Theater im Schageshof: spritzig-witziges Programm

Theater im Schageshof — das ist neu. Das „theater hintenlinks“ bot ein ganz besonderes Berlin-Münchener-Programm.

Anrath. Das war klasse oder, wie der Berliner wohl sagen würde: „Det war echt knorke!“ In der Galerie Schageshof servierte das kleine, ambitionierte „theater hintenlinks“ aus Krefeld ein spritzig-witziges Theaterprogramm, das im ersten Teil den Münchener Humor-Größen Liesl Karlstadt und Karl Valentin gewidmet war und nach der Pause Berliner „Milljöh“ mit Texten von Kurt Tucholsky und Otto Reutter in Szene setzte.

„Bulette mit Weißbier — Fassbrause mit Kraut“ — so lautete das Motto dieses unterhaltsamen Programms mit alten Liedern, Gedichten und Texten aus zwei deutschen Großstädten ganz unterschiedlicher Art, denen eines gemeinsam war: Hier schrieb man Kleinkunst ganz groß.

Wie flott es im Berlin der 20er Jahre mit kabarettistischen Songs zuging, das präsentierte Anuschka Gutowski, eine Diseuse mit toller Wandlungsfähigkeit: Sie sang und spielte alles: vom kindlich-neckischen Mädchen über die bebrillte Bayerin mit Tief- und Hintersinn, vom kecken Matrosen bis zur Loreley, die statt auf ihrem Felsen hoch über der Bühne auf einer Malerleiter thronte und sich und ihre Schönheit besang.

Der Abend begann mit skurrilen Münchner Liedern und Texten von Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Die Art und Weise, in der Anuschka Gutowski ihr unendlich langes und mit überraschenden und erschreckenden Zutaten gewürztes Salatrezept intoniert, begeisterte das Publikum.

Richtig in Schwung kam der Abend mit den Berliner Couplets von Otto Reutter und den bissig-schmissigen Texten von Kurt Tucholsky. Unsterbliche Gassenhauern wie „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen“ erklangen. Und wenn Gutowski „Ick wundre mir über jar nischt mehr“ san³g, blieb kein Auge trocken.

Musikalisch aufs Feinste begleitet wurde sie von Alexander Pankow, der auf dem Akkordeon auch für die Überleitungen sorgte, wenn Anuschka Gutowski sich wieder einmal umziehen musste. Das tat sie ausgiebig und erntete auch dafür viel Applaus. Peter Gutowski hatte für eine flotte Inszenierung gesorgt, ganz im Stil der „Goldenen Zwanziger“.

Die Theaterpremiere in der Galerie ist vollauf gelungen und ruft nach einer Fortsetzung. Mit dem „Teufelsgeiger“ Joscho Stephan hatten die Veranstalter im April dieses Jahres schon einen Glücksgriff getan. Er kommt wieder mit „Acoustic Rhythm“ am Sonntag, 7. Juli, 17 Uhr, bei freiem Eintritt.

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