Versöhnung nicht in Sicht

SPD besteht nach Heyes-Rede auf Entschuldigung. Paul Schrömbges (CDU) ruft zur sprachlichen Abrüstung auf.

Willich. Der Parteienstreit um die „Ohrfeigen-Rede“ von Bürgermeister Josef Heyes geht weiter. SPD-Geschäftsführer Detlef Nicola hat am Dienstag die Ausführungen des CDU-Vorsitzenden Uwe Schummer dazu zurückgewiesen. Schummer mache es sich zu leicht, wenn er den Ausfall des Bürgermeisters beim Neujahrsempfang der CDU als Bagatelle abtue, bei der man nach einer kleinen Aussprache wieder zur Tagesordnung übergehen könne.

Die SPD, so Nicola, fühle sich auch als Partei „geohrfeigt“: „Wir waren Gäste beim Empfang, und so geht man nicht mit Gästen um!“ Ein Mann in der Verantwortung wie Heyes müsse wissen, was er wann und wo sagen dürfe. Uwe Schummer müsse dies seinem Parteikollegen klarmachen.

Nicola relativierte allerdings seinen Vergleich zwischen der Rede von Heyes und dem Aufruf zur Gewalt im Dritten Reich. Ihn habe der große Applaus der Jungen Union zur Aussage von Heyes erschrocken gemacht. Nicola: „Diese Begeisterung gegen einen Andersdenkenden und die Häme einiger CDU-Ratsmitglieder gegenüber der SPD-Spitze beim Verlassen des Saales sind der Keim für ein Klima, das wir in Willich nicht zulassen dürfen.“

Detlef Nicola betonte, dass auch die SPD zum Konsens zurückkehren wolle. Er forderte Uwe Schummer auf, sich mit dem SPD-Vorsitzenden Jürgen Hansen zusammenzusetzen und die Grundvoraussetzungen für einen vernünftigen Umgang miteinander zu schaffen.

Und er erinnerte daran, dass er sich selbst im Jahr 2000 nach einer missverstandenen Äußerung beim Neujahrsempfang beim Bürgermeister entschuldigt habe: „Dieses Mindestmaß an Anstand erwarte ich auch von Herrn Heyes!“

Der stellvertretende CDU-Fraktionschef Paul Schrömbges rät derweil zu mehr Überlegtheit: „Ich war bei der Ansprache von Herrn Heyes nicht mehr im Saal. Wenn der Bürgermeister sich in der Wortwahl vergriffen hat, wird er das sicher in angemessener Weise richtig stellen.“

Schrömbges hält allerdings die Replik des SPD-Geschäftsführers Detlef Nicola für verfehlt. „Es ist wirklich nicht hilfreich, die Äußerung von Herrn Heyes in einen direkten Zusammenhang mit der NS-Diktatur zu bringen.“ Ein solcher Vergleich werde den Opfern und dem ihnen zugefügten Leid nicht gerecht und lasse es am nötigen Respekt fehlen.

Schrömbges: „Wir sollten sprachlich und inhaltlich abrüsten.“ Alltagsknatsch und ein Unrechtsregime hätten nichts miteinander gemein. Es gebe eingeübte Verfahrensweisen, wie man einen Fehler und einen Streit aus der Welt bringt: „Die sind bekannt.“ Auch darin hätten die Willicher Politiker Vorbildcharakter.

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