Vortrag: Kaum Festanstellung für junge Leute

Regina Görner (CDU) setzt sich für einen Mindestlohn ein.

Neersen. Es gibt sie: CDU-Politiker, die sich für den Mindestlohn einsetzen, die für mehr betriebliche Mitbestimmung und die gewerkschaftlich aktiv sind. Ein Beispiel hierfür ist die Stellvertretende CDA-Vorsitzende und frühere saarländische Arbeits- und Sozialministerin Regina Görner. Auf Einladung von Uwe Schummer war sie jetzt zum Ramshof gekommen, um daran zu erinnern, dass innerhalb der CDU auch Positionen vertreten werden, die die SPD gerne für sich reklamiere.

Diesen Satz sagte Regina Görner als Funktionärin der IG Metall: „Wir wollen es nicht billiger, sondern besser machen.“ Wer hochwertige Produkte herstelle und einen erstklassigen Service biete, brauche erstklassiges Personal. Die Referentin sprach sich für Mindestlöhne aus. Dass dies zu einer Erhöhung der Arbeitslosenquote führe, ist für sie nicht nachvollziehbar: „Ob Frisör oder Krankenpflege — die meisten schlecht bezahlten Jobs hängen mit Arbeit zusammen, die hier am Menschen erbracht wird. Sie können nicht in Billiglohnländer abwandern.“ Ihr Kredo: „Wir brauchen nicht nur Menschen, die einige Handgriffe beigebracht bekommen, sondern solche, die breit qualifiziert sind, Zusammenhänge verstehen und mitdenken.“

Görner kritisierte die Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen: Sie böten jungen Leuten keine wirtschaftliche Basis zur Familiengründung. Fest angestellte, gut qualifizierte Mitarbeiter zahlten sich auch dadurch aus, dass sie engagierter arbeiten und beispielsweise fundierte Verbesserungsvorschläge machten. Befristete Arbeitsverhältnisse seien dagegen schädlich für die Qualität eines Unternehmens.

Görner kritisierte die Gier der Investoren, die möglichst schnell eine möglichst hohe Rendite erzielen wollen und die abnehmende Bereitschaft von Unternehmen, auszubilden.

In Ordnung sei auch nicht, dass die Wirtschaft zunehmend Risiken auf die Arbeitnehmer und die Gesellschaft verlagere. Regina Görner beklagte, dass immer mehr gut ausgebildete junge Leute keine Festanstellung bekämen. Arbeitgeber müssten sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit der Idee anfreunden, auch Schulabgänger mit eher mäßigen Zeugnissen einzustellen.

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