Stadtgeflüster:Wo die Zeit scheinbar stillsteht

Von einem Bürgermeister mit italienischen Vorlieben und einem Schauspieler mit Einpark-Schwierigkeiten.

Stadtgeflüster:Wo die Zeit scheinbar stillsteht
Foto: Lübke, Kurt (kul)

Willich/Tönisvorst. Das Horror-Wetter am Pfingstwochenende hat in der niederrheinischen Landschaft keine allzu schlimmen Spuren hinterlassen. Aber zumindest an einem Gebäude: Der Hahn auf dem Schiefbahner Kirchturm stand aufgrund eines Blitzschlages ziemlich krumm da und seither rührt sich die Kirchtumuhr nicht mehr.

Stadtgeflüster:Wo die Zeit scheinbar stillsteht
Foto: Friedhelm Reimann

Egal von wo man beim Schützenfest schaut, es ist 3 Uhr. Am Rande: Dass in 40 Metern Höhe diesmal auf dem Gotteshaus keine Fahnen wehen, hat etwas mit Tierliebe zu tun. Die Schützen wollen die drei Turmfalken und ihre Jungen nicht aus der Ruhe bringen.

Stadtgeflüster:Wo die Zeit scheinbar stillsteht
Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Mal kurz zurück zur letzten Woche, als in Tönisvorst das Kulturprogramm der neuen Saison vorgestellt wurde. „Das ist immer ein Termin, der Spaß macht“, sagte Bürgermeister Thomas Goßen. Und outete sich bei dieser Gelegenheit als Fan der a-cappella-Band Viva Voce, die am 17. April im Forum Corneliusfeld zu erleben sein wird. Auch sonst mag’s Tönisvorsts Erster Bürger südländisch. „Zu einem guten italienischen Essen gehört doch auch italienische Klassik“, sagt Goßen und verdreht ein bisschen die Augen. Wohl, weil er schon an den nächsten Urlaub denkt.

Erstmals gibt es nun für die katholische Pfarrkirche St. Godehard in Vorst einen Kirchenführer. Diesen hat Schriftsetzer und Kaufmann Wolfgang Arretz in vielen Monaten Arbeit erstellt. Auf 32 Seiten mit 61 Fotos sind alle kirchlichen Gegenstände erstmals mit fundierten Texten erklärt und beschrieben.

Arretz setzt sich seit Jahren für den alten Zustand im Kircheninnern ein. Initiiert hat er auch die Aufstellung des Marienaltars vor einigen Wochen. Im Inneren des Gotteshauses sind u. a. auch die Glasfenster, Altar Gottharduskapelle, Klais-Orgel, Glocken. Auch das Weihwasserbecken sowie das mächtige Holzkreuz, Ambo und Altartisch sind abgebildet und beschrieben. Somit können sich die Besucher, darunter viele Pilger, sich erstmalls genau informieren.

Der Kirchenführer ist für zwei Euro zu erstehen — dieser Betrag kommt komplett der Restaurierung der Orgel zu Gute. Wolfgang Arretz hatte sich vor fünf Jahren gegenüber Pfarrer Ludwig Kamm bereit erklärt, nach dem Ausscheiden aus seinem Betrieb, diesen optischen Rundgang zu erstellen und zu finanzieren.

Es ist mittlerweile eine Kultveranstaltung: Die Spargelfahrt in Willich, die Bürgermeister Josef Heyes seit Jahren mit Gästen aus Japan unternimmt. 80 asiatische Gäste waren diesmal dabei, darunter der Generalkonsul und viele Kinder.

Mit zwei Traktoren, die von den Brüdern des Bürgermeisters gesteuert wurden, und vier mit Heu beladenen Wagen machte man sich auf den Weg. Josef Heyes gab zwischendrin immer wieder fachkundige Erläuterungen zur Landwirtschaft. Am Ende stand das Abschlussessen im Gründerzentrum des Stahlwerks — natürlich mit Spargel.

Rolf Hübecker aus St. Tönis hat mit Interesse das Foto des Fahnenmastes gesehen, den ein WZ-Mitarbeiter aus Willich kürzlich auf Geheiß der besten Ehefrau von allen im Garten aufgerichtet hat. Gefallen hat ihm der Mast aber nicht. „So ein Fähnchen für so eine WM in Brasilien ist ja lächerlich und dann noch krumm wie eine Bohnenstange“, kritisiert Hübecker.

Bei ihm an der Rosenstraße 77 stehe Deutschland plus das Gastgeberland Brasilien, Tisch und Fernseher für elf Freunde bereit. Auch Trikots, Hüte und Fähnchen sind vorbereitet. „Und da Klinsi ein Geheimtipp ist als deutscher Supertrainer, haben wir in Verbundenheit mit unseren US-Familienangehörigen auch die US-Fahne gehisst.“

Ein ungewöhnliches Bild bot der neue Willicher Stadtrat bei seiner ersten Sitzung im Schloss Neersen: Die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FDP und Grünen, Bernd-Dieter Röhrscheid, Hans-Joachim Donath und Raimund Berg, saßen nebeneinander. Was im Falle von Donath sogar dazu führte, dass er von seiner eigenen Fraktion völlig abgekoppelt war. Eine „Ampel-Koalition“ war aber trotz des symbolträchtigen Bildes nicht zu erkennen: Über die Besetzung der Ausschüsse und Vizebürgermeister-Posten hatten man sich auch mit der CDU geeinigt.

R.A. Güther, seit Jahren tragende Säule unter den Schauspielern der Schlossfestspiele, sah ein wenig verzweifelt aus: Zur Freilicht-Saison ist er mit dem eigenen Wohnmobil angereist, doch das überlange Gefährt passt längst nicht in jede Parklücke. „Ob es hier wohl geht?“, fragte er einen Passanten, nachdem er den Wagen in eine Parkbucht am Minoritenplatz in Neersen gesteuert hatte. Der Parkplatz vor dem Kaiser’s hätte sich vielleicht auch angeboten: Dort standen ohnehin schon zwei Wohnmobile.

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