Stadtgeflüster Bürger kommentieren ihre Stadt

Willich/Tönisvorst · Tönisvorster nutzen nun die interaktive Karte zur „Stadtentwicklung 2035“. Außerdem geht’s im Stadtgeflüster um Spinnen und Baustellen.

 WZ-Fotograf Kurt Lübke hat den Brauereihof in St. Tönis vor ein paar Tagen „leicht vermüllt“ vorgefunden. Zwischen dem Laub lagen zahlreiche Getränkedeckel.

WZ-Fotograf Kurt Lübke hat den Brauereihof in St. Tönis vor ein paar Tagen „leicht vermüllt“ vorgefunden. Zwischen dem Laub lagen zahlreiche Getränkedeckel.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der Stadtflüsterer muss ja zugegeben, dass er diese interaktive Karte auf toenisvorst.heimatidee.de, die, in die Vorster und St. Töniser Bürger also Ideen und Probleme zu allen Themen des Lebens eintragen und beschreiben können, sehr spannend findet. Die Zahl der Fähnchen, die dort zu den unterschiedlichsten Themen gesetzt und kommentiert werden können, ist mittlerweile beachtlich. Regelmäßig gibt es neue Anregungen zu entdecken. Das Stöbern lohnt sich! Nicht nur für die Auswerter.

Bücherbus für Vorst
auf der Wunschliste

Was ist da unter Bürgervorschlägen so zu finden? Ein Beispiel: „Der Bücherbus soll wieder zurück nach Vorst. Wir sind kein Stadtteil 2. Klasse!“ Da schwingt der Wunsch nach gelieferter Lektüre, aber auch der Frust über eine mangelhafte Anerkennung des kleineren Stadtteils mit. Ein anderer Bürger formulierte: „Kulturelles Leben und Brauchtum pflegen sollte mit aller Energie von der Kommune unterstützt und gefördert werden. Karneval, Schützenwesen und div. Vereinsaktivitäten sollten Freiraum erhalten um entsprechend gefeiert und gewürdigt zu werden. Sperrstunde um 22 Uhr sowie Eigenwohl vor Gemeinwohl können nicht die neue Regel sein. Brauchtum und Gemeinschaft waren zuerst da und sollten entsprechend – durch Unterstützung der Kommune gefördert werden.“

Kritik an Bebauung des
Geländes um Haus Brempt

Politisch ist für das kleine Baugebiet an Haus Brempt in Vorst schon grünes Licht gegeben worden. Eine Attraktivitäts-Steigerung für den Ort, neue Bürger, neues Wohnen und eine Stärkung des ortsansässigen Handels und der Gastronomie erhoffen sich die Befürworter dadurch. Doch nicht alle sind dieser Meinung. Ein Kommentar auf der Stadtentwicklungskarte für Vorst lautet so: „Ich finde es eine Schande, dass hier um den historischen Adelssitz alles mit fünf Mehrfamilienhäusern zugebaut werden soll! Das wird ein Schandfleck mitten im Ort! Warum hat man dies nicht verhindert? Hier hätte man viel für den Klimaschutz tun können, z. B. das Gelände rekultivieren, Bäume pflanzen, eine Parklandschaft schaffen usw. Alles besser als die jetzige Planung, bei der alles zu betoniert wird! Sehr schade!“ Eine Einzelmeinung?

Impulse für Verkehr und mehr Mobilität im Ländlichen

Verkehr und Mobilität ist ein Thema, vor allem in Vorst: „Gerade an den Wochenenden sollten mehr Busse nach Kempen fahren! Könnten ja auch Kleinbusse sein, wenn nicht genug Fahrgäste vorhanden sind“, schlägt jemand vor.

Andere Anregung: „Aufgrund der schlechten ÖPNV-Anbindung sollten vermehrt Sharing-Angebote ermöglicht werden: Car, E-Roller, E-Bikes.“

Zum Vorster Marktplatz schreibt jemand: „Der Marktplatz sollte gerade während der Sommermonate ein Platz der Begegnung, der Gastronomie und des Verweilens sein. Daher wäre ein absolutes Halteverbot von Mai bis September wünschenswert. Die Zeiten autogerechter Stadtplanung sind vorbei (Stichwort „mit dem Auto bis in Eisdiele, Bäckerei, Schreibwarenladen, Kirche oder Apotheke“).“

Schwenk nach St. Tönis, wo die Themen auch vielfältig sind

Park- und Verkehrschaos auf der Vorster Schützenstraße zum täglichen Schulbeginn. Ein Drogeriemarkt im Ortskern. Erhalt des historischen Vorster Rathausgebäudes unter dem Motto „Modernes Wohnen in alten Räumen“... die Liste der Vorster Themen ist lang. Aber natürlich lohnt sich auch ein Kartenblick auf St. Tönis. Vorher muss der Stadtflüsterer aber noch einen kurzen Stopp im Kehn einlegen. Für die Honschaft hat jemand „einen neuen Stadtteil“, sozusagen Tönisvorst 3, vorgeschlagen. „Kehn, könnte ein Städte verbindendes Element sein, so dass Tönisvorst endlich zusammen wächst. Im Ernst, ein in die Landschaft passendes, maßvolles Baugebiet könnte ein schönes sinnvolles Bindeglied sein.“ Man hört schon die Diskussion dazu...

Oase der Ruhe mitten
in der Stadt St. Tönis

Deshalb jetzt etwas Besinnliches, auf zu einem ruhigen Örtchen. Ein Bürgervorschlag bezieht sich auf den „kleinen schönen versteckten Seulenhof“, eine grüne Oase, die zum Verweilen einlade. Das Hinterhofkonzept könnte neu gedacht werden und von den Anwohnern für Anwohner und alle in der Stadt zum Erlebnistreffpunkt werden“. Gut, dass die Politik diese Höfe schon in den Blick genommen hat und ihre gesellige und gestalterische Aufwertung im Gespräch ist.

Sorgen um den Innenhof
der Brauerei Rixen

Eine Aufwertung hat wohl auch ein anderer Hof in der St. Töniser Ortsmitte dringend nötig. Der Innenhof der Brauerei Rixen. Er sei, so meldet ein Bürger per Karten-Interaktion, „leider verkommen und verdreckt. Regelmäßige Alkohol- und Drogenexzesse führen zu ständigen Polizeieinsätzen oder Besuchen des Ordnungsamt. Als Folge der regelmäßigen Trinkgelage werden Büsche und Beete als Müllkippe und Urinal missbraucht und der Hof lädt nicht gerade zum Verweilen ein und spielende Kinder sieht man hier auch nie. Eher die Drogen- und Trinker-Szene der Stadt, die den Hof regelmäßig belagert.“ Da sieht jemand dringenden Handlungsbedarf. „Die Integration des Hofes in das innerstädtische Leben könnte hier einen sehr schönen Platz bzw. eine grüne Oase mitten in der Stadt entstehen lassen, die sozial integrative Zwecke erfüllen würde und gleichzeitig zum Klima beitragen würde.“ In einem anderen Hinweis zum „Schandfleck der Innenstadt“ werden die Szene-Probleme mit denen am Theaterplatz in Krefeld verglichen.

Neubaugebiet Von-Sahr-Straße
bekommt nun seine Straße

Nun schnell wieder zu einem positiven Thema. Wir bleiben in St. Tönis. Die Anwohner der Von-Sahr-Straße sehen derzeit Orange: Das Kempener Unternehmen Hamelmann ist dabei, dem St. Töniser Neubaugebiet eine richtige Straße zu „verpassen“. Das freut vor allem die zahlreichen Kinder im Gebiet, haben sie doch Bagger und Kipper – alle in leuchtender Firmenfarbe – direkt vor ihrem Fenster. Und für ein freundliches Winken sind die „Hamelmänner“ immer zu haben.

Willicher Krankenhaus
nimmt immer mehr ab

Von einer kleinen Baustelle zu einer riesigen: Der Stadtflüsterer hat WZ-Fotograf Kurt Lübke gebeten, noch einmal die Abbrucharbeiten am ehemaligen St. Katharinen-Hospital an der Bahnstraße in Willich zu fotografieren. Man muss das Ende dieser Institution ja dokumentarisch begleiten. Und in der Tat: Das Krankenhausgebäude schrumpft und schrumpft. Das bleiben und werden noch spannende Baustellenbesuche bis zur Fertigstellung der neuen Katharinenhöfe. Willich wandelt weiter sein Gesicht.

„Der Spinnen-Mann“ zu Besuch in der „Villa Gänseblümchen“

Der Förderverein des Familienzentrums „Villa Gänseblümchen“ an der Ingerstraße hat einen besonderen Gast für die Kinder eingeladen. Dr. Stephan Loksa. Biologe und Arachnologe von Beruf. Viel spannender für die Kinder war jedoch der Inhalt seiner Kühlbox. Hierin befanden sich nämlich Zitter-, Kugel- und Hauswinkelspinnen, sogar eine Tarantel und die Vogelspinne Klara. Der Mann aus Budapest, der auch die Spinnensammlung des Aqua-Zoos in Düsseldorf betreut, erzählte von den Lebens- und Essgewohnheiten der Achtbeiner, von Verteidigungsmechanismen und zeigte, dass Spinnen schöne und liebenswerte Tiere sind, die man nicht töten, sondern lieber einfangen und wieder aussetzen soll. Die Kinder waren deutlich unbefangener als die ein oder andere Erzieherin. Der „Spinnen-Mann“, wie er überall genannt wird, ist aber auch Pädagoge und am Ende hatte fast jeder die Rotknie-Vogelspinne Klara auf der Hand, dem Bein oder sogar auf dem Kopf sitzen. Mutig, mutig!

Tierschutzverein Willich lädt zum Adventsbasar in die Kulturhalle

Zum Abschluss des Stadtgeflüsters steht der Hinweis auf den Adventsbasar des Tierschutzes für Willich. Der Verein lädt dazu für Samstag, 16. November, und Sonntag, 17. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr in die Kulturhalle in Schiefbahn, Schulstraße 14, ein. Der Tierschutzverein feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Der Basar hat folgendes im Angebot: Fotoshooting für Hunde an beiden Tagen mit einer Profi-Fotografin. Eine Tombola mit attraktiven Preisen für Mensch und Tier. Selbstgemachte weihnachtliche Deko, sowie Zubehör, einen Weihnachtströdel- und Bücherstand, Tiernahrung und Pflegeprodukte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort