Willich: Ärztin oder Dachdecker?

Beim Berufsinformationstag der Willicher Wirtschaftsförderung schauten sich fast 800 Schüler um.

Willich. Fabian Graumann findet den Tag "lustig". Der 13-Jährige ist in der achten Klasse an der Anrather Johannesschule und nimmt dort am Willicher Berufsinformationstag teil. Er hat einen Zettel, auf dem alle Aussteller aufgelistet sind.

"Die meisten kenne ich noch nicht." Einen Berufswunsch hat er: "Einzelhandelskaufmann. Das ist realistisch mit dem Schulabschluss, den ich mache." Momentan absolviert er ein Praktikum bei Schreibwaren Erren in Willich. Er hofft, dort einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Für das Krefelder Vera-Beckers-Berufskolleg lohnt sich die Teilnahme an dem Informationstag. Das Kolleg hat 2.900 Schüler, sie können dort Abschlüsse von der Hauptschule bis zum Abitur in verschiedenen Fachrichtungen, und Ausbildungen zur Erzieherin und zum Freizeitsportleiter machen.

"Zu uns kommen Schüler die noch keinen Ausbildungsplatz haben oder noch einen höheren Schulabschluss erwerben wollen", sagt Karin Wahlfahrt, die auch im vergangenen Jahr am Willicher Berufsinformationstag teilgenommen hat.

Der stellvertretende Bezirksbrandmeister Klaus-Thomas Riedel wirbt für die Feuerwehrberufe. "Mit dem Feuerwehrauto als Blickfang im Rücken haben wir viele Interessenten", sagt er. Zwar glaubt er nicht, dass sich aus dem Tag direkt Bewerbungen ergeben, aber er kann den Interessenten klar machen, wie krisenfest, vielseitig und gut angesehen der Beruf ist. "Und vielleicht werben wir so auch für die Freiwillige Feuerwehr."

Fatih Berber ist ebenfalls Schüler der 8. Klasse der Johannesschule. "Ich gucke mal bei der Polizei oder der Feuerwehr", sagt er, und ergänzt mit Blick auf den WZ-Schirm. "Wie man eine Zeitung macht, würde mich auch interessieren."

Der Gebäudereiniger-Meister Dirk Säger hat eine Hub-Arbeitsbühne zu Demonstrationszwecken aufgebaut, an der der Akku bereits um 10.30 Uhr leer ist. "Es gibt genügend Kandidaten. Ich warte die Bewerbungen und die Praktika ab", sagt er.

Elisabeth Klausner aus der 9. Klasse der Willi-Graf-Realschule in Schiefbahn hat viele Berufswünsche: "Psychologin, Altenpflegerin, Tierärztin." Deswegen hat sie in den Osterferien bereits ein Praktikum bei einem Tierarzt gemacht. "Ich wollte wissen, ob ich Blut sehen kann. Das ist ja auch für die Altenpflegerin wichtig." Aber vielleicht geht sie auch weiter auf die Gesamtschule, um dann doch Psychologin zu werden.

Die Mittelstandsvereinigung (MIT) stellt ebenfalls aus. "Wir haben das vor drei Jahren mit angeregt", sagt Mitglied Uwe Riedel. Wir wollten damit die Handwerksberufe bekannt machen", begründet er das Engagement.

Claudio und Theo aus der 9. Klasse der Robert-Schuman-Gesamtschule durchforsten systematisch den Zettel mit dem Info-Angebot. Claudio interessiert sich für einen handwerklichen Beruf, Theo möchte nach dem Abi Psychologe werden. Sie gehen gemeinsam zur Feuerwehr. "Lohnt sich das?" fragen sie. "Da verdient man während der Ausbildung 820 Euro und später 1.700, " ist die Antwort.

Claudio interessiert sich auch für den Stand von Roland Samanns, Dachdecker aus Neersen, der vorführt, wie man Schiefer zu Schindeln zurechtstutzt. Den Tag sieht er als Good-Will-Aktion. "Ich warte ab, wie die Bewerbungen aussehen", sagt er zum Auswahlverfahren.

"Anschließend können die Interessenten ein Schülerpraktikum machen." Wenn danach weiterhin Interesse bestehe, könnten die Schüler in den Ferien zu den gleichen Bedingungen mitarbeiten wie ein Helfer. "Da müssen sie richtig mit anpacken."

Samanns selbst hat seinen Beruf nach seinem Abitur am St.Bernhard-Gymnasium ergriffen. "Ich war schulmüde und wollte immer etwas handwerkliches machen, bei den man draußen sein kann."

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