St. Tönis: Ausbildung - Casting mal ohne Gesang

Perspektiven: Schulbotschafter der IKK versuchen, Ausbildungsbetriebe und Jugendliche zusammen zu bringen. Über ein Casting bekommen Schulabgänger die Chance auf eine von 34 Lehrstellen.

St. Tönis. In wenigen Wochen ist für viele Jugendliche die Schulzeit zu Ende. Auch die Schüler der drei zehnten Klassen der Gemeinschaftshauptschule Kirchenfeld haben dann ihren Abschluss in der Tasche - aber die Mehrzahl von ihnen hat noch keinen Ausbildungsplatz.

So sieht es auch in der 10b aus. Gerade einmal fünf Schüler haben bisher einen Vertrag unterschrieben oder stehen kurz davor. "Ich würde gern Floristin werden", sagt Sabrina Todam (16). Zwei Praktika hat sie schon gemacht, und eigentlich sei es gut gelaufen, sagt sie. "Aber der Betrieb stellt keine Hauptschüler ein."

Genau da will die Innungskrankenkasse Nordrhein (IKK) jetzt einhaken und beschreitet neue Wege, um zwischen den Parteien zu vermitteln. Sie hat das Projekt "Azubi-Castings" ins Leben gerufen. Denn das Dilemma ist bekannt: Viele Handwerksbetriebe klagen über zu wenig oder zu schlecht qualifizierten Nachwuchs, zugleich bleiben viele Schulabgänger ohne Lehrstelle.

"Das liegt auch daran, dass viele Jugendliche auf ihren Notenspiegel reduziert werden", sagt Doro Schostok, die als Botschafterin in den Abschlussklassen der Hauptschule Kirchenfeld für die Kampagne wirbt.

Zuerst wirken die Schüler der 10b skeptisch. Sie wissen nicht so recht, was auf sie zukommt, als Schostok ihre Powerpoint-Präsentation startet. Doch ihr gelingt es schnell, das Interesse der Jugendlichen zu wecken und die Mauer aus zur Schau gestellter Lässigkeit zu brechen: "Ich habe 34 Ausbildungsplätze im Angebot", sagt sie.

"Was noch fehlt, sind die Azubis - und das könntet ihr sein." Damit ist ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zehntklässler sicher, denn für viele ist die Zukunft ab dem letzten Schultag ungewiss - und so richtig wohl fühlt sich damit wohl niemand.

Schostok erklärt den Jugendlichen das Procedere und worauf es beim Casting ankommt: "Wir wollen vor allem eure sozialen Fähigkeiten kennenlernen", sagt sie. "Deswegen ist ein Ausrutscher im Zeugnis nicht unbedingt schlimm."

Um am Casting teilzunehmen, können die Schüler sich auf der Internetseite (Infos siehe Kasten) aus einer Liste konkrete Arbeitgeber und Ausbildungsberufe aussuchen und dann zielgerichtet mitmachen - denn da die Unternehmer unterschiedliche Ansprüche an die Bewerber haben, macht ein vereinheitlichtes Casting wenig Sinn.

Am Ende der Stunde verteilt Schostok Karten, mit denen sich die Schüler registrieren können. Die Zugangsdaten werden ihnen zugesandt. Ausnahmslos alle Jugendlichen machen mit: "Ich nehme das sehr ernst", sagt Sabrina. "Vielleicht klappt es ja auf diesem Weg mit einem Ausbildungsplatz."

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