St. Tönis: Urwald am Bückersdyk

Ein Gelände in St. Tönis ist völlig verkommen. Das Unkraut wuchert schon zu den Nachbarn hinüber.

St. Tönis. Kennen Sie das Buch "Die Welt ohne uns" von Alan Weisman? Darin geht der Autor der Frage nach, was geschähe, wenn der Mensch von jetzt auf gleich nicht mehr da wäre. Heruntergeholt auf die lokale Ebene und bezogen auf ein ganz kleines Stück St. Tönis darf man diese Frage stellen: nämlich bezogen auf das Grundstück Bückersdyk 18. Und die Antwort lautet: Gestrüpp, das so wuchert, dass vermutlich in den nächsten Jahren ein Urwald im Kleinen entsteht.

Änne Giebing, Nachbarin des Anwesens, kennt das Problem und ärgert sich seit Jahren darüber. "Früher war das alles so gepflegt", schildert sie die Situation bis Anfang der 90-er Jahre. Das Ehepaar, das dort lebte, hielt Haus und Grundstück instand. Dann starb der Mann. Es folgte ein Brand, die Frau musste ausziehen, starb wenig später. Das Haus war nicht mehr bewohnbar und wurde abgerissen, das Areal verkam.

"Seitdem wuchert dort das Unkraut", klagt Änne Giebing. Und zeigt verzweifelt in Richtung des Nachbarn, wo Disteln, Brombeersträucher, Kletten und vieles mehr ungehindert in die Höhe schießen. In der Tat: Dort wuchert es in einer Höhe von zwei Metern und mehr. Das Gelände gehört einer Erbengemeinschaft. "Als diese vor Jahren mal einen umgefallenen Baum wegräumen wollten, kamen sie nur über unseren Garten daran", erzählt die 73-jährige Witwe. Das war vor etwa zwei Jahren, seitdem habe sich nichts getan.

"Dabei habe ich die Leute immer und immer wieder angesprochen. Sie sagen: ’Wir müssen dringend etwas machen’, aber nichts geschieht." Was die Frau zusätzlich aufregt: Sie hat versucht, Dinge in ihrem Nutzgarten großzuziehen - vergeblich. "Weil alles so dunkel ist, wächst bei mir nichts mehr."

Auch vor dem Grundstück sehe es auf dem Gehweg gruselig aus. "Da sprießt das Kraut, man kann den Bürgersteig nicht in der ganzen Breite benutzen", so Giebing. Vor einigen Monaten sei das mal sauber gemacht worden, weil eine Frau sich die Strümpfe aufgerissen hatte. Apropos aufgerissen: Frau Giebing hat sich ebenfalls mehrfach verletzt, als sie das Gestrüpp, das zu ihr hinüberwucherte, zurückschnitt.

Vergeblich gestalteten sich auch Versuche der St. Töniserin, bei der Stadt um Hilfe anzufragen. "Dort hieß es immer, das sei Privatsache."

Nicht äußern wollte sich der Besitzer des Grundstücks, nachdem er zunächst spontan auf WZ-Anfrage erklärt hatte, er werde am Samstag mit einem Bagger anrücken.

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