Stadtgeflüster: Auf den Spuren der alten Römer

Am Montag gibt’s ein Stadtgeflüster auf den Spuren der alten Römer. Darin begegnen wir Philologen, Philosophen und alten Hunden.

Willich/Tönisvorst. Sic transit gloria mundi: „So vergeht der Welten Ruhm“, sagt der Lateiner. Obwohl er gar nicht mit dem Bus gefahren ist, der zwischen Anrath und Forstwald verkehrt. Wenn man den Ort auf der Schottelstraße verlässt und dann die Umgehung überquert, nähert man sich einem Punkt, von dem man nur ahnen kann, dass das früher mal eine Bushaltestelle war. Die früher sicher sehr übersichtlich und wahrscheinlich auch informativ beschriebene Tafel ist kaum noch zu lesen. Völlig verblasst.

Si tacuisses, philosophus mansisses — wenn du geschwiegen hättest, wärest du Philosoph geblieben. Dieser Gedanke schießt einem unweigerlich durch den Kopf, wenn man die Bauberatung bei der Stadt Willich anruft. Die teilt dem Anrufer per Mailbox mit, dass sie aus Personalgründen nur noch sehr eingeschränkt zu erreichen sei. Und schiebt gleich hinterher, dass man nach dieser Nachricht auch keine Nachricht hinterlassen kann. Immerhin lässt sie aber wissen, wann man denn überhaupt jemanden erreicht.

Carpe diem — nutze den Tag! Diese alte Weisheit scheint derzeit Paul Schrömbges (60) zu befolgen, von Feinden und Parteifreunden nur „d’r Doc“ genannt. Denn der Philologe, Willicher Ratsherr und Beigeordnete in Viersen könnte vielleicht die Nachfolge des scheidenden Viersener Bürgermeisters Günter Thönnessen, von Feinden und politischen Freunden „Thönne“ genannt, antreten. Dazu müssten Schrömbges Viersener CDU-Parteifreunde ihm zunächst das Vertrauen schenken und zur Wahl aufstellen. Was den Flüsterer wiederum auf den (leicht abgewandelten) Spruch bringt: Timeo Viersenaos et dona ferentes — ich fürchte die Viersener, auch wenn sie Geschenke bringen.

Quo vadis — wohin gehst du? Für die Urlaubsplanung des Anrathers Markus Gather kann WZ-Redakteur Werner Dohmen diese Frage beantworten. Auf einem Urlaubstrip durch Florida wartete Dohmen in Miami auf Bekannte, die von Chicago aus mit dem Flieger eintreffen sollten. Plötzlich erblickte er ein bekanntes Gesicht: Markus Gather stand ihm unerwartet am Gepäckband gegenüber. Auch der war in Sachen Urlaub im Sunshine-State unterwegs und hatte gerade das Flugzeug aus Chicago verlassen. Die Welt ist eben klein — doch den passenden Spruch dazu gibt es nicht auf Latein.

Labor omnia vencit — unablässige Mühen bringen alles fertig. Getreut diesem Motto hat vor einigen Tagen die Schiefbahner Feuerwehr eine vorlaute Alarmanlage zum Schweigen gebracht. Kurz nach Mitternacht hatte diese in einem Geschäftshaus im Unterbruch aufgeheult. Sie ließ sich auch von der alarmierten Polizei nicht abstellen. Mittels Leiter und entsprechendem Werkzeug schaffte es die Feuerwehr schließlich, die akustischen Alarmgeber abzuklemmen und die Nachtruhe wieder herzustellen.

De mortuis nihil nisi bene — über die Toten nichts außer Gutes: Herman Brood guckt wieder von Plakaten. Schon beim Schützenfest des ASV war’s aufgefallen: Da hingen überall in Willich Plakate, die an den legendären Rock ‘n’ Roller erinnern. Der hatte sich am 11. Juli 2001 das Leben genommen. Was einen seiner engen Freunde aus Willich schon damals zu einer spektakulären Aktion inspirierte: Erwin Klemke hängte überall Nachrufe auf. Eine Aktion, die er jetzt zum zwölften Todestag wiederholte. Weil dieser eben genau mit dem Schützenfest und der Schlagerparty zusammenfiel. „Ich hab’ gedacht, bevor die Schlageraffen alle ihre eigenen Plakate sehen, hänge ich mal ein paar vernünftige auf“, sagte „Klemmi“ dem Stadtflüsterer. Und gerät beim Nachdenken ins Grübeln: „Herman, dieser alte Rock ‘n’ Roll-Hund, fehlt einfach auf der Welt.“ Zu Recht erinnert „Klemmi“ auch an einige magische Abende mit dem Niederländer im Kaisersaal.

Ora et labora — bete und arbeite! Wie Willichs Pastor Jürgen Lenzen diesen Wahlspruch umsetzt, konnte vor einigen Tagen auf dem Markt beobachtet werden. Der Geistliche, der dort eine Wohnung über dem künftigen „Café Kleeberg“ hat, stand nämlich auf einer Leiter und brachte eigenhändig einen Zettel an, auf dem die Hausnummer und sein Name zu lesen ist. Offenbar war beides bei den Umbauarbeiten abhanden gekommen, weshalb der Briefträger nun Probleme hat, den Pastor zu finden.

Nunc est bibendum — nun lasst uns trinken! Dieser Aufforderung kann man übrigens im Café Kleeberg weiterhin nicht nachkommen. Denn das neue Willicher Lokal lässt nach wie vor auf einen Eröffnungstermin warten. Seit einigen Tagen soll es immerhin telefonisch erreichbar sein, ist auf der Homepage zu lesen.

Soweit das Geflüster vom Montag, das ein wenig unter dem Einfluss von Cäsar und Co. stand. Wir hoffen, Sie hatten so viel Spaß wie wir dabei. Falls nicht, können wir nur antworten: De gustibus non est disputandum — über Geschmack lässt sich nicht streiten.

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