Tönisvorst: Im Gerichtssaal gibt es das große Schweigen

Justiz: Der Prozess gegen eine Drogenbande hat begonnen. Sie soll auch in Tönisvorst aktiv gewesen sein.

Krefeld/Tönisvorst. "Dies war ein strukturiertes Bandengefüge mit klarer Rollenzuweisung und gründlichen Absprachen", erklärte der Staatsanwalt am Krefelder Landgericht über die aus Albanien, Kosovo und Rumänien stammenden Angeklagten. Ein jeder sei entweder für die Beschaffung von Drogen, den Weiterverkauf, Transportmittel, Unterkünfte oder Kommunikationswege zuständig gewesen.

Seit gestern müssen sich die fünf Männer unter anderem wegen gemeinschaftlichen Bandendiebstahls, Verstoß gegen das Betäubungsmittel -und Waffengesetz sowie Körperverletzung verantworten. Um ihren teils recht hohen Lebensstandard zu sichern, so die Anklage, hätten sie Kokain und Heroin zunächst in den Niederlanden beschafft und weiterverkauft. Außerdem hätten sie mehrere Einbrüche in Geschäfte und Privathäuser unter anderem in Krefeld, Tönisvorst und Meerbusch geplant und ausgeführt.

In Tönisvorst entwendeten sie dabei im September 2009 bei einem Einbruch in einen Getränkemarkt einen Tresor mit knapp 17000 Euro Bargeld nebst diversen Spirituosen und Tabakwaren.

Seit März sitzen die fünf Männer in Untersuchungshaft. Zuvor waren bei ihnen mehrere Beutestücke, Bargeld sowie Kokain und Streckmittel für die Drogen sichergestellt worden.

Alle Angeklagten, die der Verhandlung über einen Dolmetscher folgten, schwiegen sich zu den Vorwürfen aus. Lediglich in einem Fall ließen sie durch ihre Anwälte ankündigen, dass man möglicherweise am nächsten Prozesstag Angaben machen würde.

Im Februar dieses Jahres sollen sie in Meerbusch eine allein stehende und vermögende 79-jährige Frau zunächst beobachtet und dann in ihrem Haus überfallen, geschlagen und beraubt haben. "Hinreichende Angaben zu der Tat könnten der alten Dame vielleicht ersparen, hier als Zeugin vor Gericht befragt zu werden", sagte der Richter. Er musste aber zur Kenntnis nehmen, dass die Angeklagten über ihre Aussage erst in der nächsten Woche entscheiden wollten.

Priorität habe nun die Sichtung der vorliegenden Beweismittel, so die Anwälte. Die Angeklagten haben nämlich jetzt die Gelegenheit, gemeinsam mit ihren Verteidigern die Protokolle ihrer abgehörten Telefonate während des Tatzeitraumes zu sichten. Um sich ein Bild zu machen, was den Ermittlern vorliegt und was nicht. So wollen sie sich strategisch auf den zweiten Verhandlungstag in der nächsten Woche vorbereiten.

Für den Prozess sind zahlreiche Fortsetzungtermine angesetzt. Erst Ende Januar ist mit einem Urteil zu rechnen.

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