Lokale Wirtschaft „Wir sind keine Geldeintreiber“

Interview: In Tönisvorst gibt es seit zehn Jahren die Königs Inkasso GmbH. Im Gespräch mit der WZ erläutert Geschäftsführer Christian Königs seine Arbeit, mit der letztlich Gläubiger und Schuldner zufrieden sein sollten. Es gehe nicht darum, Menschen, die in finanzielle Not geraten sind, noch tiefer ins Elend zu stürzen.

 Die Firma von Christian Königs hat ihren Sitz an der Mühlenstraße 49 – im ehemaligen Gebäude der Stadtwerke.

Die Firma von Christian Königs hat ihren Sitz an der Mühlenstraße 49 – im ehemaligen Gebäude der Stadtwerke.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Herr Königs, auf der Webseite der Königs Inkasso GmbH sieht man viele lächelnde Menschen. Wie passt das zum Thema Inkasso?

Christian Königs: Seriöses Inkasso bedeutet nicht, Menschen, die in finanzielle Not geraten sind, noch tiefer ins Elend zu stürzen. Wir bieten Dialog und Beratung an, um Menschen mit Zahlungsproblemen einen Ausweg und Hilfe aufzuzeigen. Niemand sollte Bauchschmerzen haben, mit uns in Kontakt zu treten. In den allermeisten Fällen können wir zufriedenstellende Lösungen für Schuldner und Gläubiger finden. Am Ende sollten beide Seiten wieder lächeln können: der Gläubiger, dessen Außenstände bezahlt werden und der Schuldner, der seine Schulden abbauen kann.

Ihr Unternehmen besteht seit zehn Jahren – hat sich das Inkasso-Image seither gewandelt?

Königs: Inkasso ist für die Menschen transparenter geworden. Heute helfen Google oder soziale Medien den Menschen, sich umfassender zu informieren und unseriöse Firmen von seriösen Inkassounternehmen zu unterscheiden. Aber auch wir können online unsere Arbeit transparent kommunizieren und vermitteln, dass wir keine „unseriösen Geldeintreiber“ sind, sondern als Mitglied im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen nach gesetzlich vorgegebenen Abläufen und Sätzen agieren und abrechnen. Bei weit über 100 000 Inkassofällen, die wir pro Jahr neu bearbeiten, haben wir bei Google gerade einmal 37 negative Rezensionen in den letzten vier Jahren bekommen. Dies ist auch ein Zeichen dafür, dass seriöses Forderungsmanagement einen positiven Imagewandel erlebt hat.

Die GmbH ist seit Ihrer Gründung stetig gewachsen. Worauf beruht dieses Wachstum? Kann man sagen: Je mehr Überschuldung, desto besser für Sie?

Königs: Das sind falsche Rückschlüsse. Unser Wachstum beruht auf unserem stetig wachsenden Kundenstamm und auch unseren neuen Dienstleistungen, die wir bereits vor dem eigentlichen Inkasso anbieten. Als wir vor zehn Jahren als kleines Unternehmen begannen, hatten wir noch dementsprechend wenige Kunden. Durch unsere erfolgreiche Arbeit war es uns möglich, unseren Kundenstamm kontinuierlich zu erweitern. Heute zählen große marktführende Unternehmen zu unseren Kunden, die eine dementsprechend höhere Anzahl an Fällen an uns herantragen. Hierfür war es auch nötig, Abteilungen zu erweitern oder zu schaffen, die man zunächst nicht im Inkasso vermutet hätte: IT, Marketing, Analyse und Statistik, Archiv und diverse andere. Entgegen der Annahme landen nicht nur verschuldete Menschen im Inkasso, sondern sehr oft sind es die, die aus anderen Gründen eine Rechnung nicht beglichen haben. Zum Beispiel, indem kein Nachsendeantrag gestellt wurde, so dass die Kunden plötzlich nicht mehr für Mahnungen erreichbar waren. Im Übrigen stagniert die Überschuldungsquote in Deutschland seit drei Jahren zwischen 10,06 und 10,04 Prozent.

Woraus besteht die tägliche Arbeit ihres Teams?

Königs: Unsere Arbeit ist sehr vielschichtig. Wir haben viele exakt aufeinander abgestimmte Abläufe in den unterschiedlichen Abteilungen. Einige davon sind zum Beispiel das Prüfen von Kundenunterlagen, rechtliche Prüfungen von Neuaufträgen, Bearbeitungen von Kunden- und Schuldnerpost, Klärung von Reklamationen, Schuldnertelefonate führen, Korrespondenz mit Gerichten und Gerichtsvollziehern, das Auslösen und Bearbeiten von Informationsdienstleistungen, Zahlungsverbuchungen, Überwachungen von Alt-Akten und vieles mehr.

Wie sind Sie in diese Branche gekommen?

Königs: Ich bin quasi hineingeboren worden. 1986 begann ich im elterlichen Betrieb in Düsseldorf bei der Wirtschafsauskunftei Bürgel. Dort habe ich dann festgestellt, wie facettenreich und spannend, aber auch oft missverstanden die Branche ist.

Wie sehen die Pläne Ihres Unternehmens für die nächsten fünf bis zehn Jahre aus?

Königs: Wir haben mit der Zukunft bereits begonnen. Um unseren Kunden ein umfangreiches Leistungsportfolio anbieten zu können entstand 2014 die Königs-Unternehmensgruppe. Diese Gruppe umfasst die Königs Verwaltungs GmbH als Organträger, die Königs Inkasso GmbH für das Forderungsmanagement und Mahnwesen, die Königs Logistik GmbH für Logistikdienstleistungen und zu guter Letzt die ScanMan GmbH für Archivierungszwecke und die Debitorenbuchhaltung. Das neueste Projekt unserer Firma ScanMan GmbH ist ein Onlineshop für innovative, hochwertige Technikprodukte. So schaffen wir Auslastung unserer Lagerhallen und lernen viel über die Abläufe im E-Commerce, was wiederum in allen anderen Bereichen hilfreich ist.

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