Stadtverwaltung Tönisvorst Auf dem Weg zum neuen Rathaus?

Tönisvorst · Drei Standorte der Stadtverwaltung könnte ein Neubau ersetzen. Ein Gutachten soll die Kosten klären.

Der Verwaltungskomplex an der Bahnstraße in St. Tönis ist in die Jahre gekommen und könnte durch einen Neubau ersetzt werden.

Der Verwaltungskomplex an der Bahnstraße in St. Tönis ist in die Jahre gekommen und könnte durch einen Neubau ersetzt werden.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Das Thema dürfte seit rund 30 Jahren durch die Tönisvorster Politik wabern. Jetzt kommt es wieder auf die Tagesordnung: Die Rede ist von einem Neubau für die Stadtverwaltung, über den im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Gebäudemanagement und Liegenschaften diskutiert wird. Anlass: Die 2017 vom Stadtrat beschlossene Wirtschaftlichkeits-Untersuchung für ein solches Projekt ist von der Stadt auf den Weg gebracht worden.

Im November dürfte das Ergebnis der öffentlichen Ausschreibung vorliegen, Mitte Dezember soll die Untersuchung starten – und im Mai 2019 liegen die Fakten zu den Kosten auf dem Tisch. Dann muss der Stadtrat Farbe bekennen, ob er tatsächlich ein neues Rathaus finanzieren möchte.

Dass es gebraucht wird, daran kann es kaum Zweifel geben. Derzeit ist die Verwaltung auf sechs verschiedene Standorte verteilt. Insbesondere die Bausubstanz des Gebäudes an der Bahnstraße in St. Tönis (Baujahr 1964) und des alten Vorster Rathauses (Baujahr 1900) ist mangelhaft. So ist der Energieverbrauch aufgrund unzureichender Dämmung zu hoch. Es gibt brandschutztechnische Mängel sowie Mängel in der elektrotechnischen, sanitären und informationstechnischen Infrastruktur. In Vorst ist nur ein einziges Büro barrierefrei.

Alte Bausubstanz erzeugt
hohe Reparaturkosten

Die veraltete Bausubstanz erzeugt zudem durch andauernde Reparaturarbeiten im laufenden Betrieb unverhältnismäßig hohe Kosten. Größe und Zuschnitt der Arbeitsplätze sind nach heutigem Standard meist zu klein bemessen, Besprechungsräume fehlen fast vollständig. Dies alles verdeutlichten Bürgermeister Thomas Goßen, Kämmerin Nicole Waßen und der kommissarische Fachbereichsleiter Jörg Friedenberg am Montag im Gespräch mit der WZ.

Schon Anfang der 2000er Jahre gab es diese Mängel, weshalb eine Erweiterung des Gebäudes an der Bahnstraße damals bereits beschlossene Sache war. Das Modell konnte lange im Foyer besichtigt werden – doch realisiert worden ist es nie: Sparzwänge ließen die Pläne wieder in der Schublade verschwinden. „Die Pläne von damals wären heute auch nicht mehr genehmigungsfähig“, betont Thomas Goßen. Und eine aufwändige Sanierung des Gebäudes im laufenden Betrieb (Wärmedämmung, neue Fenster usw.) wäre kaum möglich. Es müsste in dieser Zeit eine (teure) Übergangslösung geschaffen werden, ergänzt Friedenberg.

In der Wirtschaftlichkeits-Untersuchung, die nun auf den Weg gebracht wird, ist ein Erhalt des Standortes Bahnstraße auch keine Option. Ziel sei es vielmehr, die Kosten für einen Neubau zu ermitteln, der für die Mitarbeiter und für die Bürger einen Mehrwert darstellt, unterstreicht Nicole Waßen. Denn mit einem solchen Neubau, der die Standorte Bahnstraße, Hospitalstraße und Vorst vereinen könnte, soll sich auch der Service verbessern.

Dies zu erreichen, gehört zu den Ergebnissen, die das Fachbüro, nach dem nun im Vergabeverfahren gesucht wird, liefern muss. Zahl der notwendigen Räume, Bruttogeschossfläche, Zahl der benötigten Parkplätze – solche Dinge kommen hinzu. Und am Ende natürlich die Summe, die dies alles kosten wird.

Drei Kosten-Varianten wird es geben: Neubau in Eigenregie, Neubau gemeinsam mit einem Partner oder Anmietung. Lösungen von der Stange, die an anderen Orten schon x-mal umgesetzt wurden, möchte man nicht geboten bekommen: Es soll Tönisvorst-spezifische, unabhängige Ergebnisse geben.

Zwingend abgegeben werden muss deshalb auch ein Personaleinsatzplan des Büros, denn die Stadt möchte sichergehen, dass dort genügend Man-Power vorhanden ist, um das komplexe Projekt angehen zu können. Der Zuschlag erfolgt an den Bieter mit dem wirtschaftlichsten Angebot (50 Prozent), der gleichzeitig eine gute Projektorganisation (35 Prozent) liefern kann. Hinzu kommt der Gesamteindruck im Verhandlungsgespräch (15 Prozent).

Die gesamte Untersuchung erfolgt unabhängig vom Standort. Über den müsste in einem zweiten Schritt beraten werden, nachdem die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeits-Untersuchung im Mai 2019 vorliegen. Falls sich denn der Rat tatsächlich zu einem Neubau entschließt. Die benötigten Mittel würde Kämmerin Nicole Waßen dann in den Haushalt 2020 einplanen. Von „Luftnummern“ im Etat 2019, wie aus der Politik gefordert, hält sie dagegen nichts.

Sehr viel hält sie davon, die alten Standorte aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zu verkaufen, wenn es tatsächlich zu einem Neubau kommt. Davon wäre auch das Vorster Rathaus betroffen. Der Bürgerservice am Vorster Markt sowie Bücherei und Ratssaal im St. Töniser Rathaus sollen aber erhalten bleiben. Sie werden in die jetzige Untersuchung gar nicht erst einbezogen.

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