Die WZ öffnet Türen Wahrzeichen sorgt für Heimatgefühle

Die Streuff-Mühle in St. Tönis ist fast 250 Jahre alt. Mehrfach im Laufe ihrer Geschichte wurde sie schwer beschädigt — doch von den Bürgern immer wieder aufgebaut.

St. Tönis. Obwohl schon lange nicht mehr in Betrieb, ist die Turmwindmühle an der Gelderner Straße ein Wahrzeichen von St. Tönis geblieben. Sie ist mehr als ein Wahrzeichen: Die in den Jahren 1769/70 erbaute Mühle lieferte den Menschen bis 1945 das Mehl für das tägliche Brot und sorgte mehrfach dafür, dass sich viele mit ihrem Heimatdorf verbunden fühlten, indem sie den Erhalt des Denkmals sicherstellten.

Obwohl derzeit durch die Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs etwas gehandicapt, nimmt sich der derzeitige Mühlenbesitzer, der 61-jährige Klaus Janssen, die Zeit, der WZ die Streuff-Mühle von innen zu zeigen. Die Familie Streuff hatte die Mühle bis 1951 in ihrem Besitz, daher der Name. Dann übernahm die Familie Janssen das große Grundstück. Gleich nebenan wohnt Klaus Janssen, der in der Hausverwaltung tätig ist.

Die WZ öffnet Türen: Wahrzeichen sorgt für Heimatgefühle
Foto: Kurt Lübke

„Mein Opa war durch einen Flächentausch an dieses Grundstück gekommen, seit etwa 1959 gehörte es dann meinen Eltern, Johannes und Sibille Janssen“, erzählt Klaus Janssen. Die Mühle wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Sie drohte zu einer Ruine zu werden. So waren Teile der hölzernen Flügel durch das defekte Dach gefallen, hatten die oberen zwei der insgesamt vier Etagen komplett zerstört.

Adventsserie: Die WZ öffnet Türen

Der 61-Jährige kann sich den Erzählungen nach noch daran erinnern, dass es schon in früheren Zeiten Ideen für eine andere Nutzung gegeben habe: „Der Arzt Julius Speicher dachte sogar darüber nach, aus der Mühle eine Kinderklinik zu machen.“ Davon wurde genauso Abstand genommen wie von ersten Entwürfen eines Architekten, der dort Anfang der 1970er Jahre ein Café einrichten wollte. „All’ dies rechnete sich nicht, so wurden damals alleine die Reparaturkosten für solch ein Café auf etwa zwei Millionen Mark geschätzt“, berichtet Janssen.

Gemeinsam betreten wir das turmartige Mühlenhaus, stehen erst einmal in einem riesigen Raum, der als Abstellkammer dient. Oben an der Decke sind noch Teile der Mahl-Konstruktionen zu erkennen. So eine hölzerne Welle, die etwas überraschend in einen relativ kleinen Raum nebenan führt. Dort steht das eigentliche Mahlwerk aus Eichenholz, das nicht mehr funktioniert.

Es waren viele Menschen, die die Streuff-Mühle vor ihrem Zerfall retteten. Die Hilfen fingen schon in den 1950er Jahren an, als die Mühle kein Dach mehr hatte, so dass das Mauerwerk und die Holzkonstruktion Wind und Wetter ausgesetzt waren. Die Eigentümerfamilie, die Straßengemeinschaft Gelderner Straße und der Heimatbund St. Tönis, damals unter dem Vorsitz von Otto Merkelbach, kümmerten sich um das Denkmal.

Bereits 1956 wurden Teile der beschädigten Flügel und das Hutdach abmontiert. Der dann wie eine Ruine wirkende Turm bot mit seinem notdürftigen Behelfsdach einen traurigen Anblick. Erst 1978 bekam die Mühle ihre Flügel zurück.

Früher gab es dort, dies belegen alte Ansichtskarten, draußen noch eine parkähnliche Anlage mit einem Springbrunnen, der passend aus den alten Mühlsteinen modelliert war. Nach dem Bau des Seniorenheimes wurde er nicht wieder hergestellt.

Nach dem Orkan Kyrill mussten die Flügel 2007 aus Sicherheitsgründen abgenommen werden. Die Straßengemeinschaft Gelderner Straße, die 2016 ihr 90-jähriges Bestehen feierte, sorgte draußen für Verschönerungsarbeiten, verfugte auch Teile des brüchigen Gemäuers. Indes ging der Heimatbund auf Sponsorensuche. Einige Firmen, die Stadt, Feuerwehr, Heimatbund, Sparkasse und Handwerker gaben ihr Scherflein dazu. Gemeinsam mit einer Stiftung einer großen Krefelder Firma gelang 2009 die Restauration: Das Mauerwerk wurde außen instandgesetzt und die Mühle erhielt wieder ein neues Flügelkreuz.

Da danach hohe Versicherungskosten anfielen und diese vom Eigentümer nicht zu finanzieren waren, gründete sich 2011 unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Albert Schwarz, der sich immer für den Erhalt der Mühle stark gemacht hatte, der Verein „Freunde und Förderer der Streuff-Mühle“. Dieser Verein, um den es zuletzt etwas ruhiger war, zahlt über seine Mitgliedsbeiträge den Löwenanteil für die Versicherung, insbesondere für die Flügelanlage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort