Stadtgeflüster: Blumen, Baulücke und wieder „Boss“ Springsteen

Von Schießereien im Hof des Anrather Gefängnisses und diversen Parkplatzproblemen.

Willich/Tönisvorst. Hans Berster aus Schiefbahn hat sich bei der WZ gemeldet und einem Nachbarn ein dickes Kompliment gemacht. Besagter Thomas Meyer habe nämlich tausende Blumenzwiebeln gespendet, die im vergangenen Herbst auf Wiesen an der Blumenstraße und deren Verlängerung in Richtung Autobahn 52 gepflanzt wurden. Und jetzt macht die Straße ihrem Namen alle Ehren: Es blüht an allen Ecken. „Wunderbar“, lobt Hans Berster.

Nein, einen zusätzliche Motivation braucht der Mann nicht. Die Rede ist von dem St. Töniser Guido Beckers, bekanntlich der größte Bruce-Springsteen-Fan der westlichen Hemisphäre. Alleine die Tatsache, dass der „Boss“ im Londoner Hydepark auftritt, hatte seinen St. Töniser Fan dazu animiert, auf Städtereise zu gehen.

Jetzt kommt die Begründung, warum Beckers auch noch früh da sein muss: Im Vorprogramm spielt Rock-Legende John Fogerty, das ist die Stimme von Creedence Clearwater Revival. Aus Fogertys Feder stammen Songs wie „Proud Mary“, „Bad Moon Risin’“ oder „Rockin’ all over the World“. Warum erzählt der Flüsterer das in so einem klagenden Ton? Ist er etwa neidisch auf Beckers? Ja, er ist!

Dass Insassen der beiden Justizvollzugsanstalten in Anrath nicht über die hohe Umfassungsmauer entwischen können, die vor einigen Jahren gebaut worden war, ist Sinn der Veranstaltung. Nicht einkalkuliert worden war beim Bau, dass man einige Kaninchenpaare, die auf den JVA-Wiesen leben, gleich mit eingemauert hat.

Die Folge ist klar: Die Tiere haben sich vermehrt wie die Karnickel — und sind zur richtigen Plage geworden. „Die graben überall Löcher, laufen gegen die Sicherheitszäune und lösen Fehlalarme aus“, berichtet JVA-Leiterin Beate Peters. Man habe deshalb schon Jäger beauftragen müssen, die den Bestand dezimiert haben — selbstverständlich unter Beachtung aller Vorschriften, betont Peters. Über die Knallerei im Hof soll es keine Beschwerden gegeben haben.

Das ist eine interessante Baulücke an der Hochstraße in Schiefbahn, die WZ-Fotograf Kurt Lübke erspähte. Jetzt ist das Teil ja doch eher klein. Was also könnte man dort hinsetzen? Ein zufällig des Wegs kommender Passant hatte eine Idee: „Wie wär’s mit einem Auto-Aufzug?“ Der Mann meint so ein Teil, wie man es aus New York kennt. Die Autos werden quasi schichtweise geparkt. „Und wenn dann noch ein winziges Plätzchen frei ist, hält man das für das Fahrrad von Bürgermeister Josef Heyes vor“, sagt der Mann weiter. Die Idee klingt gut, jetzt fehlt Schiefbahn nur noch das entsprechende Parkplatzproblem wie New York.

Ein Parkplatz-Problem der besonderen Art hat der St. Töniser Geschäftsmann Lothar Zöllner am Alten Mark, unmittelbar vor der Post-Filiale, ausgemacht. „Zur Rush-Hour am Vormittag, wenn viele Menschen mal ganz schnell an ihr Postfach müssen, muss man manchmal nicht ganz gesetzeskonform parken“, sagt er.

Das heißt: Möglicherweise stehen zwei Räder auf der Pflasterung. Was Folgen haben kann: Es gibt Knollen. „Plötzlich taucht dann jemand vom Ordnungsamt auf und schreibt einen Bußgeldbescheid“, ärgert sich Zöllner. Dabei könnte alles gut sein, findet der Selbstständige. Niemand fühle sich gestört, es komme zu keinerlei Verkehrsbehinderungen. „Nur das Ordnungsamt macht sich mausig“, ärgert er sich.

Ja, sie sind jung, frech und manchmal auch schrill. Allerdings hat die Piratenpartei auch einen Touch von Seriösität, was ihrer Homepage anzusehen ist. Noch sind sie nicht in allen Orten zu Hause, allerdings geben sie sich große Mühe. Und genau hier will der Stadtflüsterer ein klein wenig Hilfestellung geben. Deshalb etwas Heimatkunde: Tönisvorst schreibt sich mit V in der Mitte, das kommt von Vorst. Auf der Homepage für den Kreis machen die Freibeuter das schon ganz richtig, der Teufel steckt im Detail. „Seien wir langmütig“, empfiehlt der Stadtflüsterer.

Jetzt wird wieder diskutiert: Was soll aus dem Gelände werden, auf dem der Schlecker-Markt im Vorster Ortskern stand? Dabei hängt an dem geschlossenen Geschäft ein rührender Abschiedsbrief der ehemaligen Beschäftigten. Darin verabschieden sich die Frauen, die lange dort gearbeitet haben, von ihren Kunden. An dieser Stelle fragt der Stadtflüsterer mal ganz nachdenklich: „Wie kommt die Debatte um das Gebäude eigentlich bei diesen Frauen an?“ Die finden das bestimmt nicht besonders toll.

„Das war wohl die längste Aufräumaktion, die Tönisvorst in den letzten 14 Tagen erlebt hat.“ Horst von Brechan, CDU-Fraktions-Chef in der Apfelstadt, freut sich. Nämlich über die Aktion „Saubere Landschaft“, die am Freitag zu Ende ging. Dabei handelte es sich nicht um eine programmatische Veranstaltung innerhalb der christdemokratischen Ratsvertretung — wie interne, spöttelnde Kreise vermuten, sondern darum, das Stadtgebiet vom Dreck zu befreien.

150 Schüler der Kirchenfeld-Schule waren im Einsatz gewesen, um den Unrat zu entsorgen. Dass sich eine Schule so stark mit ihrer Stadt identifiziere, sei wahrlich keine Selbstverständlichkeit, findet Fraktions-Geschäftsführerin Christiane Tille-Gander.

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