Vortrag: Rechtsradikale Musik auf dem Schulhof

Der Verfassungsschutz informierte in der Robert-Schuman-Gesamtschule über Musik aus der rechten Szene.

Willich. Musik ist ein wichtiges strategisches Mittel für die rechte Szene, um Jugendliche zu erreichen. So werden an Schulen „Schüler-CDs des nationalen Widerstands“ verteilt. Und das Herunterladen von rechtsradikaler Musik ist ausdrücklich erwünscht. Vor diesem Hintergrund kam jetzt der Verfassungsschutz in die Robert-Schuman-Gesamtschule.

Thomas Pfeiffer (40), Wissenschaftlicher Referent beim Verfassungsschutz NRW, beleuchtete die Strategie der Rechtsextremen. Die gemeinsame Veranstaltung von Volkshochschule und Robert-Schuman-Gesamtschule war ebenso interessant wie schockierend. Pfeiffer spielte Musik der Formation „Weiße Wölfe“, einer von 151 Bands der rechtsextremistischen Szene. Da werden Texte wie diese mehr gegrölt als gesungen: „Für unser Fest ist nichts zu teuer, 10 000 Juden für ein Freudenfeuer.“ Und weiter: „Ihr tut unserer Ehre weh, unsere Antwort: Zyklon B.“

Aber nicht immer wird die Botschaft mit so brachialer Deutlichkeit rübergebracht. Der Referent zeigte Cover von CDs, die an Schulen verteilt werden: Keine Skinheads sind dort zu sehen, keine Symbole, die zumindest auf den ersten Blick zeigen, wo es langgeht. Und auf dem „Beipackzettel“ werden die Jugendlichen ermuntert, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Nazi-Symbole wie die „schwarze Sonne“ werden erst auf den zweiten Blick sichtbar. „Musik transportiert ein Zugehörigkeitsgefühl, sie ist für uns ein wichtiges Bindeglied zur Jugend — wir wollen denen ein Zuhause bieten, die sich in das etablierte System nicht eingebunden fühlen“, so die Worte des NPD-Vorsitzenden Udo Voigt.

Dabei gibt es kaum noch Hemmschwellen: Selbst der Rap, die Musik aus den Ghettos benachteiligter Schwarzer in Amerika, ist in der Rechtsradikalen-Szene angekommen. „Es gibt lediglich noch keinen Jazz mit rechtsradikalem Inhalt“, erklärte Pfeiffer. Passend zur Musik mit Titeln wie „Der Sieg wird unser sein“ oder „Freiheit statt BRD“ gibt es auch die passende Kleidung. Der Referent entschlüsselte die Symbolik. So stehe die 88 für den achten Buchstaben im Alphabet, HH bedeute „Heil Hitler“. Und die 28 steht für BH, für „Blood and Honour“, Blut und Ehre.

Der Mann vom Verfassungsschutz machte deutlich, dass es aus rechtlichen Gründen häufig nicht leicht sei, gegen entsprechende Rechtsradikale wirkungsvoll vorzugehen. Außerdem sei die Szene mittlerweile juristisch geschult, bewege sich oft geschickt an der Grenze zum Verbotenen, ohne diese Grenze zu überschreiten. Für Pfeiffer ist es wichtig, dass im Umgang mit diesen erklärten Feinden der Demokratie alle rechtsstaatlichen Regeln eingehalten werden.

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