen, baten nicht von ungefähr darum, die Veranstaltung nicht als Theaterstück anzukündigen. Der Zweifel soll mitschwingen, verunsichern und offenbar zum Nachdenken zwingen.

Und? Haben Theater und Diskussionen um Mobbing, um Opfer und Täter, um Ausländer und Nazi-Haltung den Schülern tatsächlich etwas gebracht? Die Reaktionen der Schüler, die sie im Anschluss an das Stück für die WZ aufgeschrieben haben, geben den Machern und der Schule Recht: Es lohnt sich.

So schreibt India, 15, aus der Klasse 8c: "Ich fand das Theater zum Thema Gewalt super. Es wurden fünf Personen mit verschiedenen Geschichten vorgestellt, die einem auch im Alltag begegnen können."

Klassenkameradin Marina, 13, würde das Stück "weiter empfehlen. Jeder einzelne Charakter löst verschiedene Gefühle aus. Angefangen von Mitgefühl und Verständnis bis hin zu Hass und Verständnislosigkeit."

Viele Schüler hat der überzeugende und "sehr realistische Vortrag" gefallen. Kevin, Robin, Jessica oder Andy aus der 8c beispielsweise, genauso wie Sabrina oder Tasmin aus der Nachbarklasse 8d. "Die Schauspieler haben es auch so vorgetragen, dass man gar nicht erkennen konnte, dass sie Schauspieler sind", sagt Nassrat (15).

Viele Schüler schreiben, sie seien begeistert, darunter Sven und Yannik aus der 8d. Mitschülerin Tanja, 14 Jahre, ist "auch etwas erschrocken, wie viel Brutalität es auf der Welt gibt". Saskia fand es gut, dass "wir selber in die Aufführung einbezogen wurden und nichts erfunden worden ist".

Das Theater wirkt nach, denn viele denken nach. Nicht nur Vivien schreibt: "Man hat daraus gelernt, dass man handeln und hinschauen soll und nicht einfach wegschauen und gar nichts tun."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort