Tönisvorst Wiederkehr der Krefelder Westumgehung

Die Bundesstraße 9n könnte wieder ein Thema werden. Wo sie entstehen soll, ist derzeit ein Schleichweg.

Tönisvorst: Wiederkehr der Krefelder Westumgehung
Foto: Kurt Lübke

St.Tönis. Die Älteren werden sich erinnern, wenngleich möglicherweise dadurch, dass sich ihnen die Nackenhaare hochstellen: Die Bundesstraße 9n ist zurück. Das sagt Ihnen nichts? Vielleicht die Bezeichnung „Krefelder Westumgehung“? Hinter diesen Namen verbirgt sich eine Straße, die die Hückelsmay kurz vor Krefeld mit der Bundesstraße 509 bei Hüls verbinden soll. Im Bundesverkehrswegeplan ist sie im Bedarf als „vordringlich“ ausgewiesen.

Die neue Straße soll ziemlich genau dem Verlauf der Oberbenrader Straße folgen, die die Stadtgrenze zwischen Krefeld und Tönisvorst darstellt. Auf den letzten Metern folgt sie ab der Kreuzung mit dem Krefelder Weg der Widderschen Straße bis zur Bundesstraße 509.

Die Länge der Straße beträgt 6,5 Kilometer, der Ausbau soll zweispurig stattfinden. Die Gesamtkosten (ohne Planung) schätzt das Ministerium auf 24,3 Millionen Euro. Was ist so dringend an dem Projekt?

„Die B 9 ist im Bereich Krefeld in der Straßenverkehrsprognose für das Jahr 2025 mit 13 000 bis 19 000 Fahrzeugen in 24 Stunden belastet, die B 57 mit bis zu 31 000 Fahrzeugen täglich“, heißt es vom Ministerium. „Der Lkw-Anteil beträgt bis zu 15 Prozent.“ Die neue Straße solle die Ortsdurchfahrten sowohl in Krefeld wie in Tönisvorst (L 362 bei Real Richtung Kempen) entlasten und gleichzeitig eine Verbindung zur Autobahn 44 darstellen.

Eine wichtige Entlastung ist dabei noch nicht erwähnt: Bereits jetzt sind an Werktagen gerade auf der Oberbenrader Straße tausende Autos unterwegs. „Das ist als Schleichweg ideal, wenn man von Kempen Richtung Willich will“, sagt ein Kempener, der seinen Namen nicht nennen möchte. Wer zu Stoßzeiten auf die A 44 auffahren möchte, kann das bestätigen. Die Kreuzung an der Hückelsmay ist dann manchmal hoffnungslos „dicht“.

Die Diskussion über die B 9n stammt aus einer Zeit, als der Tönisvorster Bürgermeister Albert Schwarz und der Krefelder OB Dieter Pützhofen hieß. Die Debatte um Notwendigkeit, Kosten und Planung ging über Partei- und Stadtgrenzen hinweg. Um die Jahrtausendwende kochte sie so hoch, dass in Tönisvorst der Chef des Landschaftsverbandes und auch der Regierungspräsident persönlich in Tönisvorst auftauchten, um Bewegung in die Sache zu bringen. Am Ende kam das Ministerium, stufte die Dringlichkeit der Straße zurück und die Angelegenheit blieb das, was sie vermutlich von Anfang an war: eine Geisterdiskussion.

Wie hoch die Chancen auf eine Realisierung des neuen Straßenabschnitts tatsächlich sind, konnte gestern auf Nachfrage der WZ beim Ministerium niemand beantworten.

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