Trauer Trauer um Mathias Funken

St. Tönis. · (Red) Ende 2018 schöpfte er als gefragter Zeitzeuge aus seinem Erinnerungsschatz. Der damals 90-Jährige war Gast bei Senioren- und Junger Union. Er sollte davon erzählen, wie es damals war, vor fünf Jahrzehnten, als Vorst und St. Tönis zur Stadt Tönisvorst wurden.

 Mathias Funken ist im Alter von 91 Jahren gestorben.

Mathias Funken ist im Alter von 91 Jahren gestorben.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Damals erzählte Mathias Funken: „St. Tönis war nichts, worauf man stolz sein konnte. Hier lebten die, die sich Krefeld nicht leisten konnten.“ Vorst dagegen sei ein „reiches, hochherrschaftliches Bauerndorf gewesen.

Als im Rahmen der kommunalen Neugliederung Vorst zu Kempen und St. Tönis zu Krefeld geschlagen werden sollte, hätte die Zweckgemeinschaft zusammengehalten. Mathias Funken, seit 1963 CDU-Mitglied, erlebte die gemeinsamen Schritte politisch und als Bürger aus erster Reihe mit. Im Geburtstagsjahr der Stadt ist der langjährige Fraktionsvorsitzende der Partei im Alter von 91 Jahren gestorben.

Im Alter von 35 Jahren wurde Funken politisch aktiver. Er leitete ein Lebensmittelgeschäft im Ortskern. Zu seinem 90. Geburtstag erzählte er, wie dass es 1964 einen Aufstand bei den St. Töniser Christdemokraten gegeben habe. Die „Alten“ seien abgewählt worden, neue Politiker übernahmen die Führung. Mathias Funken gehörte zu diesen Nachwuchskräften. Der Lebensmittelhändler bekam einen Sitz im Gemeinderat und konzentrierte sich auf Finanzen.

Sein Geschäft gab er mit der Konkurrenz durch die Discounter „Wirichs“ und „Super Magazin“ auf, machte Karriere bei der Deutschen Bank.

Er hatte ein sehr gutes Gedächtnis, war ein Zeitzeuge par excellence. Er hatte nicht nur Daten und Zahlen parat, sondern auch Bilder vor Augen, von dem St. Tönis, wie es aussah, bevor Politiker die Ortskernsanierung vorantrieben – er, der von 1973 bis 1993 den Fraktionsvorsitz der CDU innehatte, voran.

Die Hochstraße als „Durchfahrtsstraße von Willich nach Kempen“, auf der es zu tödlichen Unfällen gekommen war, wollte er nicht mehr verantworten. Der Gemeinderat beschloss den Bau der Umgehungsstraße, erhob die Hochstraße zur Fußgängerzone.

Mehr Selbstbewusstsein als Schulstadt und dadurch auch mehr Eigenverantwortlichkeit bekam St. Tönis auch durch den Bau der Realschule im Kirchenfeld und später durch das Schulzentrum Corneliusfeld.

Fest verankert mit dem Namen Mathias Funken ist auch die Seniorenunion, die er 2004 gründete und lange führte. Funken trug den Ehrenring der Stadt Tönisvorst und war ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz.

Mathias Funken war fünffacher Vater. Mit seiner Frau, die verstorben ist, feierte er 2015 die Diamantene Hochzeit – nicht ohne die große Familie mit Kindern, Schwiegerkindern, (Ur-)Enkeln, die nun trauern. Wie die Stadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort