Lokale Wirtschaft : Tönisvorst: Firma Moerschen ist Familiensache
Tönisvorst Mutter und Sohn führen das St. Töniser Unternehmen. Zweiter Standort an der Vorster Straße wird eröffnet.
Als „zweite Wahl“ bezeichnet sich Jutta Schröer-Ulbricht scherzhaft. Denn eigentlich sah es so aus, als ob ihre ältere Schwester zunächst das Familienunternehmen, die Heinrich Moerschen GmbH & Co. KG, übernehmen sollte. Auch deren Betriebswirtschaftsstudium schien sie dorthin zu führen. Und so studierte Jutta Schröer-Ulbricht Jura. Doch die Schwester verzichtete und sie sprang ein.
Die kindliche Spielwiese, wie die Tönisvorster Unternehmerin sagt, wurde zum beruflichen Betätigungsfeld. „Wir haben mit den Mitarbeitern gespielt und sie auch geärgert“, erinnert sie sich. Als sie sich entschlossen habe, den Betrieb weiterzuführen, hätten ihr ihre Eltern nicht zugeredet. Sie seien der Auffassung gewesen, dass sie am besten einen Mann an ihrer Seite haben sollte. „Und das, obwohl meine Mutter, eine geborene Moerschen, und auch meine Oma immer mit im Betrieb gearbeitet haben“, sagt Schröer-Ulbricht. Und dann habe die Familie auch eher damit gerechnet, dass sie „in der Buchhaltung landet“.
Weit gefehlt. Seit 1989 führt sie das Unternehmen, das in diesen Tagen die Eröffnung eines neuen Standortes feiert. Seit gut zwei Jahren hat die Chefin im Geschäft einen Mann an ihrer Seite: ihre Sohn Veit Ulbricht. Der 25-Jährige hat sich erst nach seiner Bachelor-Arbeit für einen Eintritt in die Firma entschieden. Nach dem Abitur in England, einem Volkswirtschaftsstudium in Italien, absolvierte der junge Mann zunächst ein Praktikum bei einem Wirtschaftsprüfer. „Eigentlich der normale Weg nach solch einem Studium“, sagt er im WZ-Gespräch. „Doch ich habe festgestellt: Das ist nicht meins.“ Und so arbeitet er nun mit seiner Mutter zusammen. Beide empfinden ihre Zusammenarbeit als angenehm. Veit Ulbricht: „Man kennt sich. Man ist ehrlich zueinander. Das macht die Arbeit einfach.“
Mit dem jungen Mann wird die Ur-Ur-Enkel-Generation eines Tages die Geschäfte übernehmen. Die mit der Schmiede von Konrad Moerschen in Vorst begannen. Der Handel mit landwirtschafltichen Geräten und dann mit eigenen Artikel lässt das Geschäft in den 1950er Jahren wachsen. Konrads Sohn Heinrich wird Firmengründer, seine Tochter Marga und deren Mann Paul Schröer steigen mit ein.
Auch nach dem Tod von Heinrich Moerschen entwickelt sich das Unternehmen weiter. 1965 wird der Betrieb um einen Ausstellungsraum sowie ein Ersatzteillager erweitert. Drei Jahre später werden die Sparten Garten- und Kommunaltechnik ins Sortiment aufgenommen. 1974 erfolgt der Bau eines neues Betriebsgeländes mit großer Werkstatt in St. Tönis. Anfang der 1990er Jahre muss die Ausstellungshalle erweitert werden, da ist Jutta Schröer-Ulbricht bereits Geschäftsführerin. Und wieder wird ein Neubau nötig. Und zwar für landwirtschaftliche Großmaschinen. Auch die Produktpalette wird nach und nach erweitert: um Bodenbearbeitungs-Pflanzenschutz- und Ladetechnik.