Übung: „Geiselnahme“ im Gefängnis

Beschäftigte der JVA Anrath und die Polizei übten den Ernstfall. Das ganze Gelände war großräumig abgesperrt.

Anrath. Es war nur eine Handvoll Mitarbeiter des Gefängnisses Willich I, die wussten, dass der gegen 9 Uhr ausgelöste Alarm nur eine „Echtsituation simulierte“. Dabei wurden zwei JVA-Beschäftigte von einem Polizeibeamten als Geiseln genommen. Der tat so, als wollte er sich als Inhaftierter den Weg in die Freiheit freipressen.

Eine Situation, wie sie in Anrath noch nicht vorkam. „Dass so etwas passieren kann, das verdrängt man im Alltag“, sagt der stellvertretenden Anstaltsleiter Dieter Grave. Um so wichtiger sei es, zu kontrollieren, ob die Abläufe funktionieren. „Der Alarm geht dann an die Polizei im Kreis Viersen“, sagt Grave.

Gleichzeitig müssen in der JVA die Gefangenen, die zu diesem Zeitpunkt in den Werkstätten beschäftigt sind, in ihre Hafträume gebracht werden, damit alles Personal konzentriert mit einbezogen werden kann.

„Bei der letzten Übung, die noch vor dem Neubau der Pforte stattfand, mussten sogar Gefangene ihre Zellen verlassen und auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite eingeschlossen werden“, erzählt Grave. Von dort aus hätten die „Knackis“ die Aktivitäten der Einsatzkräfte außerhalb des Gebäudes nicht sehen können.

Das sei jetzt nicht nötig gewesen, die Übung fand im Besucherbereich statt. Dieser befindet sich in dem Neubauteil, der vom Männer- und Frauenhaus gleichermaßen genutzt wird. Der Nachmittag nach der rund drei Stunden dauernden Übung wurde in der JVA mit interner Manöverkritik zugebracht. „Wir müssen die Zusammenarbeit immer weiter optimieren“, sagt Grave. Später wird es noch eine gemeinsame Nachbesprechung mit der Polizei geben.

Diese war ebenfalls eingeschaltet, sperrte das Gebiet großflächig ab. „Diese Trainings müssen so realitätsnah wie möglich sein. Aus diesem Grund kamen im Umfeld der Justizvollzugsanstalt große Polizeikräfte zum Einsatz, die das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Bereichen probten“, erklärt Harald Moyses, Pressesprecher der Kreispolizei. Das solle die Bevölkerung nicht beunruhigen, sondern ihr vielmehr das Gefühl geben, dass die Polizei auf konkrete Gefährdungslagen professionell vorbereitet sei und entsprechend reagieren könne.

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