Jugendarbeit in Tönisvorst Stadt schafft Anlaufstellen für queere Jugendliche

Tönisvorst · Die Jugendeinrichtungen JFZ und das „Wohnzimmer“ wollen im Netzwerk „gern anders“ ihre Arbeit optimieren.

Die Regenbogenflagge ist ein Symbol für Vielfalt, Stolz und Selbstbehauptung.

Die Regenbogenflagge ist ein Symbol für Vielfalt, Stolz und Selbstbehauptung.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

(hb) Das Jugendfreizeitzentrum (JFZ) in St. Tönis und die Jugendeinrichtung „Wohnzimmer“ in Vorst sollen sich als Kontaktstellen für LGBTQ-Jugendliche im Netzwerk der NRW-Fachberatung unter dem Motto „gern anders“ zeitnah zertifizieren lassen. Das beschloss der Ausschuss für Vielfalt, Jugend, Senioren, Gesundheit, Soziales und frühkindliche Bildung einstimmig und folgte damit einem Antrag der UWT. Zur Begründung führt die UWT an, rund zehn Prozent der Jugendlichen entwickelten eine Identität, die von einer klaren binären Geschlechtlichkeit oder der immer noch erlebten heterosexuellen Norm abweiche. Im Rahmen ihrer Identitätsfindung hätten diese Jugendlichen einen speziellen Bedarf, auf den in der offenen Jugendarbeit besser eingegangen werden könne, wenn das Fachpersonal dazu besser ausgebildet sei. Die Zertifizierung der städtischen Jugendeinrichtungen habe zum Ziel, die relevanten Themen für die Jugendlichen qualifiziert ansprechen zu können.

In der Ausschussvorlage bestätigt die Verwaltung, dass das Fachpersonal der Jugendeinrichtungen einen gestiegenen Bedarf bei der Beratung und Betreuung dieser Jugendlichen sieht. Eine Intensivierung und Optimierung der Arbeit sei notwendig. Auch das Kreisjugendamt verweist auf eine Entwicklung zu mehr Diversität bei den Jugendlichen. Die Verwaltung hat deshalb bereits Kontakt zum Netzwerk NRW-Fachberatung aufgenommen.

Der einstimmige Beschluss täuscht aber nicht über verschiedene Einstellungen in der Kommunalpolitik hinweg. Den Antrag, den die UWT eingebracht hatte, begrüßte die GUT ausdrücklich. Auch die SPD-Fraktion begrüßte den Antrag grundsätzlich, die Zertifizierung müsse aber mit den Fachkräften vor Ort abgestimmt werden. Der FDP war wichtig, dass darunter der Normalbetrieb nicht leide: „90 Prozent der Nutzer verdienen auch ein Augenmerk“, sagte Birgit Koenen. Die CDU-Fraktion fragte nach Mehrwert und Ressourcen. Sie verwies auf die evangelische Kirchengemeinde, deren Jugendtreff „Beach“ bereits zertifiziert sei.

Dagegen hat Sven Pricken den UWT-Antrag für einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten nach der Diskussion im Ausschuss zurückgezogen. Schon in der Vorlage für die Ausschusssitzung hatte die Verwaltung das Ansinnen des Antrages grundsätzlich anerkannt, dann aber darauf verwiesen, dass es im Rathaus bereits hauptamtliche Mitarbeiter für Behindertenfragen gebe. Der Beratungsbedarf von Behinderten sei dadurch gut abgedeckt. Das sah die Mehrheit im Ausschuss ebenso. Das Thema solle beim nächsten Stellenplan aber neu beraten werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort