Was sagen Christdemokraten vor Ort zum Duell der Kandidaten in der K-Frage Wer macht’s: Laschet oder Söder?

Willich · Uwe Schummer, Marcus Optendrenk, Christian Pakusch: So beurteilen sie die noch ungelöste K-Frage in ihrer Partei.

 Dieses Foto hat Uwe Schummer am vergangenen Sonntag während der Pressekonferenz der beiden Kandidaten-Anwärter auf den Bundeskanzler-Kandidatenposten der CDU gemacht.

Dieses Foto hat Uwe Schummer am vergangenen Sonntag während der Pressekonferenz der beiden Kandidaten-Anwärter auf den Bundeskanzler-Kandidatenposten der CDU gemacht.

Foto: Uwe Schummer

Wir wissen an diesem Apriltag seriös noch nicht, wer tatsächlich Kanzler-Kandidat der CDU werden wird: Armin Laschet oder Markus Söder. Aber wir Bundestagswähler in spe können uns schon zusammenreimen, wie uns der Ausgang dieser verzwickten Situation gesichtswahrend für den Verlierer verkauft wird. Zurzeit wollen noch beide Christdemokraten gleichzeitig durch eine Tür, durch die nur einer passt.

Wie gelingt die Entscheidungsmitteilung in einer harmonisierenden Parteisprache? „Wir haben immer gesagt, nur einer kann gewinnen: Der Bessere für den Bund muss es tun.... Laschet/Söder ist unverzichtbar als Ministerpräsident... Ein starkes Bayern/ ein starkes NRW ist unerlässlich für die Entwicklung unseres Landes... nach Corona stehen große Aufgaben vor uns.... Diese Kraftanstrengung geht nur gemeinsam... Und in Einigkeit, und deshalb ist Laschet/Söder als Rückenstärker und starker Pol ein Garant für einen Wahlkampf der Stärke. ...Deutschland braucht die Union, Deutschland braucht Laschet/Söder in einer Partei, die nur zusammen die Herausforderungen meistern kann...“

Zwei, die dasselbe wollen und dies auch offensiv öffentlich kundtun – diese Situation hat die Willicher CDU vor einem Jahr erlebt. Im Vorfeld der Kommunalwahl 2020, als Christian Pakusch und Johannes Bäumges um die Heyes-Nachfolge das Bürgermeisteramt auf CDU-Ticket anstrebten. Beide mobilisierten starke Unterstützergruppen. Beide zogen viele bis alle Register, um bei den Mitgliedern zu punkten. Pakusch bekam bekanntlich eine Mehrheit hinter sich.

Mitglieder – das Votum der Basis wie in Willich ist der Unterschied zu der aktuell anstehenden Entscheidung auf Bundesebene. Bisher wurden das Votum von CDU-Parteivorstand und Stimmen aus der Fraktion gehört und medial interpretiert. „Eine Mitgliederentscheidung wie in Willich wird es in dieser Frage nicht geben“, sagt Uwe Schummer, noch CDU-Bundestagsabgeordneter für den Kreis in Berlin. Ein solcher Entscheidungsprozess würde zu lange dauern. „In fünf Monaten ist schon Bundestagswahl.“ Zeit aber wolle und könne man in der CDU nun nicht mehr verlieren. Schummer geht davon aus, dass sich Laschet und Söder im internen Gespräch befinden, unter acht Augen, mit je einem Vertrauten. „Ich hoffe doch sehr, dass bis Freitagabend eine Entscheidung getroffen ist und wir in der CDU am Wochenende wissen, mit wem wir in die Bundestagswahl gehen“, sagt Schummer.

Beiden Kandidaten mit Ambitionen auf die Merkel-Nachfolge stellt Schummer das Zeugnis aus, „exzellente Ministerpräsidenten zu sein“. Schummer spricht sich für Laschet aus. Denn „wer das mit 18 Millionen bevölkerungsreichste Land Nordrhein-Westfalen regieren kann, der kann auch Deutschland regieren.“ Das hat Schummer nach eigenen Angaben auch so in der Fraktionssitzung in Berlin kundgetan.

Wie einst Helmut Kohl achte Armin Laschet nicht auf Umfragewerte, der Parteichef wolle vielmehr, so Schummer, durch „eine verlässliche und dauerhafte Haltung Vertrauen erwirken“, das sich dann in Wahlergebnissen niederschlage.

Laschet punkte als Teamplayer, der – ebenfalls Kohl-gleich – mit einem Kabinett der besten Köpfe regiere. Er kenne in NRW das Zusammenwirken der Ballungszentren mit den Ruhrgebietsstädten, den ländlichen Raum und die Grenzregionen. Laschet stehe für die Europa-Idee. Söder sei der klassische Macher-Typ. Kritik übt Schummer an der Vorgehensweise der Söder-Anhänger während der hybriden Fraktionssitzung mit 240 Teilnehmern. „Die Fraktionssitzung wie ein Plebiszit über die Mikros anzulegen, war nicht in Ordnung.“ Wortmeldungen seien nahezu geichzeitig an die Öffentlichkeit durchgestochen worden. „Kein guter Stil.“ Das Stimmungsbild sei auch verzerrt: Schließlich hätten sich in der Sitzung auch nur 64 von 240 Teilnehmern zu Wort gemeldet.

Der Neersener Uwe Schummer ist sicher, dass Laschet am Ende als Kanzlerkandidat aus dem Wochen-Duell hervorgehen wird. Schmunzelnd fügt er im Gespräch mit der WZ hinzu: „Es könnte natürlich auch sein, dass sich beide nicht einigen können und dann für einen dritten aussprechen. Wir sind ja Christdemoraten und glauben an Wunder...“ Dieser Dritte könnte, wenn auch unwahrscheinlich, als Kopf und Typ Ralph Brinkhaus, seit September 2018 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sein, den Schummer als einen exzellenten Redner mit Thementiefe und Teamgedanken beschreibt. 

Marcus Optendrenk, den Kreisvorsitzenden der CDU, erreicht die WZ nur telefonisch. Er befand sich den Donnerstag über in Sitzungen und Debatten im NRW-Landtag, dessen Abgeordneter er ist. Zum Thema Laschet oder Söder und die Frage der K- wie Kandidaten-Frage sendet der Nettetaler folgende Einschätzung: „Ich hoffe auf eine schnelle Entscheidung der Kandidatenfrage der Union. Wir sind in einer entscheidenden Phase der Pandemie. Es muss darum gehen, diese riesige Aufgabe zu bewältigen und nicht parteipolitisch Porzellan zu zerschlagen.“

Christian Pakusch, Bürgermeister in Willich, spricht auch am späten Donnerstagabend von einer Fifty-Fifty-Ausgangslage zwischen Laschet und Söder: „Das ist echt offen.“ Zugleich äußert er die Befürchtung, dass die Menschen angesichts des noch unentschiedenen Duells sagen, die Politiker beschäftigten sich vor allem mit sich selbst. „Und das an einem Tag, an dem wieder 30 000 Neuinfektionen gemeldet werden. Haben wir nicht größere Sorgen?“ Pakusch sagt, er traue beiden Ministerpräsidenten die Kandidatur zu, in den Umfragewerten liege Söder vorne, Laschet sei der Vereiner, der die Partei im Griff habe. Er selber wolle die Stimmung nicht befeuern und halte sich in Bezug auf die Personalie daher bedeckt. Christian Pakusch hofft, das die parteiinterne Debatte der CDU nicht zu einem Empathieverlust bei den Wählern führt.

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