Kommunalwahl An Poetsch kommt Pakusch nicht vorbei

Der CDU-Mann wird Bürgermeister, seine Partei hat aber keine Mehrheit im Rat. Die Grünen sind zweitstärkste Fraktion, Claudia Poetsch könnte Vize-Bürgermeisterin werden.

 Eine zufriedene Grünen-Kandidatin Claudia Poetsch am Sonntagabend bei der Wahlveranstaltung am Neersener Schloss.

Eine zufriedene Grünen-Kandidatin Claudia Poetsch am Sonntagabend bei der Wahlveranstaltung am Neersener Schloss.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Wie sich die Direktmandate nach der Ratswahl verteilen, ist schnell erzählt: In allen Ratswahlbezirken konnte sich die CDU durchsetzen. Und auch die Bürgermeisterwahl konnte CDU-Kandidat Christian Pakusch gleich auf Anhieb für sich entscheiden. Wenn es um die Gewinner bei der Willicher Kommunalwahl geht, muss man aber vor allem die Grünen nennen. Bei der Ratswahl konnte die Partei ihr Ergebnis von 2014 nahezu verdoppeln. Und auch Bürgermeisterkandidatin Claudia Poetsch fuhr mit 28,5 Prozent der Stimmen ein starkes Ergebnis ein.

Die Stichwahl sei als Ziel „ambitioniert, aber nicht unmöglich“ gewesen, sagte sie am späten Wahlabend. Nun sei man zu Gesprächen in alle Richtungen bereit. „Alles ist möglich“, so
Poetsch. Die CDU-Mannschaft sei nach der Wahl auch eine andere als bisher, daher müsse man nun erstmal reden.

Ganz ähnlich äußerte sich Grünensprecher Eib Eibelshäuser am Morgen nach der Wahl: „Wir hätten gerne noch die Stichwahl bearbeitet, so können wir aber nun früher in die normale politische Arbeit übergehen.“ Wie genau die aussehen wird, muss sich noch herauskristallisieren. „Aus der Parteizentrale der CDU haben wir noch keine direkte Meldung“, so Eibelshäuser. Aber Schwarz-Grün habe in der Vergangenheit schon gut funktioniert, daher stehe man Gesprächen nicht verschlossen gegenüber. Nach dem starken eigenen Ergebnis  werde in Zukunft im Rat „die grüne Lupe nochmal deutlich schärfer“ gestellt.

Überhaupt werde es Christian Pakusch im Rat nicht immer leicht haben. „Der Kaiser ist ein bisschen gedämpft worden“, sagt Eibelshäuser mit Blick auf das Ratswahlergebnis der Christdemokraten. Die einfache Mehrheit  wurde verfehlt. „Nun muss er im Rat immer erst einen anhauen, um eine Mehrheit zu bekommen.“ Die Grünen seien aber gerne bereit, sich einzubringen.

Als nun zweitstärkste Partei im Rat stellen die Grünen künftig auch den Vize-Bürgermeister. Wer das sein wird, das sei noch nicht entscheiden, so Eibelshäuser. „Vielleicht Frau Poetsch. Sie ist eine toughe Person, da wird sich Herr Pakusch stellenweise warm anziehen müssen.“ Besonders was die Verwaltungserfahrung und Personalführung angehe, habe die Grünenpolitikerin dem neuen Bürgermeister einiges voraus. Die Rolle als Verwaltungschef könne für Christian Pakusch noch schwierig werden, mutmaßt Eibelshäuser.

Bei der SPD herrscht am Tag nach der Kommunalwahl große Ernüchterung. „Beide Ergebnisse sind sehr schade“, sagt  Lukas Maaßen, Vorsitzender der Willicher Sozialdemokraten. In den kommenden Tagen werde sich sowohl die Fraktion als auch der Vorstand zusammensetzen und den Ausgang der Wahl besprechen – und auch das weitere Vorgehen. „Wir werden mit allen Fraktionen Gespräche führen“, sagt Maaßen, letztlich hänge es aber an der CDU, mit wem diese sich zusammentut. „Die können ja mit jedem eine Mehrheit bilden.“

Bei den Gründen für das eigene schlechte Abschneiden sieht Maaßen mehrere Faktoren. Insgesamt habe die Willicher SPD mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Dietmar Winkels einen guten Wahlkampf gemacht. Besonders Winkels sei „sehr fleißig“ gewesen, man habe großflächig plakatiert und auch online sei viel Arbeit investiert worden. Das eigene Wahlprogramm sei zudem „sehr konkret“ gewesen, mehr noch als bei der Konkurrenz. Dennoch: „Wir sind offenbar mit unserer Botschaft nicht zu den Wählern durchgedrungen.“

Etwas über zehn Prozent hat die SPD im Vergleich zu Kommunalwahl 2014 verloren. „Damit spiegeln wir exakt den Trend im Land wider“, sagt Maaßen. Und auch der habe wohl einen erheblichen Anteil am niederschmetternden Ergebnis in Willich. „Da war kein Rückenwind.“ Im Gegenteil, es sei „sehr schwer“ gewesen, gegen diesen negativen Trend in ganz NRW anzukommen. Dennoch will man die Verantwortung nicht nach oben abgeben: „Kommunalwahlen werden auch vor Ort entscheiden“, so Maaßen. „Und da haben wir uns nicht durchsetzen können.“

So haben die einzelnen
Stadtteile gewählt

Auch wenn am Ende das Gesamtergebnis zählt, ist es doch interessant zu wissen, wie die einzelnen Stadtteile gewählt haben. Bei der Bürgermeisterwahl schaffte CDU-Mann Pakusch überall die 50-Prozent-Hürde, in Anrath eher knapp mit 52,4 Prozent, in Schiefbahn weitaus deutlicher mit 62,6 Prozent der Stimmen. Auch in Neersen holte der 36-Jährige 59,4 Prozent, in Willich hingegen „nur“ 53,7 Prozent.

In seinem eigenen Stimmbezirk konnte Pakusch immerhin rund 61 Prozent der Wähler von sich überzeugen, aber auch hier war Claudia Poetsch stark mit mehr als 29 Prozent. Dietmar Winkels kam hier nur auf 9,3 Prozent der Stimmen. Anders in seinem eigenen Stimmbezirk. Hier lag er mit 36,3 Prozent noch vor Poetsch, die 22,3 Prozent schaffte. Auch bei der Ratswahl schaffte die SPD in Winkels´ Stimmbezirk 34,8 Prozent, dicht hinter der CDU mit 37,2 Prozent der Stimmen.

Mit Blick auf die Ratswahl holte die CDU in Schiefbahn die meisten Punkte und schaffte 51,2 Prozent, in Willich waren es hingegen 43,7 Prozent. Besonders gut schnitten die Grünen in Anrath ab mit rund 27,7 Prozent der Stimmen. In Willich näherte sich die SPD den 20 Prozent wenigstens an, in Neersen blieb sie dafür unter zwölf Prozent.

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