Von der großen Liebe zur „Quetschkommode“

Im Alter von fünf Jahren bekam Heinz Hox sein erstes Akkordeon — bis heute hat ihn die Faszination nicht losgelassen.

Von der großen Liebe zur „Quetschkommode“
Foto: Wolfgang Kaiser

St. Tönis. Heinz Hox ist sicher: Ein Akkordeon zu spielen, ist einfacher, als es aussieht. Der Musiker aus St. Tönis muss es wissen, denn er hat Akkordeon studiert und bezeichnet die „Quetschkommode“ als sein Lieblingsinstrument. „Mein erstes Akkordeon war von der Kirmes“, erinnert sich der Musiker. Vier Jahre alt sei er damals gewesen, und die „diatonische Harmonika“ habe es ihm seitdem angetan. Mit fünf Jahren bekam Hox sein erstes richtiges Akkordeon. Die Liebe zum „Schifferklavier“ ist bis heute geblieben.

„Das Instrument fasziniert mich, weil es so dynamisch ist“, sagt Hox, der auch gerne Klavier spielt. Aber: „Das Akkordeon ist mein Muttersprache-Instrument.“ Hox schätzt die „Zieharmonika“ auch deshalb, weil sie sehr vielseitig sei und zu jeder Musikrichtung passe. Volksmusik und Seemannsmusik seien die bekannten Richtungen, sagt der 60-Jährige, aber: „Auch in der Klassik, im Jazz, im Tango und in der Popmusik wird das Akkordeon eingesetzt.“

Der Tango war es, der das Akkordeon salonfähig machte. Das heißt, eigentlich war es das Bandoneon, das zu großer Popularität gelangte. Gebaut hat es nach dem Vorbild des Akkordeons der Krefelder Heinrich Band. Das Bandoneon wurde sehr schnell über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Band verbesserte den Tonumfang von 106 auf 112, dann auf 128 und zuletzt auf 130 Töne. Im frühen 20. Jahrhundert gelangte das Bandoneon nach Südamerika. Dort wurde das Instrument zum prägenden Bestandteil eines typisch südamerikanischen Tango-Orchesters. Auch im Tango Nuevo und dem Electro-Tango blieb der Einfluss des Bandoneons erhalten. In vielen Tangos besungen, stiftet das volkstümliche, preisgünstige Instrument bis heute Identität.

Und nicht nur im Tango-Salon, auch in den Hafenkneipen und Bordellen von Buenos Aires und Montevideo waren die Musiker mit dem „Schifferklavier“ zu Hause. Die Entwicklung der Harmonika-Instrumente aber geht viel weiter zurück. Schon um 2000 vor Christus entstand ein Instrument namens „Sheng“, chinesisch für Mundorgel. Das Prinzip der frei schwingenden Tonzunge verbinde das Sheng und das Akkordeon, erklärt Heinz Hox. „Etwa ab 1750 begann man in Europa mit den ersten Versuchen, Instrumente mit frei schwingenden Tonzungen zu bauen“, weiß der Musiker. 1823 habe Cyrill Demian in Wien ein Patent für ein Instrument erhalten, das er „Accordion“ nannte. Heute ist das Akkordeon ein weltweites Phänomen. Es gibt Hersteller in den USA, China, Deutschland, Italien, Frankreich und Russland.

Heinz Hox hat das Akkordeonspiel übrigens beim Akkordeon-Orchester St. Tönis gelernt, wo er bis heute passives Mitglied ist. Mit 320 Mitgliedern gehört der St. Töniser Verein zu einem der größten Akkordeon-Vereine Deutschlands. Und damit das auch so bleibt, ist der Vorstand um gute Nachwuchsarbeit bemüht. Eine Kooperation mit der Grundschule Hülser Straße ist erst der Anfang. Musikalische Angebote in der Grundschule Schulstraße und am Michael-Ende-Gymnasium sollen folgen, wie Oliver Schieren, Vorsitzender des Akkordeon-Orchesters berichtet.

„Außerdem möchten wir ab Herbst immer samstags einen Jugendtreff mit Offener Bühne in unserem Vereinshaus anbieten“, erzählt Schieren. Die Idee sei, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, zusammen Musik zu machen. Es stehen aber auch ein Medienraum und ein Kicker zur Verfügung.

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