Variationen zum Thema „Eingebettet“

17 Künstler stellen ihre Umsetzung der Vorgabe aus.

Variationen zum Thema „Eingebettet“
Foto: Kurt Lübke

Willlich. „Eingebettet“ heißt das Motto der Ausstellung des Willicher Kunstvereins im Gründerzentrum an der Gießerallee 19 auf dem Gelände vom Stahlwerk Becker. Die Vorsitzende Jutta Otto-Gesterling war mit dem Qualitätsniveau mehr als zufrieden. Sie hatte indirekt dazu beigetragen, indem sie Künstler zum Teil von weit her überreden konnte, mit auszustellen. Kein Wunder, dass es noch nie so viele neue Namen auf der Ausstellerliste gegeben hat.

„Ich konnte mit dem Thema nichts anfangen“, gab Reinhardt Heinen zu. Der Anrather Künstler zeigt jetzt abstrakten Expressionismus, hat die Farben ausschließlich mit verschieden großen Spachteln aufgetragen. Renate Fellner konnte mit dem Thema sehr wohl etwas anfangen. Sie ist mit einer Installation beteiligt. Nicht Bronze ist diesmal ihr Material, sondern Holz: Von der Wiege gibt es eine immer schmaler werdende Verbindung zum Sarg.

Rike Oetzel aus Viersen zeigt Miniaturwelten, die an Puppenstuben erinnern. Sie wirken aber nicht kindlich-lieblich, sondern verstörend, weil eine weiße Masse alles überzieht. Weiß ist auch die vorherrschende Farbe bei Dagmar Reichel, die ebenfalls aus Viersen kommt. Sie hat sich „Nachtgedanken“ gemacht. Auf alten Kopfkissen stellt bunte Schrift Fragen wie diese: „Wie hell ist ein Lichtblick?“

Gabriele Schulz aus Schmallenberg ist ebenfalls mit bemerkenswerten Objekten vertreten. Da sind zum einen „Nester“, Symbole für Einbettung, aber auch die 30 Paar Schuhe, die die Künstlerin aus Zellulose und Pigmenten gefertigt hat. Sie zeichnet damit einen Flüchtlingspfad nach, die Schuhe sind beschädigt, spiegeln Leid und Strapazen wider.

Wolfgang Reinke aus Krefeld ordnete Fotos in Form eines Kreuzes an, platzierte unten rechts ein blaues Licht und schafft so eine Art Gedenkstätte. Die Fotos wurden in U-Booten, also in moderner Kriegstechnologie aufgenommen. Reporter waren im Irakkrieg „Embedded“ (eingebettet). Indem Reinke diesen Begriff in einem militärischen Zusammenhang stellt, nimmt er ihm das Unschuldige und Kuschelige. Die Badehose ganz oben im Kreuz ist das Symbol für einen Testosteron-Träger — für kriegslüsterne Mannen.

Die Ausstellung mit Exponaten von insgesamt 17 Künstlern ist noch bis zum 11. Oktober geöffnet. An diesem Tag wird Reinhardt Heinen um 19 Uhr einige seiner preisgekrönten Videos zeigen. rudi

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