Unterwegs auf der längsten Straßenbahnstrecke Deutschlands Mit der Straßenbahn ins Ruhrgebiet

Serie | St. Tönis · Nie war Bahnfahren so billig wie in den drei Sommermonaten. Am letzten Tag des 9-Euro-Tickets hat sich unser Autor von Tönisvorst auf eine sechsstündige Straßenbahn-Reise ins Ruhrgebiet begeben und viel Skurriles wie Schönes erlebt.

 Am Wilhelmplatz in St. Tönis begann die Reise. Sieben Umstiege und damit sieben andere Straßenbahnen später, endete die Fahrt in Witten.

Am Wilhelmplatz in St. Tönis begann die Reise. Sieben Umstiege und damit sieben andere Straßenbahnen später, endete die Fahrt in Witten.

Foto: Julian Budjan

Im beschaulichen St. Tönis liegt an diesem Mittag ein Hauch von Endlichkeit in der Luft. Die Fahrerin hilft einer Rollstuhlfahrerin in die Straßenbahn gen Krefeld, in der es verdächtig ruhig ist. Der Wilhelmplatz ist der Ort, an dem auch meine Straßenbahn-Reise vom Rheinland durchs Ruhrgebiet beginnt; am Tag, an dem das 9-Euro-Ticket zu Grabe getragen wird. Drei Monate lang war da dieses Gefühl von Freiheit. Jeder konnte in Bus oder Bahn steigen, ohne sich Sorgen darüber zu machen, wie die Fahrt das Leben monetär beeinträchtigen würde. Es gab eine Zeit, da war die Straßenbahn das Fortbewegungsmittel der kleinen Leute, jenes, das sie zur Arbeit brachte. Doch nicht nur ist Bahnfahren heute nicht mehr günstig, in den 1960er Jahren wurden viele Strecken stillgelegt; man glaubte, dem Auto gehöre die Zukunft.