Vorst: Auf Tuchfühlung mit Bubo

Der Diplom-Biologe und Falkner Wolfram Kassemeck brachte Kindern den „Lebensraum Wald“ näher.

Vorst. Mika war schon oft im Wald. "Ich darf auch alleine, aber nicht so weit", sagt der Junge, der die Kindertageseinrichtung des städtischen Familienzentrums "Drei-Käse-Hoch" an der Brucknerstraße besucht.

Doch an diesem Vormittag, beim Ausflug im Rahmen das Erlebnisangebots "Lebensraum Wald", ist der Diplombiologe und Falkner Wolfram Kassemeck dabei.

Er hat mit den Kindern ein Körbchen aus einem Ahornblatt gebastelt, ihnen gezeigt, wie sich Taub- und Brennnessel unterscheiden und wie sich Nacktschnecken paaren.

"Wir haben auch Pilze gesehen", sagt Mika und seine weit aufgerissenen Augen verraten, wie beeindruckt er immer noch ist. Und an einer Sorte haben sie gerochen. "Das waren Stinkepilze!" ruft er empört. "Stinkmorcheln", verbessert Andrea Bernards, Leiterin der Einrichtung, "und die haben wirklich ganz schrecklich gestunken!" Der Gesichtsausdruck der anderen elf Kinder, die bei dem Ausflug in die Rottheide dabei waren, bestätigt ihre Aussage eindringlich.

Um 9 Uhr sind sie in den Wald gegangen, um 11 sitzen sie vor ihrer Kita auf der Holzbank, mümmeln an ihren Zwiebäcken und Wolfram Kassemeck holt aus seinem Auto Frodo, den Falken. "Ist das ein kleiner oder ein großer Greifvogel?", fragt Kassemeck die Kinder. Einige wissen schon, dass er "klein" ist.

Kassemeck erzählt in einfachen Worten und - soweit möglich - in einem Frage- und Antwortspiel, was so besonders an Frodo ist. Dass der die Mäuse, die er frisst, durch einen Biss in den Nacken tötet, und dass er für seine Kinder 30 Mäuse am Tag braucht, wenn die ordentlich groß werden sollen. Dass seine Augen sehr groß sind, schließlich wiegen sie zusammen mehr als sein Gehirn. "Der kann einen Käfer auf 50Meter Entfernung krabbeln sehen."

Alle Kinder dürfen Frodo mal auf den Arm nehmen. Mika ist der erste, der sich den Lederhandschuh überstülpt und tapfer versucht, den Arm möglichst hoch zu halten. Lukas zögert - und lächelt schließlich stolz. "Frodo ist vier Jahre alt. Wer von Euch ist auch vier Jahre alt?" Es sind fast alle zwölf Kinder, die sich melden.

Die meisten Falken sterben schon mit zwei Jahren. "Die fliegen gegen einen Lkw oder gegen Fensterscheiben", erklärt Kassemeck. "Sagt Euren Müttern, wenn die Scheiben ein bisschen schmutzig sind, passiert nicht so viel."

Dann holt er Bubo, den Uhu. "Du zitterst ja", versucht der Falkner ihn zu beruhigen. Die Männchen - Bubo ist eines - wiegen 2,2, die Weibchen bis zu 3,5 Kilo, erzählt er. Er führt vor, wie weit Bubo seinen Kopf drehen kann. Der starrt plötzlich angestrengt nach oben. "Ein Mäusebussard", identifiziert Kassemeck den Vogel am Himmel, "der gehört auch auf seine Speisekarte."

Zu den Beutetieren der größten der heimischen Eulenarten gehören 110 Säugetiere und 140 Vogelarten. "Bis zur Größe eines Rehkitzes", sagt Kassemeck. Und den kleinen Hund, der an der Leine vorbei spaziert, beobachtet Bubo mit dem gleichen Interesse.

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