Ausbildungsmarkt im Kreis Viersen Der „Sinn“ spielt bei der Berufswahl eine immer größere Rolle

Tönisvorst · Immer mehr Schüler fragen nach dem Sinn ihres künftigen Berufs. Die Agentur für Arbeit appelliert, sich frühzeitig mit den eigenen Wünschen und Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Bei „WeGrow“ in Tönisvorst wird Nachhaltigkeit gelebt.

 Robin Palm (Mitte) hat ein Duales Studium bei „WeGrow“ absolviert. Rainer Imkamp und Carola Könecke werben für nachhaltige Berufe.

Robin Palm (Mitte) hat ein Duales Studium bei „WeGrow“ absolviert. Rainer Imkamp und Carola Könecke werben für nachhaltige Berufe.

Foto: Marc Schütz

(msc) „Nachhaltigkeit, Fridays for Future, Greta: Diese Schlagworte sind in aller Munde. Und das merken wir auch in den Vorstellungsgesprächen mit jungen Leuten“, sagt Carola Könecke, Personalleiterin der Tönisvorster Firma „WeGrow“. Die Firma hat den Anbau des Kiri-Baums für sich entdeckt, der als „schnellster Baum der Welt“ gilt, binnen eines Jahres um mehr als fünf Meter wächst und somit ein nachhaltiger Holzlieferant ist.

Zur Präsentation ihrer monatlichen Arbeitslosenstatistik war die Bundesagentur für Arbeit Krefeld, die auch für den Kreis Viersen zuständig ist, nun bei der Firma im Kehn zu Gast, um für nachhaltige Berufe zu werben – und junge Menschen dazu zu motivieren, „ihre persönlichen Interessen und Fähigkeiten bei der Berufswahl stärker zu berücksichtigen, statt sich daran zu orientieren, was andere machen“, sagte Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Krefelder Arbeitsagentur. Immer öfter stellten Job- und Ausbildungsplatzsuchende die Frage nach der Sinnhaftigkeit ihres Berufs, hat Imkamp beobachtet. Nach bald zweieinhalb Jahren Pandemie sei bei vielen jungen Leuten die Berufswahlreife allerdings nicht sehr ausgeprägt, die Verunsicherung sei groß. Praktika, Jobbörsen und Speed-Dating mit Unternehmensvertretern waren lange nicht möglich, sind es aber jetzt wieder. Das will die Arbeitsagentur Krefeld nutzen und beteiligt sich zudem bis zum 6. Juni an der virtuellen Veranstaltungswoche „Nachhaltige Berufe für morgen“.

Nachhaltigkeit findet man aber nicht nur in Berufen des Garten- oder Landschaftsbaus, sondern in vielen der insgesamt 324 anerkannten und sich den Gegebenheiten anpassenden Ausbildungsberufen – vor allem in den MINT-Berufen, also in den Bereichen Mathematik, Informatik und Technik. Der Raum Krefeld/Kreis Viersen befindet sich zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rheinischen Revier, biete daher viele Möglichkeiten, sagte Imkamp. Auch „WeGrow“ bildet aus, hat derzeit drei Azubis zu Industriekaufleuten und sucht drei Personen für ein Duales Studium in den Bereichen Personalmanagement, Logistik und Finanzen. „Nachhaltigkeit steckt bei uns in der DNA und wird täglich gelebt“, so Marcel Rauch, der sich bei „WeGrow“ um die Unternehmenskommunikation kümmert.

 „We Grow“ hat nach eigenen Angaben bereits mehr als eine Viertelmillion Kiri-Bäume auf mehr als 35 Plantagen in Deutschland und Spanien gepflanzt und möchte so den steigenden Holzbedarf bedienen und gleichzeitig den Nutzungsdruck auf die natürlichen Wälder mindern. Was vor zwölf Jahren als Vision begann, hat sich inzwischen zu einem international tätigen Unternehmen mit 120 Mitarbeitern (61 davon in Tönisvorst) entwickelt. Und das Werben um fähige und motivierte Mitarbeiter gehört dazu, sagte Carola Könecke.

Dass sich viele junge Leute nach dem ersten Bildungsabschluss unsicher seien, was ihre berufliche Zukunft angeht, führe leider oft dazu, dass sie weiter zur Schule gehen, obwohl sie bereits mit ihrem bereits erreichten Schulabschluss gute Chancen hätten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. „Daher appelliere ich dringend, sich frühzeitig mit den eigenen Wünschen und Kompetenten zu beschäftigen und unsere Berufsberater aufzusuchen. Die gleichen Wünsche und Möglichkeiten ab“, sagt Imkamp. Es lohne sich, sich zu informieren, denn 70 bis 80 Prozent der Azubis tummeln sich laut Imkamp in den sogenannten Top-10-Berufen, die besonders beliebt sind (Kaufleute, Friseure oder Mechatroniker beispielsweise). „Doch je individueller die Entscheidung, desto besser passt der Beruf zum jungen Menschen“, so Imkamp.

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