Kommunalwahl Bürgermeister-Stichwahl in Tönisvorst: Leuchtenberg liegt sogar vor Goßen

Tönisvorst · Spannender Bürgermeisterwahl-Abend in Tönisvorst: Erst langes Warten auf erste Ergebnisse, dann der Dauerherausforderer vor dem Amtsinhaber.

 Bürgermeister Thomas Goßen hat es bei dieser Kommunalwahl   wie tausende Tönisvorster Bürger gemacht: Er hat per Briefwahl gewählt. Goßen ist einer von 24 454 Wahlberechtigten insgesamt. 

Bürgermeister Thomas Goßen hat es bei dieser Kommunalwahl   wie tausende Tönisvorster Bürger gemacht: Er hat per Briefwahl gewählt. Goßen ist einer von 24 454 Wahlberechtigten insgesamt. 

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

. „Schule Kirchenfeld I“ hat um 19.40 Uhr als erster Stimmbezirk in der Stadt Tönisvorst die Bürgermeister-Stimmzettel ausgezählt. Das Ergebnis ist ein hochspannendes, ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Thomas Goßen und Uwe Leuchtenberg. CDU-Mann Goßen holt in dem St. Töniser Stimmbezirk 40,7 Prozent, Herausforderer Uwe Leuchtenberg, als Kandidat für SPD, Grüne und die Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster (GUT) am Start, liegt da bereits leicht vor ihm mit rund 41 Prozent.

In Vorst verstärkt sich der Trend für Leuchtenberg. Im Stimmbezirk „Rudi-Demers-Halle Vorst III“, Heimspiel für Leuchtenberg, holt er 55,3 Prozent, Goßen nur 33,4. Es knistert vor Spannung in der Stadt. Stichwahl oder Leuchtenbergs Durchmarsch?

Um kurz nach 20 Uhr sind 8 von 19 Stimmbezirken ausgezählt. Leuchtenberg liegt mit 45,4 Prozent sieben Prozentpunkte vor Goßen. Michael Lambertz (Unabhängige Wählergemeinschaft Tönisvorst, UWT) liegt bei knapp über elf Prozent, der parteilose Thomas Keymel abgeschlagen mit rund fünf Prozent auf dem letzten Platz.

Vor sechs Jahren hatte Thomas Goßen seine Wiederwahl als Tönisvorster Bürgermeister mit 53,14 Prozent der Stimmen geschafft. Ein glatter Durchmarsch. Keine Stichwahl. Sein stärkster Herausforderer Uwe Leuchtenberg (damals nur für die SPD im Rennen) erreichte lediglich 37,93 Prozent, weniger als im ersten Duell 2009.

Im aktuellen Kommunalwahlkampf hat Uwe Leuchtenberg in der Stadt Tönisvorst aber einen Wahlkampf „Attacke“ geführt. Er hat sich ereifert, das Bild des Anwalts der Bürger gezeichnet, medial rund um die Uhr kommuniziert und sich erfolgreich als gemeinsamer Bürgermeister-Kandidat von SPD, Grünen und GUT präsentiert.

An ihm kam in den sozialen Medien niemand vorbei. Für den Straßenwahlkampf hatte er sich sogar mit Pappkameraden „vervielfältigt“, stand auch an den Wahlständen seiner Unterstützer-Parteien. Wer sich für die Inhalte der Grünen und der GUT interessierte, kam an „Uwe“ nicht vorbei. Drei für einen – den Vorteil hat Leuchtenberg ausgenutzt und ausgekostet.

Amtsinhaber Thomas Goßen meidet privat die sozialen Medien aus Überzeugung. Während des Lockdowns in den Anfangsmonaten von Corona hat er zwar via Videos Informationen über die städtische Facebookseite weitergereicht. Aber das mediale Durchstarten im Wahlkampf ließ er bleiben. Die neue Homepage, die die CDU für ihn an den Start gebracht hat, ist kaum informativer als ein Flyer. Goßen warf seine Amtsjahre in die Waagschale, vertraute darauf, dass Erledigtes und an den Start Gebrachtes für sich sprechen würde. Solide und klassisch, fast ein wenig bieder blieb der flankierende Wahlkampf der CDU.

Das Bürgermeisterwahl-Endergebnis liegt um 21.26 Uhr vor. Leuchtenberg holt 43,5 Prozent, Goßen 39,7 Prozent, Lambertz 10,7 und Keymel 5,8 Prozent.

Erste Statements der Bürgermeister-Kandidaten

Uwe Leuchtenberg war am Abend bester Stimmung: „Das ist ein super Ergebnis. Wir müssen nun zwei Wochen noch was tun. Wir sind alle sehr motiviert. Schade, dass am Ende ein paar Prozente gefehlt haben.“

Thomas Goßen liest in dem Bürgermeisterwahl-Ergebnis das „Kräfteverhältnis der Stadtratswahl“ ab und hebt das starke Ergebnis der Grünen hervor. Auf die Frage, ob er in den nächsten zwei Wochen etwas anders machen werde, sagte Goßen:. „Ich bleibe mir treu.“

Michael Lambertz (UWT) sieht in seinem Ergebnis „keine Klatsche ins Gesicht, sondern die Aussage der Wähler und die habe ich verstanden. Man könnte wahrscheinlich darunter schreiben, dass ich vermute, dass ich der richtige Bürgermeisterkandidat gewesen wäre, aber aktuell scheint es so, dass die Anzahl derer, die sagen, „ich wähle, was ich immer gewählt habe“, einfach noch zu groß ist und das Ergebnis daher so klein ist.“ Einer der beiden Bürgermeisterkandidaten könne sich bei ihm bedanken, so Lambertz, „dass ich dafür gesorgt habe, dass es eine Stichwahl gibt“.

Thomas Keymel kommentierte früh: „Aus meiner Sicht entspricht das bisherige Wahlergebnis den Erwartungen und ich wünsche, sofern es zu einer Stichwahl kommt: beiden Kandidaten viel Erfolg im weiteren Wahlkampf. Für unsere Stadt hoffe ich, dass sich endlich etwas bewegen wird.“

Noch der Blick auf die Ratswahl in Tönisvorst (Kasten): Die CDU bleibt stärkste Kraft in der Stadt, muss aber erhebliche Stimmverluste verkraften. Ein sattes Minus hat auch die SPD eingefahren. Die Grünen sind die Gewinner des Abends. Mehr als 20 Prozent heißt Verdopplung ihres vorherigen Ergebnisses. Dazugewonnen hat die UWT. Sie kommt auf ein fast zweistelliges Ergebnis, FDP und GUT zeigen sich leicht verbessert.

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