Vier Föhne für eine Soutane

Auf kuriose Vorfälle hinter den Kulissen blickt die WZ mit Evelyn Kemnitz zuurück.

Vier Föhne für eine Soutane
Foto: Dohmen

Neersen. Wie geschmiert sind in diesem Jahr die Schlossfestspiele gelaufen, die morgen Abend zu Ende gehen: Eine Tribünen-Auslastung von mehr als 90 Prozent bei den Abendstücken ist alles andere als selbstverständlich. Bereits am Donnerstag konnte der 20 000. Besucher begrüßt werden (siehe unten stehenden Bericht). Dass es hinter den Kulissen aber auch schon mal kuriose Begebenheiten und Beinahe-Pannen gibt, erfährt man bei einem Besuch in der Schneiderei.

Hier arbeitet Evelyn Kemnitz, Theaterschneiderin und Ankleiderin mit langjähriger Berufserfahrung. Sie war vor allem für den „Pater Brown“ und hier insbesondere für Michael Schanze zuständig. An die Zusammenarbeit mit dem Star, der sich am Mittwoch nach seiner letzten Vorstellung von seinem Neersener Publikum verabschiedet hat, denkt sie gerne zurück: „Das ist ein richtiger netter Mann.“

Schanze hatte allerdings ein Problem mit dem Wetter: Die schwere Soutane aus Wollstoff und darunter das Priesterhemd mit hohem Kragen waren für überwiegend heißes Wetter nicht gerade die ideale Kleidung. „Der war immer klatschnass geschwitzt“, berichtet Kemnitz. In der Pause habe man die Soutane teilweise mit vier Föhnen bearbeitet, damit er sie anschließend wieder trocken tragen kann.

Hemd und Soutane machten auch aus einem anderen Grund Probleme: Anfangs waren beide mit Druckknöpfen ausgestattet, die aber in den knappen Umzieh-Pausen schwer zu bewältigen waren. „Einige Male haben wir die Soutane, die allein 20 dieser Knöpfe hat, nicht mehr komplett schließen können“, berichtet Kemnitz. Am Hemd wurden deshalb die Druckknöpfe durch Klettverschlüsse ausgetauscht, um den Umzug schneller über die Bühne zu bringen.

Auch mit den Schuhen hatte Michael Schanze gelegentlich Probleme — trotz des langen Schuhlöffels, den er benutzte.

In den ersten Tagen der diesjährigen Festspiele kam Kleidung zum Einsatz, die auf der Bühne nie zu sehen war: Da es sehr kühl war, wurden hinter den Kulissen warme Strickjacken für die Akteure bereitgehalten. „Damit sie sich nicht erkälten“, berichtet Kemnitz.

Andreas Werth, der den Tony Saunders im „Pater Brown“ spielte, hatte in einer Vorstellung ein ganz anderes Problem: Der „Strampelanzug“, den er in einer Szene am Fenster trägt, hing nicht am vorgesehenen Platz. „Den hatte ich oben in der Garderobe vergessen“, erinnert sich Evelyn Kemnitz. In letzter Sekunde habe sie ihn aber noch herbeischaffen können.

Aktuell ist sie damit beschäftigt, die Kostüme zu reinigen (Waschmaschine und Trockner stehen im Keller der Vorburg) und in den Fundus zu schaffen. Der ist im Haus Biedemann an der Hauptstraße untergebracht. Auch kleine Ausbesserungsarbeiten werden noch gemacht. So hatte sich Holger Stolz in der vorletzten Vorstellung von „Pesion Schöller“ auf der steinernen Bühne die Hose zerrissen. „Das muss natürlich noch genäht werden“, berichtet Evelyn Kemnitz.

Sie und ihre Kollegen aus der Schneiderei sind ein bisschen traurig, dass die Spielzeit vorbei ist. „Wir sind jetzt richtig gut eingespielt.“ Und so ganz hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben, den netten Michael Schanze bei den Festspielen in Neeren einmal wiederzusehen.

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