Vorfreude auf die Festspiele

Intendantin Astrid Jacob bereitet sich derzeit in der Türkei auf die Spielzeit vor.

Neersen. Angenehme 18 Grad, ein laues Lüftchen — Astrid Jacob kann sich meteorologisch zurzeit mühelos in die Atmosphäre eines milden niederrheinischen Sommerabends in Neersen hineinversetzen. Die Theaterintendantin ist in der Türkei. Sie verbringt dort arbeitsreiche und ungestörte Urlaubstage mit Woody Allen und Peter Pan. Handy und Unterlagen für die Jubiläums-Spielzeit am Neersener Schloss sind immer in Reichweite.

„Ich fahre weg, um in Ruhe arbeiten zu können, um von den alltäglichen Dingen Abstand zu gewinnen“, sagt sie. Die Koffer hat sie gepackt, nachdem eine wichtige Etappe auf dem Weg zur ersten Premiere am 23. Juni absolviert worden ist — „die technische Abgabe“.

Dazu hatte sich Astrid Jacob mit dem Technischen Leiter der Festspiele, Horst Ackermann, ihren Regisseurkollegen Jürgen Morche („Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie“), Jan Bodinus („Peter Pan“), Ausstatterin Silke von Patay und Bauhof-Mitarbeitern getroffen. „Bei diesem Arbeitstreffen geht es um die Bühnenbilder, Requisite, um Kostüme, und darum, welche technische Ausstattung, welche Beleuchtung für die Stücke notwendig ist — das sind zwei, drei hochkonzentrierte Tage.“

Bei aller Erfahrung mit dem Theater am alten Gemäuer — „Routine gibt es da nicht!“ Man müsse so vieles bedenken, sagt Jacob. Löcher dürfen nicht in die Wände gebohrt werden. Also müsse bei jedem Bühnenbild gefragt werden, wie windschlüpfrig es ist. „Wir haben es zuweilen mit starken Aufwinden zu tun.“

Silke von Patay hat mit dem Bauhof abgestimmt, wann welche Möbel und Bühnenobjekte fertiggestellt sein müssen. Gut vorbereitet und abgesprochen sollten die Proben zügig ablaufen können.

„Zurzeit sitze ich über den Manuskripten oder überlege mir, welche Kostüme praktikabel sind“, sagt Astrid Jacob. Die Texte der Theaterstücke sind bereits gedruckt und an die Schauspieler rausgegangen. „Damit sie die schon lernen können.“

„Sitzen“ müssen sie Mitte Mai. Am 17. Mai wird das Ensemble am Schloss erwartet, die Probenzeit beginnt. Astrid Jacob reist früher an. Sie freut sich auf diese Jubiläumszeit, von der sie hofft, „dass sie unter einem guten Stern steht“.

Das Stichwort „Lebenslust“, das die Stückeauswahl für 2013 überschreibt, kommt offensichtlich beim Publikum an. Die Intendantin steht ständig — auch in der Türkei — mit dem Festspielteam in Verbindung, fragt regelmäßig die Zahl der verkauften und reservierten Tickets ab. „Ich will zum Beispiel wissen, wie das Kinderstück Peter Pan läuft. Kontakte zu Schulen sind geknüpft, unsere Theaterpädagogin ist im Gespräch.“

Zuversicht spricht aus ihr. Astrid Jacob: „Ich bin ein Optimist. Das muss man auch sein, um diesen Job zu machen — Theater unter freiem Himmel am Niederrhein. . . Aber“, schiebt sie lachend hinterher, „mit diesen Menschen hier, mit denen man eine Radtour zur Antarktis machen könnte, ist das immer etwas Besonderes. Das ist köstlich, das ist liebenswert.“ Wenn sie die wetterfesten Menschen im Publikum sieht, die dem Regen trotzen, „könnte ich jeden Einzelnen knuddeln“.

Der rote Teppich wird in dieser 30. Spielzeit fürs Publikum ausgerollt. Am Rahmenprogramm fürs Jubiläumsjahr wird noch gefeilt. „Es zählt das Miteinander der Ideen.“ Miteinander — das ist für Jacob auch die ideale Überleitung zum Ensemble, das sich wieder aus bekannten Schauspielern“, „Lieblingen mit Wiedererkennungswert“, und neuen Kollegen zusammensetzt. „Ich freue mich auf alle, und das sage ich nicht so daher.“ Niemand solle den Vorzug bekommen. Wie in einer Familie. „Fairness ist mir wichtig im Umgang mit den Menschen.“

Gute Stimmung hinter, auf und vor der Bühne ist eben genauso wichtig wie freundliches Freilufttheater-Wetter. Astrid Jacob freut sich hörbar auf die Mittsommernächte in Neersen. In der Türkei. Bei milden 18 Grad und einem lauen Lüftchen.

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