Corona Corona: Quarantäne macht zu schaffen

Tönisvorst · Es gab einen Zwischenfall in einer Flüchtlingsunterkunft. Die Polizei wurde zur Amtshilfe gerufen. Warum, erklärt Bürgermeister Thomas Goßen.

Zwei Mal unübersehbar viele Polizeikräfte aus verschiedenen Kommunen in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft in St. Tönis und nichts steht von einem Einsatz oder über den Anlass in der Zeitung? Ein St. Töniser hat der Redaktion Fotos von dieser Situation geschickt, Bilder, die er laut eigener Aussage am 30. April und am 4. Mai aufgenommen hat. Sie zeigen mehrere Einsatz- und Streifenwagen der Polizei. Auch Löschfahrzeuge seien vor Ort gewesen.

Die WZ-Recherche hat ergeben, dass die Polizeikräfte am 30. April im Rahmen einer „kurzfristigen Amtshilfe“ in St. Tönis angerückt waren. Sie kamen von der Kreispolizeibehörde Viersen, Krefeld und aus Mönchengladbach. Ihr Einsatz an dem Nachmittag hatte laut Wolfgang Goertz, Pressesprecher der Polizei in Viersen, mit der Verlegung von vier mit dem Corona-Virus infizierten Bewohnern in ein anderes Gebäude der Stadt in der Nähe zu tun.

Einige Mitbewohner, die nach Bekanntwerden der positiven Tests als Kontaktpersonen in der städtischen Unterkunft unter 14-tägige Quarantäne gestellt wurden, reagierten auf die Vorsichtsmaßnahme sehr emotional und verärgert. „Es wurde gegen einen Mülleimer getreten“, so Goertz. Außerdem sei ein kleines Feuer entfacht worden, „das aber schnell gelöscht war“. „Viel passiert ist da nicht“, sagt Goertz nach Sichtung des Einsatzberichts. Dieser habe keine Stunde gedauert.

Den Einsatz bestätigt auch Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen. Die Verlegung sei durchgeführt worden, um den Infektionsschutz der Nicht-Infizierten zu gewährleisten. Die Verlegung, die eine Entspannung der Situation in der Unterkunft bewirken sollte, habe kurzfristig das Gegenteil bewirkt. „Das ist menschlich verständlich, wenn man sich die aktuelle Situation des Zusammenlebens in der Corona-Lage vor Augen führt.“ 20 vorwiegend junge Männer leben in der Gemeinschaftsunterkunft. Seit Jahren mache die Stadt „gute Erfahrungen mit der Betreuung in den Unterkünften“. Überall seien Ansprechpartner für die Flüchtlinge im Einsatz, sogenannte Objektbetreuer. Zurzeit seien auch Securitykräfte vor Ort. „Durch die Quarantäne mussten Schleusen an den Eingängen ein- und Bauzäune errichtet werden, denn das Grundstück darf in der Zeit der Quarantäne nicht verlassen werden.“ Eine belastende Situation sei das für Bewohner und Betreuer. „Wir erwarten aber“, so Goßen, „dass Mitarbeiter respektiert und Regeln grundlegend eingehalten werden.“

Im beschriebenen Fall wurde die Polizei zur Amtshilfe gerufen. Am 4. Mai waren Polizeikräfte aus Viersen „vorsorglich“ als Amtshilfe für das Gesundheitsamt vor Ort. „Es ist alles friedlich verlaufen“, so Goertz.

Keine Probleme meldet die Pressestelle des Kreises Viersen auf WZ-Nachfrage im Zusammenhang mit aktuell laufenden Screening-Einsätzen des Kreisgesundheitsamtes. Im Prozedere sei es so, dass der Kreis gemeinsam mit den örtlichen Sozialämtern auf die Einrichtungen zugehe. „Mit einem Mix aus Deutsch, Englisch und Französisch konnten sich unsere Mitarbeiter gut verständigen“, so Sprecher Benedikt Giesbers. Bislang habe sich jeder Bewohner in der Flüchtlingsunterkunft bei den Tests kooperativ gezeigt. „Viele der Menschen in den Unterkünften sind froh, wenn sie getestet werden, da ihnen ein Test Klarheit bringt.“

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