St. Tönis Wer kennt den Chef-Salafisten?

In St. Tönis wohnt einer der berüchtigsten Islamisten in Deutschland. In ihrer Umgebung fielen sie kaum auf.

St. Tönis. Es ist alles ruhig am Tag nach der erneuten Razzia an der Gelderner Straße. Dort, wo am Dienstag in aller Frühe ein Einsatzkommando der Polizei aufschlug und anschließend die Wohnung durchsuchte, sind die Rollläden wieder runtergelassen. Nichts deutet darauf hin, dass das kleine Haus überhaupt bewohnt ist. Dabei ist einer der berüchtigsten Salafisten Deutschlands dort gemeldet. Während er selten da ist, lebt offenbar seine Familie in St. Tönis.

„Ich weiß nichts über den Mann“, sagt jemand, der in der Nachbarschaft arbeitet. Nur, dass auch Kinder und Frau dort wohnen. Eine alte Frau weiß ebenfalls nicht viel über die Familie. „Was machen die Leute denn da?“, fragt sie ein wenig verwirrt.

Ein Mann, der sich öfter in der Gegend aufhält, erzählt: „Ab und zu sieht man die Frau mal.“ Aber auch den mutmaßlichen Salafisten hat er mehrfach gesehen. „Hauptsächlich, wenn er aus dem Auto aussteigt oder mit dem Auto dort ankommt.“ Er sehe schon so aus, als ob er sich 30 Jahre lang nicht rasiert hätte. „Wie der Nikolaus, nur mit einem schwarzen Bart. Das wirkt ungepflegt“, sagt der Mann. Die Frau laufe immer mit einem Schleier oder einem Kopftuch herum. Das Gesicht könne man erkennen.

Er weiß aber auch, dass vor einiger Zeit in dem Haus aufwendig umgebaut worden ist. Sogar die alten Ställe im hinteren Bereich seien neu gemacht worden. „Das ist allerdings nicht fertig geworden. Der Mann, der da einziehen sollte, wurde in Krefeld umgebracht“, erklärt der Nachbar. Das sei allerdings schon viele Jahre her.

Er hat am Dienstag beobachtet, dass die Polizei gegen 6 Uhr morgens anrückte. Die Beamten hätten geklingelt und tatsächlich sei ihnen geöffnet worden. „Sonst hätten die sich sicher anders Eintritt verschafft“, glaubt der Augenzeuge.

Dass die Rollläden heruntergelassen sind, ist für die Nachbarn nichts Ungewöhnliches. „Das ist immer so“, sagt eine Frau, die gerade im gegenüberliegenden Pflanzenladen (früher: Kaiser’s und Wirichs) einkaufen geht. Sie könne sich an einen einzigen Tag erinnern, an dem eine Rolllade ein kleines Stück hochgezogen worden sei. Auch die Menschen, die in dem Haus wohnten, seien eher selten zu sehen. „Vielleicht zwei bis dreimal im Jahr.“ Das Auto, das gelegentlich vor dem Gebäude parke, habe ein Duisburger Kennzeichen. Was die Kinder angeht: Sie gehen wohl alle in eine Schule in der Umgebung.

Derweil haben wohl schon einige Menschen für sich versucht, einen Überblick zu gewinnen. So ist über das Nachbargrundstück am Zaun entlang ein kleiner Trampelpfad durch das meterhohe Unkraut entstanden. Dabei ist von der Straße aus zu erkennen, dass dort ein Auto steht mit der Internet-Adresse einer Modekette.

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