Übernehmen Städte die Müllabfuhr wieder selbst?

Bürger in Willich zahlen 2015 mehr, in anderen Städten ist es weniger.

Übernehmen Städte die Müllabfuhr wieder selbst?
Foto: Archiv

Willich/Tönisvorst. Die Willicher müssen im nächsten Jahr mit einem erheblichen Anstieg bei den Müllgebühren leben. Was umso ärgerlicher ist, da in fast allen Nachbarkommunen die Gebühren deutlich sinken.

Ob in Kempen, Tönisvorst oder Mönchengladbach: Über Senkungen von knapp 17 bis knapp 19 Prozent können sich dort die Bürger freuen. So kostet zum Beispiel die 14-tägige Leerung der 120-Liter-Tonne in Kempen ab Januar nur noch 83,52 statt bisher 102,96 Euro (minus 18,9 Prozent). Bei wöchentlicher Leerung sind es 167,04 statt bisher 205,92 Euro. In Tönisvorst zahlt der Bürger 149,30 statt 177,17 Euro — wobei in diesem Betrag die Leerung der brauen Bio- und der grünen Papiertonne enthalten ist.

Ganz anders Willich: Dort kommt es zu einer Steigerung, die zwischen 3,10 und 10,88 Prozent liegt. So klettert zum Beispiel die Gebühr für die 120-Liter-Tonne bei 14-tägiger Leerung von 216,39 auf 229,47 Euro.

Die Gebührensenkung in den Nachbarstädten lässt sich mit sinkenden Müll-Verbrennungskosten des Kreises Viersen erklären. „Diese geben wir direkt an unsere Bürger weiter“, erläutert Wolfgang Schouten von der Tönisvorster Stadtverwaltung.

Das passiert in Willich zwar auch — aber einem anderen Umstand ist es zu „verdanken“, dass es trotzdem für den Bürger teurer wird. Anders als in den Nachbarstädten mussten die Willicher nämlich zum 1. Januar den Entsorgungsvertrag für den Abfall neu ausschreiben. Und das zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt.

„Das Ergebnis der Ausschreibung zeigt eine Steigerung der Unternehmervergütung von 84 Prozent“, informiert Kämmerer Willy Kerbusch in der jüngsten Sitzung des zuständigen Fachausschusses. Was vor allem an mangelndem Wettbewerb liegt: Kleinere Entsorgungsunternehmen sind mittlerweile von großen übernommen worden, so dass am Ende nur noch zwei Konkurrenten übrig blieben. Der Vertrag mit der Firma EGN wurde schließlich um vier Jahre verlängert.

„Die enorme Steigerung wird die anderen Kommunen auch noch treffen“, sagt Willy Kerbusch voraus. Da Wettbewerb offenbar kaum mehr stattfinde, müsse man als Stadt darüber nachdenken, in Zukunft die Müllabfuhr wieder selbst zu übernehmen. „Mehrere Kommunen könnten sich dazu zusammenschließen“, so Kerbusch.

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