Helmpflicht „Werden schon genug gegängelt“

Eine Helmpflicht lehnen die Händler komplett ab. Allerdings sei dieser Schutz schon sehr sinnvoll.

Willich/Tönisvorst/Kempen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wer bei diesem Wetter, zumindest wenn’s nicht gerade brüllend heiß ist, nicht seinen Drahtesel aus Keller oder Garage holt, braucht kein Fahrrad. Entsprechend viel ist aber derzeit auf den Radwegen und in den Städten los. Was auffällt: Viele Radler tragen einen Helm, aber lange nicht alle. Und: Während manche Räder bei einer Pause hervorragend abgeschlossen sind, laden andere Diebe ein, sie einfach mitzunehmen. Zu beiden Sicherheitsaspekten fragte die WZ Experten.

Helmpflicht: „Werden schon genug gegängelt“
Foto: WZ-Archiv

„Helmpflicht? Bloß nicht! Wir werden alle schon genug gegängelt.“ Das ist die spontane Reaktion von Jürgen Wingerath, Fahrradhändler aus Anrath. „Wenn eine solche Pflicht kommt, können wir einpacken.“ Allerdings betont er zugleich: „Ich bin total dafür, dass die Menschen einen Fahrradhelm anziehen. Ich würde es aber auf keinen Fall zur Pflicht machen wollen.“ Oft werde tatsächlich argumentiert, dass der Helm die Frisur kaputtmache. „Dann wird das Rad für kurze Touren nicht mehr benutzt und damit für viele überflüssig“, so Wingerath. Und auf längeren Touren hätten die meisten sowieso einen an.

Zum Thema Schloss und abschließen empfiehlt der Anrath eine Kombination von Rahmenschloss und externer Möglichkeit, das Rad anzuketten. Mittlerweile böten alle großen Hersteller solche Systeme an. Klar, ganz billig seien die nicht.

Ähnlich argumentiert Gerd Schneiders, Händler aus Willich. „Gegen eine Helmpflicht sträuben sich die Leute“, erklärt er. „Im Laufe eines Lebens werde so viel zur Pflicht erklärt und geregelt, dass es sicher zu viel sei. „Irgendwann bekommen wir auch noch eine Toilettenpapierbenutzungsverordnung“, scherzt er. Aber auch er betont, dass es schon sehr sinnvoll sei, einen Helm zu tragen. Er selbst arbeite dabei nur noch mit einem Hersteller zusammen. „Dort wird die Kopfform berücksichtigt“, sagt Schneiders. „Das ist ähnlich wie bei Schuhen: Reintreten und sich wohlfühlen.“

Was das richtige Schloss angeht, ist Schneiders Meinung sehr eindeutig: „Die billigen kannst du in die Tonne hauen. So Dinger, die man durchkauen kann, nutzen nichts.“ Bei 30 Euro fingen die brauchbar-guten Schlösser an. Wichtig sei, dass das Rad gegen Wegrollen oder -tragen gesichert werde.

Als „zweischneidiges Schwert“ bezeichnet der Kempener Händler Markus Classen eine Helmpflicht. „Als das damals beim Mofa eingeführt wurde, gingen die Verkäufe enorm zurück. Er glaube allerdings nicht, dass eine Pflicht noch komme. Und auch das Argument mit der kaputten Frisur kennt Classen natürlich. Auf der anderen Seite: Es würde würden viele Helme gekauft, gerade von Älteren. Und Eltern sollten es ihren Kinder auf jeden Fall immer wieder nahelegen. „Über 90 Prozent machen auch mit.“

Zum Thema Schloss: „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Aber zum Beispiel mit Ketten könne man es Dieben schon ganz schön schwer machen. Für solche müsse man zwischen 60 und 70 Euro auf den Tisch legen.

„Wir werden niemals eine Helmpflicht bekommen“, sagt Dietmar Berner, Verkehrssicherheitsberater bei der Kreispolizei. „Wir können nur appellieren, einen Helm zu tragen.“ Eltern sollten das ihren Kinder auch vorleben. Untersuchungen zeigten, dass bei Unfällen der Kopf zu 90 Prozent betroffen sei. Er habe Rückmeldungen von Menschen bekommen, die ihm geschildert hätten, wie gut der Helm sie bei einem Unfall geschützt habe. Eine Art inoffizielle Helmpflicht gibt es in Grundschulen: Hier macht die Polizei kein Verkehrstraining, wenn die Schüler nicht entsprechend geschützt sind.

Beim Thema Schloss schließt er sich den Händlern an: „Eines zum Abschließen, eines zum Anschließen. Und das konsequent, auch wenn man nur Brötchen holt.“

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