Willi-Graf-Realschule: Direktor Müller lamentiert nicht

Die in Schiefbahn ist ein Auslaufmodell.

Schiefbahn. Lamentieren widerspricht seiner Haltung. „Ich bin Rheinländer: Wem nützt et?“ Hermann-Josef Müller gibt zwar zu, dass ihn das Tempo, mit dem in der zweiten Jahreshälfte 2011 die Entscheidung für eine weitere Gesamtschule in der Stadt Willich gefallen ist, überrascht hat.

Aber öffentliches Hadern oder Nachtreten wie ein Fußballer, der kein anderes Mittel mehr gegen den enteilenden Stürmer hat, wird man von Müller nicht erleben. Den radikalen Schnitt durch die gewachsene Willicher Schullandschaft, mit der Folge, dass Johannes-Hauptschule und Willi-Graf-Realschule in fünf Jahren von der Landkarte verschwunden sein werden, kommentiert er so: „Es ist ein Wechsel, ein Nachrücken, kein Wegnehmen.“

Wenn ihn das mittelfristige Aus der 41 Jahre alten Willi-Graf-Realschule, die er seit 20 Jahren leitet, persönlich getroffen hat, kann Müller den Gram gut verbergen. „Es war mir und meinem Kollegium vor den letzten Sommerferien klar, dass sich mittelfristig etwas ändern würde, dass wir uns in zwei, drei Jahren mit einer neuen Situation anfreunden müssen.“

Mit Informationsveranstaltungen und einer Elternbefragung, wie etwa in der Nachbarstadt Tönisvorst, hat er gerechnet. Mit Druck und Erfolg der Willicher Elterninitiative nicht. Sein Fazit ist „sachneutral“: „Die Mehrheit hat demokratisch entschieden.“

Nun ist es Müllers Job, die letzten fünf Jahre der Realschule zu organisieren, im Sinne der Kinder, „die ein Recht auf diesen Bildungsgang haben“. Im Sinne der Eltern, die sagen, „mein Kind soll hier den Abschluss machen“.

Natürlich habe man sich im Frühsommer 2011 intern die Frage gestellt, wie viel Widerstand man leisten solle. Doch angesichts von 35 bis 40 Lehrern und „wahrscheinlich relativ wenigen Eltern“ habe man den Gedanken verworfen.

Jahr für Jahr, sagt Müller, würden sich in Zukunft die Gewichte zwischen Real- und Gesamtschule verschieben. „Wir haben schon theoretisch durchgespielt, wie das gegen Ende aussehen soll, der Rückzugsweg der einen und der Aufbauweg der anderen.“ Das Durchschnittsalter des Realschulkollegiums liegt bei 50 Jahren.

„Einige Kollegen werden pensioniert, einige gehen in Altersteilzeit“, sagt Müller. Kollegen werden möglicherweise in andere Städte gehen, andere formal zur Gesamtschule wechseln, aber noch an der Realschule unterrichten. Alle Kollegen hätten gern die Schulform Realschule weitergeleitet, weil sie dahinter stünden.

Auf die Schulleiterstelle der neuen Gesamtschule bewirbt Müller (56) sich nicht. Nicht aufgeben will er den Aspekt Werteerziehung. „Die haben wir an der Willi-Graf-Realschule immer voranzutreiben versucht..“ Gelassenheit und innere Ruhe spricht aus Müllers Worten.

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