Alternativprogramm zum Adventszauber Werbering knipst die Lichter wieder an

St. Tönis · Es wird kein Adventszauber-Wochenende geben, aber am Samstag kommt der Nikolaus nach St. Tönis. Händler haben länger geöffnet und Aktionen für Kinder geplant. Weiter Unmut im Werbering.

Der Werbering St. Tönis ist zurück gerudert und hat die angekündigte Abschalt-Aktion der Weihnachtsbeleuchtung zurückgenommen. „Keinesfalls wollten wir mit dieser Aktion Kunden vergraulen“, sagt Ulrich Peeren.

Der Werbering St. Tönis ist zurück gerudert und hat die angekündigte Abschalt-Aktion der Weihnachtsbeleuchtung zurückgenommen. „Keinesfalls wollten wir mit dieser Aktion Kunden vergraulen“, sagt Ulrich Peeren.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Ich kann die Emotionen nachvollziehen, aber das Licht auszuschalten, ist meiner Meinung nach zu kurz gedacht.“ Das sagte Tönisvorsts Wirtschaftsförder Markus Hergett am frühen Donnerstagvormittag zu der Absage des Adventszaubers in St. Tönis durch die Stadt („Das war alternativlos.“) und der Ansage des Werberinges, am Wochenende die Weihnachtsbeleuchtung aus Protest gegen die Entscheidung auszuschalten. Hergett: „Die Bürger, die Tönisvorster als Kunden möchten ein weihnachtliches Ambiente. Das wäre jammerschade. Eine gute Atmosphäre in der Stadt beflügelt auch die Umsätze. Die Linie sollte man beibehalten.“

Kurze Zeit später erreichte eine „Eilmeldung“ des Werberings St. Tönis die WZ-Redaktion: „Der Werbering St. Tönis knipst die Lichter wieder an.“ Ulrich Peeren vom Vorstand ruderte in der Pressemitteilung zurück: „Wir haben beschlossen, St. Tönis nun doch wieder weihnachtlich zu beleuchten. Die Stadt wirkt sonst tot und wirklich nicht gerade einladend. Wir Einzelhändler wollten mit der plötzlichen Dunkelheit auch lediglich ein Zeichen setzen und mit dieser Abschalt-Aktion zeigen, wie eine gänzlich dunkle Stadt wirkt. Zu groß war einfach die Enttäuschung über die Absage des Marktes von Seiten der Stadt. Keinesfalls wollten wir mit dieser Aktion Kunden vergraulen.“

Vergrault fühlten sich etliche Bürger zuvor offenbar schon. Es gab nicht nur auf Facebook schonungslose Kommentare auf die erste Frust-Reaktion des Werberings, die Weihnachtsbeleuchutung vorübergehend abzuschalten. „Lächerlich“, „ein absolutes Armutszeugnis“, „St. Tönis wird entzaubert“, „Lachnummer“... musste sich die Vorstandsriege mit Peeren und Stefan Robben anhören. Weihnachtsverstimmung in der Stadt.

Manch einer reagierte mit Sarkasmus und rät dem Werbering dazu, die Tannenbäume wieder verschwinden zu lassen oder die Weihnachtsmänner, die zum Verteilen an die Kinder eingekauft worden waren, selbst aufzuessen.

Erste Schadenersatzforderungen kommen bereits an

Das Telefon steht bei Ulrich Peeren zurzeit nicht mehr still. Viel Diskussionsbedarf. Und: „Es kommen die ersten Schadenersatzforderungen rein.“ Peeren schätzt, dass durch den Ausfall des Adventszaubers „eine halbe Million Umsatz verbrannt wird“. Er stehe immer noch unter Schock, sagt Peeren und betont, dass er und seine Vorstandskollegen Robben und Caruani in ihrem Unmut sehr einig seien und mit einer Stimme sprechen. Man behalte sich vor, die Weihnachtsbeleuchtung am Sonntag abzuschalten. „Als Zeichen unseres Unmuts“, so Peeren. Ganz entschieden sei das aber nicht. Für die kommende Woche kündigt er eine Pressekonferenz des Werberings an.

„Die Absage des Adventszaubers ist ein einschneidendes Ereignis, für die Stadt einschneidender als für den Werbering. Gravierend leidtragend ist St. Tönis.“ So beurteilt Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverband Nordrhein-Westfalen Krefeld-Kempen-Viersen den Ausfall des Weihnachtsfestes in der Innenstadt. Es sei drastisch und dramatisch schlecht, dass der Weihnachtsmarkt ausfalle. Aber das sei in St. Tönis auch zufällig in dieser Deutlichkeit zutage getreten. Das, betont Otterbach, hätte auch jederzeit in einer anderen Stadt passieren können. Er begründet seine Einschätzung so: „Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, hat abgenommen, der unendliche Zeitaufwand, den viele noch vor fünf Jahren geleistet haben, ist vielfach nicht mehr möglich.“

Gleichzeitig seien die Anforderungen erheblich gewachsen durch „gesetzliche und ordnungspolitische Vorgaben, die einen hohen bürokratischen Aufwand“ für die Werbering bedeuten. Früher habe man sich für eine Genehmigung zwei, drei Stunden hingesetzt, „Heute dauert es eine Woche, wenn man es selbst machen muss“, mit Maßstabs-gerechten Plänen, genauen Budengrößen und Fristen, die mehrere Monate vor der Veranstaltung liegen.

Und gerade in der Verpflichtung von Sanitätsdienstmitarbeitern träten für die Werberinge in vielen Städten zunehmend Schwierigkeiten auf, sagt Ottersbach. Nach der Festabsage in St. Tönis hat er damit begonnen, eine Übersicht zu erstellen, in welchen Orten welche Veranstaltungen und von wem genehmigt werden. In Nettetal, Willich, Krefeld und Viersen hat er schon Informationen gesammelt. Und erfahren, dass in St. Tönis 13 Sanitätsdienstmitarbeiter verlangt waren, für andere vergleichbare Veranstaltungen sechs. „Ein Spitzenwert in St. Tönis“, so Ottersbach. Dieser hänge aber von weiteren relevanten Faktoren ab, so zum Beispiel, wie nah ein Krankenhaus mit notärztlicher Versorgung liegt. „Ich bin dabei, die Stellgrößen und Variablen zu ermitteln und Bedarfszahlen vergleichbar zu machen“, so Ottersbach.

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