Über die Zukunft der Innenstädte

Wenige Zuhörer fand eine Veranstaltung der MIT. Dabei stand ein Problem im Fokus, das alle angeht.

Über die Zukunft der Innenstädte
Foto: Büttner/dpa

Willich. Ist vielen Willicher Einzelhändlern die „Zukunft der Innenstädte“ egal? Diesen Eindruck könnte die Besucherzahl einer Informationsveranstaltung zu diesem Thema mit nach Hause genommen haben. Zu dem Abend hatte die CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) ins Willicher Gründerzentrum im Stahlwerk Becker eingeladen hatte. Mit Andree Haack von der IHK Mittlerer Niederrhein war ein sachkundiger Referent gewonnen worden — doch nur rund 20 Besucher wollten seinen Vortrag hören. „Da hätte ich mir mehr Interesse gewünscht“, bekannte der MIT-Vorsitzende Roger Kurzawa anschließend im Gespräch mit der WZ, „aber zwingen kann man die Leute nicht.“

Andree Haack listet einige Probleme auf, die es derzeit in den Innenstädten gibt: Es entstehen Shoppingcenter auf der grünen Wiese, während die Zentren veröden. Discounter haben sich zu den führenden Textilverkäufern in Deutschland entwickelt und graben so den kleinen Fachgeschäften das Wasser ab. Die Konsumausgaben insgesamt stagnieren ohnehin, viel Geld stecken die Kunden nur noch in Reisen und Telekommunikation. „Wer 40 Krawatten im Schrank hat, braucht keine mehr“, so Haack.

Der Online-Handel hat mittlerweile einen stabilen Anteil von 10 bis 15 Prozent am Kuchen. Ihn allein kann man nicht für zunehmende Leerstände verantwortlich machen. Um das Überleben der Innenstädte zu sichern, müsse der Standort als Ganzes attraktiv sein, betonte Andree Haack. Ärzte, Behörden, Kultureinrichtungen, funktionierende Busverbindungen und eine „emotional positive Atmosphäre der Urbanität“ listete er als notwendige Bausteine auf. „Schauen Sie aus Sicht der Kunden konsequent auf die Innenstädte“, riet er den Zuhörern.

Wie Christian Pakusch (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, im Anschluss erklärte, sei man in Alt-Willich dabei, Ideen für die Innenstadt zu entwickeln. Beim ehemaligen Brauerei- und dem Krankenhaus-Gelände müsse die Frage beantwortet werden, wohin man will. Die laufenden städtebaulichen Wettbewerbe könnten hier Antworten geben. Der bevorstehende Umbau des Marktes, der auch durch Gastronomie mehr Aufenthaltsqualität bieten soll, sei ebenfalls eine wichtige Maßnahme: „Märkte wie in Maastricht oder Venlo zeigen, dass die Leute da sitzen wollen.“ Andererseits sei das Heimatshoppen schwierig, wenn der Artikel, den man gerne kaufen möchte, im Ort gar nicht angeboten werde.

„Welche Möglichkeiten gibt es, etwas gegen Leerstände zu tun?“, fragte Kurzawa. Antworten erhofft er an „Runden Tischen“ zu bekommen, die man mit den Werberingen der einzelnen Stadtteile bilden möchte. Politik und Einzelhändler sollen daran teilnehmen. „Diesen Dialog möchte ich in Gang setzen“, sagte der MIT-Vorsitzende.

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