Lokale Wirtschaft Willicher Aluminium-Firma trotzt sogar Donald Trump

Willich · Das Unternehmen alimex hat es zu einem weltweit agierenden Betrieb gebracht. Trotz des Zollstreits laufen auch die US-Geschäfte - Qualität ist der Schlüssel.

Bei alimex in Willich werden tonnenschwere Aluminium-Barren verarbeitet.

Bei alimex in Willich werden tonnenschwere Aluminium-Barren verarbeitet.

Foto: alimex/Wolfram Schroll / studioSchroll

In ihren Ausmaßen lassen die Hallen der Willicher Firma alimex an Flugzeug-Hangars denken. Da kommt sich der Besucher ganz klein vor. Die Größe hat ihren Sinn: Das Ausgangsmaterial Aluminium kommt aus Gießereien in tonnenschweren Barren auf das mehr als 30 000 Quadratmeter große Areal an der Karl-Arnold-Straße. Die silberfarbenen Rechtecke sind meist etwa 1,50 Meter breit, 3,50 Meter lang und einen halben Meter dick.

In einem gigantischen Ofen in der „Glühhalle“ erfolgt eine Wärmebehandlung, die dem „Alu“ besondere Eigenschaften wie eine exzellente Formstabilität verleihen soll. Betriebsleiter Marc-Wilm Lünemann aus Schiefbahn spricht von Temperaturen zwischen 400 und 500 Grad Celsius. Exakte Werte sind nicht zu bekommen – Betriebsgeheimnis. Auch bezüglich der Kunden hält man sich zurück. Man darf jedoch von namhaften Konzernen ausgehen.

Gründer startete mit einer Sekretärin und einem Mitarbeiter

Grundsätzlich aber zeigte sich die Führungsriege beim Besuch vor Ort sehr gesprächsbereit. Viele Bürotüren und Firmentore standen im Wortsinn offen. Neben Betriebsleiter Lünemann und Geschäftsführer Philip Grothe war auch Christiane Springmeier dabei. Die Willicherin gehört mit ihrer Schwester und ihrer Mutter zu den drei Gesellschafterinnen der Gruppe. Ihr verstorbener Vater hatte alimex (Kunstname aus „Aluminium-Import-Export“) in den 70er Jahren gegründet. „Anfang der 80er gab es meinen Vater, eine Sekretärin und einen Mitarbeiter, der die Platten geschnitten hat“, schildert die Tochter den Beginn der Firma.

Nach schwierigen Jahren im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise präsentiert sich alimex heute als „wachsendes und starkes mittelständisches Unternehmen“. Es beschäftigt 175 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb (weltweit 190) und setzt 60 Millionen Euro (2017) um.

Es gibt drei Produktbereiche: Gussplatten und Zuschnitte sowie CNC-gefräste Bauteile (letztere entstehen am Standort Schmelzerstraße). Geliefert wird in unterschiedliche Branchen, von der Halbleiter-, über die Solarindustrie bis zu Automobil-Produktion sowie Architektur und Bau. Anwendungsbeispiele sind Parabolspiegel zur Weltraumbeobachtung in der chilenischen Atacama-Wüste oder Bauteile für Vakuumkammern zur Computerchip-Herstellung. „Man findet uns selten in Endprodukten, aber oft in der Herstellung für Endprodukte“, so formuliert es Marc-Wilm Lünemann. Das vielleicht bekannteste Beispiel kommt aus der Süßwaren- bzw. Verpackungsindustrie: Die Formen, in denen die runden „Rausdrück-Verpackungen“ von Toffifee gegossen werden, basieren ebenfalls auf alimex-Material.

Nach dem Bau der neuen Glühhalle im vergangenen Jahr investieren die Willicher derzeit verstärkt in den USA – Donald Trump zum Trotz. „Ich will nicht verhehlen, dass uns die Entscheidung des US-Präsidenten, Aluminium-Einfuhren in die USA mit Strafzöllen von zehn Prozent zu belegen, zunächst Sorgen gemacht hat“, sagt Geschäftsführer Grothe. Doch inzwischen könne man sogar ein positives Fazit ziehen, so der Dinslakener.

Umsatz auf dem US-Markt
im Vergleich zu 2017 gestiegen

Seiner Aussage nach können die USA ihre interne Nachfrage „und hier insbesondere auch die nach hochwertigen Aluminiumprodukten, wie sie alimex anbietet“, gar nicht selbst decken. „Da hilft auch eine höhere Auslastung nichts, wenn die Qualität, die benötigt wird, gar nicht selbst produziert werden kann.“

Bereits jetzt erziele man im US-Markt mehr Umsatz als 2017. „Unter anderem, weil wir teurer verkaufen können, da die Preise in den USA generell steigen. Auch US-Unternehmen, die gar nicht importieren, nutzen derzeit die Chance, um ihre Preise zu erhöhen. Damit schwinden die durch die US-Zölle verursachten Preisunterschiede zwischen den USA und dem Rest der Welt.“

Im kommenden Jahr will alimex zudem den Schritt nach Asien wagen und dort (in Malaysia) eine Präsenz aufbauen. Derzeit verteilt sich der Umsatz wie folgt: Europa 80 Prozent, USA und Asien jeweils 10 Prozent.

Was bedeuten die Planungen für Deutschland? „Unsere internationalen Standorte sind eng verflochten mit dem Standort in Willich und brauchen Zulieferungen aus Deutschland.“ Hier sei das „Brot- und Butter-Geschäft“. Keiner müsse sich also Sorgen machen um deutsche Arbeitsplätze.

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